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Rolandbrunnen

Der Brunnen mit Rolandstatue befindet sich im oberen Teil des König-Georg-von-Podiebrad-Platzs, in der Nähe des Informationszentrums.
Für die Öffentlichkeit zugänglich Öffentliches Gebiet
Auf dem Marktplatz stehen zwei Marktbrunnen aus dem 15. Jahrhundert. Erst später wurden sie in Stein ausgeführt und mit dekorativen Plastiken geschmückt. Der erste Steinbrunnen in Eger, erbaut auf dem oberen Marktplatz von Meister Erhard Pauer aus Eichstätt in den Jahren 1481-1482, wurde bei dem Durchbruch der Bahnhofstraße im Jahre 1865 beseitigt. Im Jahre 1523 wurde der hölzerne Röhrkasten in der Mitte des Marktplatzes in Stein gefasst und im Jahre 1528 mit einer farbigen Holzfigur von einem Maler namens Mathes geschmückt. Da sie am Tag des Heiligen Martin aufgestellt worden ist und dem Egerer Tischler Barth ähnlich war, bekam sie gleich den Spitznamen Martl-Barth-Tischler. Im Jahre 1591 wurde sie durch eine steinerne Landsknechtfigur des Bildhauers Wolf Henff ersetzt. Diese Rolandfigur, Symbol der Stadtrechte, bekam bald den volkstümlichen Namen „Wastl“. Im Jahre 1966 wurde die Rolandfigur vom Bildhauer Jozka Antek renoviert und 1981 durch eine Kopie des Bildhauers J. Zivny ersetzt. Das Original wurde dem Museum übergeben.

(bh)
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Historische Texte

Prökl 1877

Auch weiter oben am Ringe, zwischen diesem Rathhause und dem alten Juncherischen Geschlechtshause „am scharfen Eck“ zeigt sich über den zweiten großen, offenen Marktbrunnen ein gerüsterer Landsknecht in der Tracht von 1500 mit einer Banner, als Zeichen der Gerichtsbarkeit wie des Markt- und Fehderechts der alten Reichsstadt.

An seinem linke Fuße hält ein Löwe den Schild mit dem Stadtwappen; am rechten Fuße drückt ein kleiner Gewappneter mit dem linken Arm ein Schwert an sich und hält in der rechten einen abgeschlagenen bärtigen Kopf – ein Symbol des städtischen Blutbanns über Leben und Tod.

(Prokl 1877,491)
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Sturm 1952

Der „Wastelbrunnen“ auf dem Marktplatz

An beherrschender Stelle des Marktplatzes steht als Brunnenfigur in Stein gehauen ein in Harnisch und Beinschienen gekleideter Mann mit unbedecktem Haupt, gestützt auf den Schild mit dem Egerer Stadtwappen und in der Rechten einen langen Spieß haltend. Ihm zur Seite lehnt halb kniend eine ebenfalls barhäuptig und gewappnepte kleinere Gestalt, die in ihrer Rechten einen von Rumpf getrennten Männerkopf und in der Linken ein bloßes Schwert hält. Die Egerer nennen das Standbild seit je den „Wastel“.

In seiner Sinndeutung ist dieses Standbild aber keine gewöhnliche Brunnenfigur, sondern verkörpert, so wie in norddeutschen Städten der Roland am Marktplatz, für Eger das Sinnbild der freien Marktgerechtigkeit. Über die Entstehung dieses Egerer Wahrzeichens geben die Quellen hinreichend Aufschluß.

Im städtischen Ausgabenbuch von 1528 steht der Eintrag: Item geben dem Mathes moler von dem man auff dem kasten zu machen fünf gulden. Die hier bezeichnete Figur war aus Holz und mit Farben staffiert. Den Untersatz bildete ein Steinsockel, auf dem noch heute die Jahreszahl 1528 zu lesen ist. Nach der Kriegelsteinschen Chronik gab man dieser ersten (hölzernen) Brunnenfigur, weil sie zu Martini aufgestellt worden ist und dem alten Tishler Barth ähnlich gesehen haben soll, den Spitznamen Martl-Barth-Tischler. Über sie ist sonst nichts mehr überliefert, nur das eine noch, daß sie zu Beginn der Achtzigerjahre des 16. Jahrhunderts durch ein steinernes Standbild, eben den heutigen „Wastel“, ersetzt wurde.

Das Auswechseln der hölzernen mit einer steinernen Figur beruhte im Grunde eigentlich auf einem reinen Zufall. Im Sommer des Jahres 1580 hatte der aus Helberg stammende Bildhauer Wolf Henff vom Rat der Stadt Eger die Erlaubnis erhalten, ohne das Bürgerrecht zu erwerben zwei Jahre in der Stadt Eger die Erlaubnis erhalten, ohne das Bürgerrecht zu erwerben zwei Jahre in der Stadt wohnen und seine Kunst ausüben zu dürfen. Nach Ablauf eines Jahres bedankte er sich beim Rat für diese Gunst und erbot sich zu folgendem: falls Eure erbaren und hochweisen gelegen und mir einen tauglichen rauhen stein anhero schaffen wollen, ich zu anzeigung meiner dankbarkeit ein gewapnetes streitpares mannsbildt auf den steinernen röhrkasten allhie fleißig hauen und machen wil, darob e. e. und hw. und ganze gemeine stadt ein ehr und ich ein ruhmb haben sol. Zugleich mit dem Anerbieten ließ er durchblicken, daß er, der zu dieser erbaren stadt ein sonderlichen guten willen und lust habe, sich in Eger dauernd niederzulassen gedenke, weshalb er der Rat der Stadt bat, ihm mit einer freien herberg allhie förderlich zu erscheinen.

Was daraus geworden ist, läßt sich aktenmäßig nicht belegen. Meister Henff – oder wie er in anderer Schreibweise auch als Hampff genannt ist – war aber in der Folgezeit ständig in Eger wohnhaft und erhielt auch kurze Zeit nach seiner Eingabe vom Rat der Stadt Eger einen Auftrag für ein steinernes Kruzifix und für die Steinfigur auf den Röhrkasten am Marktplatz. Im Ratsprotokollbuch ist für den 14. September 1584 vermerkt, daß der Bildhauer Wolff das fürgedingte steinerne crucifix wie auch den steinernen Roland zum röhrkasten gehörig mit vleiß gefertigt und solches mit dem fürgedingten lohn nicht zu erschwingen. Ist im noch 4 thaler und 1/2 kar korn zur verehrung bewilligt, doch hiebei bevohlen, do diese beide werk inkünftig vollends aufgericht, hiebei sein gebürliche handreichung zu thun.

Welchen Platz das steinerne Kruzifix bekam, ist nicht überliefert; die Steinfigur für den Brunnen, die hier bezeichnenderweise und übrigens einmalig in den Quellen „Roland“ genannt wird, wurde erst nach eineigen Jahren, und zwar 1591, auf den Brunnen aufgesetzt. Im Tagebuch des Gerichtsherrn Andreas Baier steht zu diesem Jahre vermerkt: Den 29. juli hat man den steinernen mann auf den steinernen röhrkasten gesetzt, so meister Wolf, bildhauer, gemacht. Seitdem steht der„Wastel“ am Egerer Marktplatz als Sinnbild der freien Marktgerechtigkeit und in unserer Zeit als ein markantes Wahrzeichen der Stadt.

(Sturm 1952,253)
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Kunst 1992

Mittlerer Marktbrunnen vor dem Rathaus, sog. „Wastl“:

Seit 1350 hölzerner Röhrenkasten.

1523 - in Stein gehauen.

1528 - Aufsetzen einer farbig gefaßten Holzskulptur. Fassung von Maler Mathes: laut Krieglstein volkstümlich der „Martin-Barth-Tischler“ genannt.

1591 - durch die steinerne Figur des „Wastl“ ersetzt vom Bildhauer Wolf Henff (Hampf, Hempf) aus Hellberg. Rolandsfigur mit Wappenschild, Sinnbild der freien Marktgerechtigkeit und Gerichtsbarkeit.

Heute Kopie aufgestellt; Original im Stadtmuseum.

(Kunst 1992,582)
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