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Jahnmal

Das Objekt existiert nicht mehr
Das Jahnmal wurde 1913 enthüllt. Es stand seither als Symbol für die Einheit des deutschen Volkes, die im Nationalitätenstaat Österreich-Ungarn und dann in der Tschechoslowakei eine große Rolle spielte. Der gesamte Jahnmalhügel wurde nach dem Kriegsende gesprengt, um damit ein angebliches Symbol großdeutschen Nationalismus zu beseitigen.

(Katalog 1994,89)
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            jahnmal

Historische Texte

UE 1913

Gegenwärtig ist Mayerl mit dem Egerer Jahndenkmal beschäftigt, das im August dieses Jahres auf den Höhen des Spittelberges enthüllt werden soll. Auf einem 10 Meter hohen, künstlich aufgeschütteten Malhügel, der am Fuße 30 Meter hoher Steinblock, erhebt sich ein gewaltiger, 5,60 Meter hohe Steinblock, mit dem Turnerzeichen, umgeben von drei gewaltigen Adlern, die wachsam in alle Richtungen des Egerlandes hinausspähen. Dieses Mal soll mit Eichen umpflanzt und mit Steinen umgeben werden, welche die Namen der dem Turnerbund angehörigen Vereine tragen. Dieser Entwurf stammt von dem Vogtländer Künstler Zenker (Plauen) und ist seiner ganzen Konzeption nach eine durch Kraft und Wucht wirkende Symbolisierung der deutschen Turnerei, der turnerischen Ideale und zugleich eine Ehrung Jahns und des Sieges der in seinem Buche „Deutsches Volkstum“ ausgesprochenen Gedanken und Ideen. Bedeutungsvoll erfolgt die Enthüllung dieses Males zur Jahrhundert-Gedenkfeier der Befreiungskriege und der Leipziger Völkerschlacht, an der auch die Egerländer (Regeiment Erbach) rühmlich teilgenommen.

Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, die Vorarbeiten zu diesem Denkmal in Mayerls Atelier zu besichtigen. Von den drei gewaltigen Adlern, deren jeder eine Höhe von 2.40 hat, sind die Modelle so ziemlich fertig und wird demnächst an die Ausführung geschritten werden. Da die Adler auf Fernwirkung berechnet sind, ist auch die plastische Behandlung eine großflächige. Als Material ist bayerischer Granit gewählt. Von der gewaltigen Wucht des Denkmals gibt eine Vorstellung, das 56 Blöcke (Quadern) dazu notwendig sind und das Gesamtmaterial 45 Kubikmeter umfaßt. Der Künstler hofft, bis zum Eröffnungstag bequem fertig zu werden, wenn auch andere Arbeiten einstweilen etwas zurücktreten müssen.

(UE 1913,8)
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Trunverein 1913

Die Kosten des Males sind durch auf 1912 und 1913 verteilte Pflichtumlagen (jedes steuernde Bundesmitglied für jedes Jahr 1 Krone) und durch freiwillige Spenden aufzubringen. Der künstlerische Entwurf in Uebernahme der Franz Kießling´schen Grundgedanken entstammt der Schöpferkraft unseres Bundesdietwartes Friedrich Rudolf Zenker in Plauen. Am 8. Scheidings 1912 war es, als eine größere Turnerschar unseres Vereines frohen Mutes und tiefen Ernstes im Abendschein auf die Höhe des Spittelberges hinauszog, den Grundstein zu setzen zu dem Bundeswerke, das uns und die fernsten Geschlechter stets an unseren großen Altmeister Friedrich Ludwig Jahn, an die Besten und Edelsten unseres Volkes gemahnen soll. Es war ein feierliches Beginnen. Schwarz-rot-goldene Fahnen wurden an der Hügelgemarkung gehißt, der erste Spatenstich erfolgte und eine national durchglühte Ansprache des Turnbruders Pfarrer Gustav Fischer ließ den weihevollen Augenblick noch herrlicher empfinden.

Viel Stolz setzten die Turnbrüder darein, mit Schaufel, Hacke und Spaten mithelfend eingreifen zu können, nicht nur an jenem Abend, sondern in ungezählten freien Stunden. An der Wiederkehr des Geburtstages Jahns, dem 11. Erntings 1913, wollen die Bundesbrüder aus Alldeutschlands Bauen das zum ewigen Gedächtnis unseres Altmeisters errichtete Bundes-Jahnmal feierlich enthüllen. In diesen Tagen (9. – 11. Erntings 1913) hält der Bund in den gastlichen Mauern der alten Staufenstadt sein 6. Bundesturnfest ab. Mit ihm will auch unser Verein die Feier seines 50 jährigen Bestandes würdig begehen. Festausschuß und sämtliche Unterausschüsse schaffen mit ausdauerndem Fleiße daran, einen guten Verlauf diesen Festtagen zu sichern, die uns an die Zeiten tiefster Erniedrigung und herrlichster Errstehung unseres Volkes und an die Freiheitshelden von 1813 (Freiherrn von Stein, Scharnhorst, Büllow, York, Blücher, Fichte, Arndt, Schill, Herzog von Braunschweig, Schenkendorf, Gneisenau, Friesen und Körner) erinnern werden. Für sie wollen wir um das Heiligtum des Bundes, umringt von Bismarckeichen, Denksteine setzen, gleichsam Altäre bauen.

(Turnverein 1913,12-13)
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Sturm 1952

Auf der Anhöhe des Spittelberges, nördlich gegenüber der Stadt, von der aus man einen umfassenden Rundblick über Eger und das umliegende Land hat, wurde im Jahre 1913 auf einem künstlich aufgeschütteten zehn Meter hohen Hügel das Jahnmal errichtet. Das aus der geschichtlichen Tradition von Eger erwachsene Reichszugehörigkeitsbewußtsein ließ die Jahrhundertfeier der Leipziger Völkerschlacht, an der auch das Egerer Hausregiment Erhart rühmlich Anteil hatte, zum Anlaß nehmen, ein Denkmal eigener Art zu schaffen. Der am Fuße dreißig Meter im Durchschnitt betragende künstliche Hügel wurde durch Aufschütten von Erde aus allen deutschen Landschaften gebildet. Als Krönung dieses Erdhügels wurde ein nahezu sechs Meter hoher, roh behauener Steinblock mit dem Turnerabzeichen, umgeben von drei gewaltigen Adlern, aufgesetzt, die über das Egerer Land nach Böhmen, Bayern und Sachsen blickten. Jeder von diesen Adlern hatte eine Höhe von zweieinhalb Metern und war, auf Fernwirkung berechnet, in großflächiger Art behandelt. Als Stein dazu wurde bayerischer Granit gewählt. Das Jahnmal umfasste ein Gesamtmaterial von 45 Kubikmeter. Rund um das weithin sichtbare Denkmal, das dem mit Turnvater Friedrich Ludwig Jahn gewidmet war, lag ein eingezäunter Eichenhain mit zahlreichen Steinsetzungen, die die Namen der dem Turnerbunde angehörenden Verbände und Vereine trugen. Der Entwurf des Egerer Jahnmals stammte von dem vogtländischen Künstler Friedrich Rudolf Zencker (Plauen), die Ausführung von dem Egerländer Bildhauer Johann Adolf Mayerl.

Das Jahnmal, nach dem auch der nordwestlichste sudetendeutsche Turngau benannt war, wurde anlässlich des 6. Deutschen Bundesturnfestes im August 1913 enthüllt. Es stand seither als Symbol für die Einheit des deutschen Volkes und war Ausdruck des völkischen Gedankens, der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gerade auch in Eger eine breite Schicht begeisterter und überzeugter Anhänger gefunden hat. Denn hier spielte wie nirgend anderswo in der habsburgischen Donaumonarchie und während der zwei Jahrzehnte von 1918 bis 1938, da Eger zur Tschechoslowakei gehörte, der Traditionsgehalt der alten Reichslandvergangenheit und einer wechselvollen Geschichte der ehemaligen Reichsstadt mit ihrer jahrhundertealten staatsrechtlichen Sonderstellung gegenüber Böhmen eine besondere Rolle. Die Vorgänge bei der Eingliederung des Egerer Gebietes in die Tschechoslowakei, die Tatsache, dass die Denkschriften Egers an die Friedenskonferenz nach dem Weltkrieg 1914/18 und an den Völkerbund 1922 unberücksichtigt blieben, und die im Fortschreiten der Zeit immer spürbarer werdende tschechische Unterwanderung trugen das ihre dazu bei, dass sich die hier traditionsgewohnte Opposition gegen Böhmen zu einem völkischen Widerstand gegen die aggressiven Methoden der Tschechen, des nunmehrigen Staatsvolkes, erweiterte. Der Schicksalskampf der Sudetendeutschen um ihre Selbstbehauptung, um die Erhaltung der Heimat im ererbten Besitz der bodenständigen Bevölkerung und gegen die Tschechisierung der sudetendeutschen Gebiete gewann deshalb vor allem in Eger einen ständigen Rückhalt. Der Anschluss des Sudetenlandes im Jahre 1938 bedeutete aber wie bei so vielem anderen auch das Ende dieser für Eger, dem oft genug der Vorwurf des Separatismus gemacht wurde, eigentümlichen Tradition.

Als Denkmal des Bekenntnisses zum deutschen Volkstum wurde des Jahnmalhügel, der in der kurzen Zeit seines Bestehens zu einem Wahrzeichen Egers geworden ist, nach dem Ende des Weltkrieges im Oktober 1945 samt der Steinbekrönung von den Tschechen in die Luft gesprengt.

(Sturm 1952,425)
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