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Palas

Für die Öffentlichkeit zugänglich (nach Öffnungszeiten) Gruppenbesuche
Wichtiger Teil der Pfalz war der Palas, geräumig, von schöner Bauart. So auch in Eger. Mit einem Saal, zwei Gemächern mit Abtritt und Kamin und vielleicht auch mit einer kleinen Hauskapelle. Vom Palas ist nicht viel übriggeblieben. Die erhaltene nördliche und östliche Mauer und die romanischen Arkadenfenster deuten das ursprüngliche Aussehen des Palas an. An der Südseite war ein direkter Zugang zum oberen Raum der Kapelle.

(RS)
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Historische Texte

Kunst 1992

Als repräsentativer Gegenpol zum düsteren Schwarzen Turm ragt hoch über der schroffen Wand des Uferfelsens der Palas auf. Er nimmt die ganze östliche Hälfte des Felsens ein und schließt dort, wo die Burgmauer einen leichten Knick macht, auf seltsame Weise durch eine schräge Mauer ab. Dieses ungewöhnliche Abweichen vom rechten Winkel ist nur aus der Berücksichtigung des Vorgängerbaus zu verstehen. Die Grabungen legten hier eine alte Mauer frei. Daß es sich dabei um die Abschlußwand des Diepoldschen Palas gehandelt hat, scheint wahrscheinlich, denn eine nun überflüssig gewordene Wehr-mauer wäre sicher zugunsten einer symmetrischen Anlage der Kaiserresidenz niedergelegt worden, ein bestehender Palas konnte jedoch zunächst als Wirtschaftsgebäude übernommen werden. Im staufischen Palas war kein Platz für Wirtschaftsräume vorgesehen, so daß diese Lösung sehr wahrscheinlich erscheint, machte sie doch eine schnelle Bewohnbarkeit der neuen Pfalz möglich. Daß hier bereits vor dem „Kuchlbau“ des 16. Jahrhunderts ein kellerloses Gebäude stand, lassen die Ausgrabungen vermuten. Wäre es gleichzeitig mit dem Palas neu erbaut worden, so würde mit Sicherheit die Abschlußmauer des untergeordneten Nebengebäudes schräg gesetzt worden sein. Ob es vor dem „Kuchlbau“ noch einen Neu- oder Umbau an dieser Stelle gegeben hat, ist nicht nachzuweisen. Heute stehen vom Palas, dem eigentlichen Wohngebäude der Pfalz, nur noch die Grundmauern, die mit Ausnahme der Südwand zwei Stockwerke hoch bis zur ehemaligen Trauflinie erhalten sind. Daß ursprünglich noch ein drittes Mauergeschoß bestanden hat, ist nicht wahrscheinlich, da sich weder Mauerreste noch Spuren eines Treppenhauses aus staufischer Zeit fanden. Man begnügte sich in fast allen Pfalzen dieser Zeit mit nur zwei Geschossen. Erst das 15. Jahrhundert fügte einen Fachwerkaufbau hinzu. Der Gesamtbau mißt 47,5 m beziehungsweise 46 m in der Länge und 12,8 m in der Breite und ist aus harten Tonschieferbruchsteinen in relativ unregelmäßiger Bauweise aufgerichtet. Nur die Tragsteine, Eckverbindungen und Türpilaster sind aus hellerem Granit gehauen, wodurch die Tektonik des Baus leicht akzentuiert wird. Die repräsentativen Schmuckelemente, wie Säulen, Basen und Kapitelle, sind aus edlem weißgrauem Marmor gefügt. Da der Palas direkt an den steilen Felsabfall der Burg grenzt, öffnet sich das unterste Geschoß zum Tal hin als Erdgeschoß, während es zum Hof kellerartig vertieft ist, so daß der Eingang vermutlich über Treppen nach unten erfolgte. (Die heutige steile Rampe stammt aus der Ba-rockzeit, als der Palas als Munitionsdepot verwendet wurde und man das Niveau des Hofes durch Aufschüttungen hob.) Es öffnet sich dem Tal zu in mehreren unregelmäßig auf Ost- und Nordwand verteilten schießschartenartigen Fenstern, von denen einige etwas größer und mit Ziegelmauerwerk gefüttert sind. Die unregelmäßige Anordnung der Fenster läßt vermuten, daß sie zum Teil bereits dem Barockumbau angehören. Die Vergrößerung des westlichen Fensters zu einer Tür soll erst 1920 erfolgt sein, um so den direkten Zugang zum Mühlenturm zu ermöglichen. Während Schürer die segmentbogig geschlossenen größeren Fenster der Mittelreihe ihrer Form wegen für ursprünglich hält, weist ©amánková gerade diese auf Grund der Ziegelfütterung dem Barock zu. Diese unterschiedlichen Beurteilungen stehen für die allgemeine Unsicherheit, die hinsichtlich der Konstruktion und Funktionsdeutung dieses Geschosses herrscht. Die Grabungen legten eine in der Längsachse verlaufende Reihe von sechs Pfeilerauflagern frei, die vermutlich die Stützen einer hölzernen Balkendecke trugen. Diese muß ursprünglich auf dem ringsum laufenden Mauerrücksprung aufgelegen haben und später dann, etwas tiefer, auf noch heute sichtbare Kragsteine gelegt worden sein. In der Querachse teilte eine massive Mauer das Gebäude in zwei große Säle. O. Schürer hält sie für die Saalräume des kaiserlichen Gefolges; H. Sturm vermutet hier unter anderem den Kerker und E. ©amánková die ehemaligen Lagerräume. Spätere Quellen sprechen von Stallun-gen, die aber in Anbetracht der Nähe zu den repräsen-tativen Räumen sicherlich späteren Ursprungs waren. Weitere Unterteilungen des Untergeschosses sind nicht mehr feststellbar, da der Innenausbau vermutlich, wie auch in anderen Stauferpfalzen, aus Holz war. Das Hauptgeschoß des Palas – vom Hof aus als erhöhtes Erdgeschoß zu sehen – läßt sich auf Grund der Fensteraufteilung in der repräsentativen talseitigen Fassade genauer rekonstruieren: Drei prächtige Fensterarkaden an der Nordseite und eine weitere, schmalere im Osten weisen auf einen Saal, der, wie O. Schürer vermutet, mit 24,5 m zu 9,8 m Größe die ganze Gebäudetiefe einnahm. Die westliche Begrenzung ergibt sich aus Fragmenten des Wandansatzes an der Nordmauer. Seine Südwand ist nicht erhalten, muß aber, den Zeichnungen des 17. Jahrhunderts nach, fensterlos gewesen sein, offensichtlich wegen des nahen Kapellenbaus. Da sich keine Gewölbeansätze finden lassen, muß es sich um einen zweischiffigen Raum mit flacher Balkendecke gehandelt haben, die vermutlich von drei Pfeilern getragen wurde, die auf den entsprechenden Stützen des Unterraumes aufgesessen haben dürften. Wie W. Hotz zeigt, war der zweischiffige, flach gedeckte Saaltypus häufig in Stauferpfalzen anzutreffen, gewölbte Säle dagegen nur selten. Vier Arkadenfenster leuchteten den Saal von zwei Seiten hell aus: drei gleichmäßig hoch gesetzte Fünffenstergruppen in der langen Nordwand und ein Doppelfenster im Osten. Im Norden werden jeweils fünf Rundbögen auf grazilen Marmorsäulen von weiten, flachen Stichbögen überfangen, deren Laibung sie seitlich ohne Kapitell oder Kämpfer entwachsen. Da die Säulenarkaden innerhalb der Mauerstärke nach außen versetzt sind, ergeben sich nach innen zu tiefe Bogennischen, die den Lichteinfall gezielt lenken. Zierliche, ornamental und figürlich skulptierte Kämpferkapitelle beziehungsweise Kapitelle mit getrenntem Kämpferstein leiten zur Mauerstärke über. Die feinprofilierten attischen Basen mit floralen Ecksporen sprechen bereits die Sprache der Doppelkapelle. An der Ostwand antwortet den eleganten, weiten Fen-sterbögen ein einzelnes, entsprechend der Wandproportion schmales, zweiteilig gestaltetes Fenster. Es ist etwas höher in die Wand gesetzt und von einer hochgestreckten Nische überwölbt, die sich fast schon dem Spitzbogen annähert, so daß es die repräsentative Querlagerung und Reihung der Nordfenster, die die Weite des Raumes betont, überführt in einen gestreckten, vertikalen Raumakzent. Der wird optisch verstärkt durch eine besonders reich skulpturierte Fenstermittelsäule. Diese stilistische Sonderstellung, verbunden mit einer auffallenden Ver-schiebung des Fensters in die linke Wandseite, läßt vermuten, daß es einst den Thron des Kaisers flankierte, der sich somit an der sakralen Ostseite lokalisieren läßt, leicht nach rechts aus der Mitte gerückt. Man betrat den Saal direkt vom Hof aus über Stufen durch ein Portal an der hintersten Saalecke und näherte sich dem Thron durch die ganze Raumlänge, begleitet von der rhythmischen Folge der nördlichen Fensterarkaden. Das noch erhaltene Portal ist außen von einem schlichten, unprofilierten Rundbogen gerahmt und wird an der Innenseite, entsprechend dem Prinzip der Saalfenster, von einer etwas weiteren, höheren Bogennische umfaßt, die nach oben bereits von einem gedrückten Spitzbogen über-wölbt wird. Diese neue „moderne“ Form scheint hier, ähnlich wie wir es bei der Doppelkapelle beobachten werden, als Hoheitsmotiv eingesetzt worden zu sein. Westlich des Saales reihen sich in der Nordwand in unregelmäßigen Abständen und ungleicher Höhe drei Rundfenster, zwei Doppelfenster, zwei große rechteckige Öff-nungen, zwei Kaminläufe und ein einfacher Fensterschlitz aneinander. Die Rechtecköffnungen erweisen sich durch außen angesetzte Kragsteine als Eingänge zu Aborterkern, wie sie in den Pfalzen der Zeit allgemein üblich waren. Es müssen also hier die Wohnräume gelegen haben, die sich durch eine schmuckvolle Dekoration der Doppelfenster als dem Kaiser zugehörig erweisen. Ihre genaue Aufteilung ist nicht leicht zu rekonstruieren, da die in Fachwerk ausgeführten Trennmauern, wie das allgemein üblich war, in losem Verband zur Außenmauer standen und keine Ansatzspuren hinterließen. O. Schürer nimmt hier zwei Räume an, jeweils mit Kamin, Aborterker und einem beziehungsweise zwei Rundfenstern ausgestattet. Dabei stellt er dahin, ob der westliche Fensterschlitz einen zusätzlichen Zwickelraum beleuchtet hat, der die Schräge der Westwand ausglich und gleichzeitig als Verbindungsraum zum anschließenden Wirtschaftsbau fungierte. Ein Zugang dorthin hat sich als schmale, rundbogige Öffnung an der nördlichen Seite der Westmauer er-halten. Aus Lage und Proportion dieser Räume geht hervor, daß ihnen im Süden eine Galerie vorgelagert gewesen sein muß, die die Verbindung von Kaisersaal und Wirtschaftstrakt und den direkten Zugang zu den Wohnräumen ermöglicht hatte. Die nördliche Lage der Verbin-dungstür muß dann auf die räumlichen Gegebenheiten des anschließenden Bauwerks zurückzuführen sein, der erwähnte Zwickelraum wäre als Verbindungsglied zur Ga-lerie zu sehen. An ihrem östlichen Ende muß sich die Galerie zum Kaisersaal geöffnet haben, möglicherweise in direkter räumlicher Verbindung zum hofseitigen Hauptportal, das damit den Zugang zu Saal und Wohntrakt gleichermaßen ermöglicht hätte. Die Fensteröffnungen der Südwand können diese Überlegungen leider nur wenig stützen, da sie in Lage und Größe offensichtlich in späterer Zeit mehrfach verändert worden sind. Besonders auffallend ist die ungewöhnliche, abrupte Unterteilung des östlichen Rundbogens durch eine feingearbeitete Monolithsäule, ohne die üblichen überleitenden Arkadenbögen. Schürer vermutet, daß sie das Relikt einer ursprünglich feiner gestalteten Fensterzone sein könnte. Zur Aufteilung der Wohngemächer hat F. Arens 1976 im Rahmen eines Aufsatzes über staufische Pfalz- und Burgkapellen einen neuen Gedanken eingebracht, der von der Gestaltung der Doppelfenster ausgeht. Es sind ihrer zwei, die in unterschiedlicher Höhe sitzen. Obgleich einfacher als die Saalarkaden, werden sie im gleichen Prinzip innen von überfassenden Rundbögen überwölbt, die sich nischenartig vor ihnen öffnen, da sie in eine dünne, außen angesetzte Hausteinwand eingeschnitten sind. Diese Nischen ziehen sich auch unter den Fenstern weiter, wobei sie bei dem tiefer liegenden östlichen Fenster bis zum Boden reichen, von wo aus die Sohlbank schräg ansteigt. Im anderen Fall ist die Sohlbank gerade geführt, so daß sich fast ein Fenstererker ergibt. Der Ornamentschmuck der Fenster hält sich ganz im Bereich der Hausteinwand: Die Laibungen sind nach innen zu fein profiliert mit einer von unten anlaufenden gekehlten Fase. Zwischen ihnen belebt beim westlichen Fenster ein Pfeiler mit eingestellten runden Ecksäulen die Fläche, beim östlichen dagegen eine eingeritzte Zunge und dar-über rechts und links zwei Kreuze in leicht vertieften Krei-sen. An diesem Motiv, das im Profanbau relativ selten ist, setzt nun die Überlegung F. Arens‘ an, der hier eine ehemalige kleine Hauskapelle vermutet. Wie er zeigt, ist es keine Seltenheit, in einer Pfalz neben der Doppelkapelle noch eine weitere Kapelle zu finden, was Beispiele in Goslar, Frankfurt, Nürnberg und Trifels belegen. Durch diese Beobachtung in Eger neugierig gemacht, hat F. Arens in anderen Stauferpfalzen nach Vergleichbarem gesucht und fand in Wimpfen und Gelnhausen, an gleicher Stelle zwischen Saal und Kaiserwohnung, in einem Fall ein besonders reich verziertes Doppelfenster und einen Gewölbeansatz in dem sonst flach gedeckten Bau, im anderen ein Doppelfenster mit seitlichen Sitzbänken, woraus er auch hier entsprechend auf mögliche Hauskapellen schließt. Für Eger würde das eine andere Raumkonzeption als die von Schürer vermutete zur Folge haben, da eine Ka-pelle wohl nicht mit einem Aborterker und auch nicht unbedingt mit einem Kamin ausgestattet war. Aus dieser neuen Sicht ergeben sich so drei Raumsequenzen: der schmale Kapellenraum mit Doppelfenster und Rundfenster, ein erstes repräsentativeres Wohngemach mit Kamin, Aborterker, Rundfenster und Doppelfenster sowie ein zweites Zimmer, das ebenfalls mit Kamin, Aborterker und Rundfenster ausgestattet war, aber kein Doppelfenster hatte, d. h. ein dunkleres Zimmer; möglicherweise das Schlafgemach. Anschließend würde auch hier ein kleiner, allerdings fensterloser Zwickelraum als Verbindungsglied von Galerie und Wirtschaftsbau verbleiben. Bei dieser Konzeption erklärt sich nun die Dreizahl der Rundfenster und der Niveauunterschied der Doppelfenster überzeugend. Selbst die unregelmäßige Höhe der Rundfenster erhält so einen Sinn, denn in dem hintersten Wohnraum stellte es die einzige Lichtquelle dar und mußte so tiefer liegen als in Kombination mit einem Doppelfenster. Es scheint hier eine überzeugende Raumkonzeption gefunden zu sein, bei deren schmaleren Propor-tionen und größerer Raumzahl eine südlich vorgelagerte Galerie außer Zweifel steht. In der beschriebenen Innenaufteilung, die Wohn- und Repräsentationsräume unter einem Dach vereinigt und sie durch eine Galerie verbindet, sieht O. Schürer eine architekturgeschichtliche Neuheit, die sich aus der baugeschichtlichen Situation ergeben habe, ohne grundlegende Verankerung im Baugerüst; eine Neuheit, die dann, wie er meint, in dem Nachfolgebau Gelnhausen zu einer monumentalen und repräsentativen Galerielösung weiterentwickelt worden sei. Im Gegensatz dazu spricht E. Bachmann dem Egerer Palas das Innovative ab. Er sieht die Galerielösung als einen bereits in der griechischen An-tike gebräuchlichen Typus, der dann unter den Staufern in den deutschen Palastbau eingeführt worden sei. Tatsächlich ist er gleichzeitig auch in den Stauferpfalzen Nürnberg und Bamberg sowie in der Prager Burg Wladislaws II. zu finden. Da er in Nürnberg am reinsten und bereits mit Substruktion ausgeführt wurde, hält Bachmann den Nürnberger Palas für den beispielgebenden, dessen Vorbild eine Planänderung in den noch traditionell begonne-nen Bauten von Eger und Bamberg verursacht habe, was die halbherzigen Lösungen dort erklären könnte. Die hi-storischen Fakten geben uns keinen letztgültigen Aufschluß über diese Frage, da sich die Datierung (1170-1183) der Nürnberger Pfalz ebenso vage auf Vermutungen stützt wie die der Egerer und die beiden stilverwandten Pfalzen jeweils gegenseitig als Datierungshilfe dienen. Die Bamberger Pfalz allerdings war nachweislich erst nach 1200 fertiggestellt. Ob nun in Eger aus der bau-geschichtlichen Situation geboren und in Nürnberg übernommen oder dort in Anlehnung an die Antike entwickelt (süditalienischer Einfluß ist in Nürnberg über Regens-burg möglich) und in Eger nachträglich adaptiert, sicher ist, daß die Galerielösung in der letzten Regierungszeit Barbarossas in seinen Pfalzen Eingang fand und von dem befreundeten Wladislaw II. in seiner Prager Burg übernommen wurde. Als Konsequenz dieser neuen Innendisposition wird die Schaufassade, die bislang immer in Kombination der Saalarkaden mit dem Portal zum Innenhof gewandt war, nun nach außen gerichtet. Da jedoch in Gelnhausen die Galerie als mögliches Hindernis für die Ausbildung einer Innenhoffassade fehlt, ist die Neuheit der Außenfassade in Nürnberg, Eger, Prag und Bamberg vor allem auch mit dem neuen Repräsentationsanspruch der Kaiserpfalzen zu erklären, die sich nun, sofern es die Höhenlage strategisch erlaubte und von der Wirkung her sinnvoll machte, prächtig und wehrhaft zugleich nach außen richten. Für diese Annahme sprechen die Höhenpfalz Wimpfen, wo die Schaufassade nach außen ohne hofseitige Galerie ver-wirklicht ist, und die Talburg Gelnhausen, die trotz Ga-lerielösung die Schaufassade zum Hof kehrt, da sie offen-sichtlich nach außen strategisch unklug und ohne Wirkung in die Ferne gewesen wäre. In Eger ist diese Lösung zudem speziell durch die Lage der Doppelkapelle bedingt, die so nah an den Palas heran-gebaut ist, daß sich nur dessen westliche Hälfte frei zum Hof repräsentierte. Und dort befand sich der Verbindungsgang, der sich vermutlich in kleinen Arkaden zum Hof öffnete. Durch das rundbogige Portal, das sich noch heute in der Mitte der Palaswand erhalten hat, muß er über eine Freitreppe zu betreten gewesen sein, wie wir sie ähnlich unter anderem aus Goslar kennen. An deren Absatz setzt die Galerie zur Herrschaftskapelle an. So läßt sich die Hoffassade der Kaiserpfalz rekonstruieren als loses Gefüge außen und innen verlaufender Galerien in Verbindung mit einer Freitreppe, das durch den Kapellenkubus zur Rechten und das schräg ansetzende Nebengebäude zur Linken an beiden Seiten Festigkeit und Halt gewann. Es ist dies eine rein funktionale Lösung, die Jahrhunderte später mit den repräsentativen Treppenhäusern der Barockpaläste zum Kunstprinzip werden sollte. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang eine Theorie, die P. Buberl zur Hofgestaltung vertritt. E. J. Jonas entdeckte bereits bei seinen Grabungen etwa 7 m südlich des Palas vor der Kapelle ein Kellergewölbe, in dem er einen Stein mit kreisrunder Öffnung fand. In diesem vermutet Buberl das Lüftungsloch einer Hypocaustenheizung, wie sie in den Calefaktorien der Zisterzienserklöster üblich waren. Auch Schürer erwähnt diesen Kellerraum als mutmaßlichen Heizungskeller des Palas, ohne auf den Stein einzugehen, schränkt aber ein, daß der Abstand zum zu beheizenden Raum ein ungewöhnlich großer sei. Da die Egerer Pfalz besondere Beliebtheit als Winterquartier genoß, muß sie bei dem harten Klima gut beheizbar gewesen sein, jedoch sind nur an den beiden Wohngemächern Kamine zu finden, die auf Einzelöfen schließen lassen. Da sich die Hypocaustenheizungen üblicherweise immer in Kellergewölben direkt unter dem zu beheizenden Raum befanden, wie zum Beispiel in der Goslarer Pfalz, schließt P. Buberl aus dem Steinfund auf ein eigenes Winterhaus, das sich seines Erachtens über dem Keller befunden haben und durch eine weitere Gale-rie mit Palas und Kapelle verbunden gewesen sein soll. Diese Theorie ist durchaus denkbar, obgleich sie durch die Grabungen nicht zu erhärten war. Dem Raumempfinden des Baumeisters jedenfalls, der kubische Einzelbauten nach funktionalen Überlegungen lose aneinanderreihte, scheint sie nicht zu widersprechen, galt ihm doch das äußere Erscheinungsbild der Pfalz mehr als die einheitliche Gestaltung des Hofraumes. Es kann unseres Erachtens jedoch nicht überzeugen, wenn Buberl daraus die Zugehörigkeit der ganzen Bauhütte zum nahen Zisterzienserkloster Waldsassen ableitet, denn wie das Goslarer Beispiel beweist, war diese römische Heizungsart in der Romanik nicht nur auf die Zisterzienserklöster beschränkt. Die von ihm vertretene stilistische Zuordnung der Pfalz zur zisterziensischen Bauhütte soll uns später noch beschäftigen. Die Außenfassade des Palas hat sich glücklicherweise im Gegensatz zur Hoffassade erhalten. Hier öffnen sich die großen repräsentativen Fensterarkaden des Saales nach außen, wo sich, noch künstlerisch unausgereift, weil vorrangig von den inneren Notwendigkeiten bestimmt, eine Schaufassade entwickelt. Noch beschränkt sie sich nur auf die östliche Hälfte, wird im Westen mit Abort-erkern und unregelmäßig hoch gesetzten Fensteröffnungen kombiniert, noch fehlt jede Andeutung einer Ge-schoßteilung, und doch ergibt sich aus dem Zusammenspiel von wehrhaft mächtiger Außenmauer mit den drei rhythmisch geordneten Arkadenfenstern ein imposanter Anblick. Im Gegensatz zum Innenraum schließen diese Fenster außen ohne übergreifende Bögen bündig mit der Wand und wirken hier in der Reihung als durchlaufende, regelmäßig akzentuierte Galerie, während sie doch nach innen als drei gegliederte Einzelfenster erscheinen. Im 15. Jahrhundert wurde die strenge, archaische Würde dieser Fassade durch den Aufbau zweier Fachwerkgeschosse gebrochen. Die kaiserliche Wehr- und Schaufront wurde jetzt zum Sockel für einen herrschaftlichen Wohnbau, dem das Fachwerk einen anheimelnd bürgerlichen Anstrich verlieh. 1472 war der alte Dachstuhl durch einen Brand vernichtet worden.1475-1490 berich-ten die Quellen von Zimmermannsarbeiten, bei denen es sich, den alten Stadtansichten nach, nur um den Aufbau der besagten Geschosse handeln kann. Aus einem Bericht, den der Burgpfleger Philipp Emmerich Freiherr von Metternich 1654 notariell über den damaligen Zustand des Palas aufnehmen ließ, kennen wir die ehemalige Inneneinteilung der neuen Geschosse. Das untere hatte einen großen Rittersaal, der sich über die ganze Breite erstreckte und dessen Decke auf einer Mittelsäule ruhte, sowie drei kleine Zimmer, die an eine große Eingangshalle grenzten. Das obere Stockwerk hatte vier Wohnzimmer. Vermutlich war die Aufstockung nötig gewesen, da der Brand das westlich anschließende alte Wirtschaftsgebäude vernichtet hatte. An seiner Stelle entstand 1485 ein einstöckiger Flügelbau mit einer großen Küche im erhöhten Erdgeschoß, die dem Bau den Namen „Kuchlhaus“ gab. Sein hoher Kamin ist auf dem Holzschnitt des Caspar Hofreuther deutlich zu erkennen. Im Obergeschoß befanden sich Fachwerkzimmer mit direktem Zugang zum Palas. Das „Kuchlhaus“ fiel dem Kasemattenbau des 17. Jahrhunderts zum Opfer, seine Ruine liegt unter dem Schutt der Befestigungsaufschüttung verborgen. Der Palas ver-fiel, nachdem er 1702 nochmals notdürftig zur Nutzung als Munitionsdepot durch Vermauerung seiner Südfenster hergerichtet worden war. 1740 verlor er seinen Dachstuhl, und so konnten Regen und Witterung ungestört ihr Werk an ihm verrichten.

(Kunst 1992)
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Katalog 1994

Über dem nördlichen Steilabfall des Burgfelsens geht die Fassade des Palas übergangslos aus der Wehrmauer auf. Aus unregelmäßigen Tonschieferbruchsteinen gefügt, wird sie nur unterbrochen von drei in Granit und Marmor ausgeführten Arkadenfenstern von je 5 Bögen, die in gleichmäßiger Reihung eine Galerie bilden. Diese eleganten Rundbögen auf schlanken Marmorsäulen, von denen zierliche Kämpferkapitelle zur Mauerstärke überleiten, machen die trutzigen Wehrmauern zur Schaufassade. Der Palas öffnet sich hier repräsentativ nach außen, eine Neuerscheinung im Pfalzenbau, die früher nur in Nürnberg zu finden ist. Der Wohnbau der Pfalz mißt 47,5 m in der Länge und 12,8 m in der Breite. Seine Inneneinteilung ist deutlich an den Fensteröffnungen abzulesen. Links ein Festsaal von 24,5 auf 9,8 m Größe, rechts davon zwei relativ große Räume mit jeweils einem Biforium, einem bzw. zwei Rundfenstern ud einem Aborterker, die heute nur noch an den Rechtecköffnungen zu erkennen sind. Die bedenkenlose Kombination von Prachtarkaden mit relativ unregelmäßig verteilten Fenstern und Abortöffnungen zeigt, wie neu und unausgereift dieser Typus der Außenfassade noch war. Der Mühlturm an der westlichen seite ist ein Relikt der Befestigung aus dem 15. Jahrhundert. Er wirkt vor der romanischen Wand wie aufgeklebt. Vom Palas sind heute nur noch die Grundmauern bis zur Trauflinie erhalten. Im Untergeschoß lagen die Säle der Dienerschaft, Heizräume und wahrscheinlich der Kerker. In der Querachse teilte eine Mauer zwei Räume ab, in der Längsachse trug eine Stützenreihe die Balkendecke, die seitlich auf einem Mauerrücksprung auflag. Die Kragsteine lassen eine spätere Tieferlegung vermuten. Im Obergeschoß kennzeichnen die hier in großen Stichbogennischen liegenden Arkadenfenster den Festsaal. Durch die Nischen ist ein ganz gezielter Lichteinfall gegeben. Von den beiden östlichen Räumen führte ein Gang auf der Hofseite vom nichterhaltenen Kuchelbau zum Saal. Die Verbindung von Wohn- und Repräsentationsräumen und der dadurch bedingte Verbindungsgang sind eine weitere Neuheit in der Palasentwicklung, die aber, so wird vermutet, in der Nürnberger Pfalz bereits vorgebildet gewesen ist.

(Katalog 1994,19-20)
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Šebesta 1998

Der Palas war der prächtigste Bau der ganzen Burganlage, der für die Tagungen des Reichs- und Hoftags und für andere festliche Angelegenheiten in Anwesenheit des Kaisers bestimmt war. Vom Palas blieben nur die Außenmauern erhalten. In der Nordwand ist sichtbar, dass der Bau in zwei Räume geteilt war. Den ganzen östlichen Teil nahm ein Festsaal ein, dessen drei fünfteilige romanische Fenster mit Marmorsäulen in dieser Nordwand Licht hereinließen. In der Stirnwand befindet sich ein zweiteiliges Fenster, das ebenfalls durch eine Marmorsäule mit trapezförmigem Kapitell geteilt ist. Die Südwand des Palas steht nicht mehr, und es gibt keinen Beleg, nach dem man sich eine Vorstellung von der Gliederung dieser Wand machen könnte. Es blieb nur das Granitportalgewände des ursprünglichen Eingangs mitten in der Südfront des Baus übrig, der direkt in den Festsaal führte. Aus der Gliederung des westlichen Teils der Nordwand kann man schließen, dass diese Hälfte des Palas von zwei Gemächern gebildet wurde. Regelmäßig wiederholen sich hier die kleinen romanischen Fenster der damals üblichen Hauskapellen, die Schornsteine der Kamine, die Eingänge in die Erkerabtritte und die kleinen runden Lüftungsfenster hoch unter der Decke. Der Zugang in die Gemächer erfolgte vom Flur aus entlang der Südwand, in der noch heute zwei Fensteröffnungen und eine von innen kaum erkennbare zugemauerte Tür zu sehen sind. Die geöffneten Durchsichten in den beiden westlichen Ecken des Gebäudes sind späterer Herkunft. Kragsteine an den Palaswänden, die sich rundherum ziehen, zeigen die Höhe des Balkenfußbodens, der in der Mitte von Holzsäulen gestützt war. Das Untergeschoss wurde in den Hang gebaut und bis zum 15. Jahrhundert nicht benützt. Nur kleine Schießscharten, die die Wehrfunktion der Außenmauer beweisen, sicherten die Belüftung. Zugänglich war das Untergeschoss über die Holztreppe in der südöstlichen Ecke des großen Saales. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kam es zu bedeutenden Umbauten. Der schräge Fußboden des Untergeschosses wurde eingeebnet, und drinnen wurden Pferdeställe errichtet. Im 16. Jahrhundert war hier ein Waffendepot, wie es in einer Beschreibung aus dieser Zeit angeführt wird. Der Zugang wurde unter dem Haupteingang in den Saal durchgebrochen, und vom Hof aus musste dorthin eine abwärtslaufende Rampe gegraben werden. Die gewonnene Erdmasse wurde zur Einebnung des Fußbodens im Untergeschoss an der Außenwand benutzt. Dies hat sich bei den Grabungen gezeigt, als sich nachweisen ließ, dass sich die Schicht mit mittelalterlicher Keramik unter der älteren slawischen Schicht befand. Unter den Gemächern im westlichen Teil des Palas befanden sich runde Vorratskammern aus Stein oder Ziegeln, die der Berliner Architekt Julius Ernst Jonas 1911 freilegte. Um die Burg herum wurde der Zwinger der Stadtbefestigung gezogen, zu dem zwei Basteien gehörten, der Felsen- und der Mühlturm. Auf den Palas wurde ein einstöckiger bewohnbarer Fachwerkbau aufgesetzt, der aber im Laufe von zwei Jahrhunderten allmählich verfiel, und 1740 musste er mitsamt dem Dach abgerissen werden. Die Längswände, von den inneren Verbindungen befreit und von einer Seite mit aufgeschütteter Erdmasse beschwert, wurden durch Stützpfähle befestigt. Der Palas blieb Ruine. Den völligen Verfall verhinderte nur die Konservierung des Mauerwerks am Ende des 19. Jahrhunderts.

(Šebesta 1998)
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