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Egerer Neueste Nachrichten 1909 23.6. 1909, s. 3 s Die Sonnewendfeier der Deutschvölkischen Egers, welche am vorigen Sonnabend in St. Anna stattfand, hat bei überaus zahlreicher Beteiligung einen recht erhebenden Verlauf genommen. Als die Sonne zur Rüste ging, sah man Hunderte von Personen den Berg hinansteigen, wo alljährlich diese altgermanische Gedenkfeier stattfindet und zu dessen Füßen das Egerland in unvergleichlicher Schöne sich ausbreitet. Als die Dämmerung eintrat, grüßten aus nebelgrauer Ferne die ersten Sonnwendfeuer herüber und bald flammte auch auf St. Anna das Wahrzeichen wiedererwachten Germanengeistes empor. Die hehren Klänge des Bismarckliebes hallten in die Sommernacht hinaus. Schriftleiter M. Joksch……..rungen, in die es infolge schlechter Führung geraten, wieder emporzuführen vermag zu den sonnigen Höhen völkischer Größe. Der unbeugsame Wille zum Guten und das Streben, zu den völkischen Hochzielen zu gelangen, werde auch für das deutsche Volk aufs neue eine große Zeit herbeiführen. Versailles sei nicht das Ziel der deutschen Politik, sondern nur ihr Ausgangspunkt gewesen. Das Alldeutschland der Zukunft müsse kommen, wenn 70 Millionen Deutsche es wollen. Diesem deutschen Willen vermag nichts zu widerstehen. Mit einem Appell an die deutsche Jugend, die erfreulicherweise sehr zahlreich vertreten gewesen, den völkischen Gedanken getreulich zu pflegen und denselben allerorts und jederzeit gegen einen volksverderblichen schwarzen und roten Internationalismus unerschrocken zu vertreten, um so dem freien deutschen Geiste die Siegesbahn zu ebnen, schließt Redner unter Heilrufen seine begeisternden Ausführungen. In mächtigen Akkorden erbrauste hierauf die „Wacht am Rhein“. – Der Saal und Nebenräumlichkeiten der Becker ,schen Gastwirtschaft vermochten die große Menschenmenge nicht zu fassen, so dass ein Großteil der Teilnehmer gezwungen war, den Heimweg anzutreten. Der völkische Abend nahm beim Klange völkischer Lieder und bei nationalen Gedichtvorträgen einen sehr anregenden Verlauf. Es war wirklich eine herrliche Sonnwendfeier, hörte man von allen Beteiligten sagen. Egerer Neueste Nachrichten, 4. 8. 1909, s. 4. Die Egerländer und der Aussichststurm auf dem Grünberge. Groß ist die Begeisterung unserer lieben Landsleute in Heimat und Fremde für den Ende August zur Vollendung gelangenden steinernen Aussichtsturm auf dem Grünberge, der als ein stolzes Wahrzeichen echt egerländer deutscher Treue, die deutschen Nachbarlande grüßend, hoch in die Lüfte ragen soll. Mit den Spenden für den Turm laufen gleichzeitig vielfach begeisternde Briefe ein, welche glühendes deutsches Nationabewußtsein und sehnsuchtsvolle Heimatsliebe atmen. Wir galuben ein Rechtes zu tun, wenn wir solchen Zuschriften gelegentlich in unserem Blatte Raum geben. Herr Wilhelm Hartig aus Wien schreibt: „Der Aufforderung, zumAussichtsturme, welcher auf dem Grünberge erneut werden soll, beizutragen, leiste ich gerne Folge, umsomehr, weil ich noch immer an meiner Heimat mit allen Fasern meines Herzens hänge und mich persönlich der „Grünberg“ an meine Knabenjahre erinnert, war er es doch, den fast täglich meine Füße betraten, um Aussicht zu halten über unser schönes und liebes Eghaland. So beim Marterl neben dem Schutzteicherl zu stehen, war schon ein herzgewinnender Anblick. Nun soll durch Erbauung einer wetterfesten Warte der Ausblick erhöht werden. Hier beizusteuern ist Pflicht eines jeden Egerländers“. Herr Karl Frötschner-Dresden schreibt: „Ich freue mich, als ich vor einigen Wochen darüber berichtet fand, daß man endlich mal darangehen möchte, ein steinernes Wahrzeichen für die Nachwelt auf diesem Hügel zu errichten. Leider war es mir ja als Kind beinahe gar nicht vergönnt, weiter als bis Skt. Anna zu kommen, doch bei späterem Dortsein hatte ich zweimal Gelegenheit, die herrliche Aussicht von dort zu schauen und meine Heimat, mein Eger und Egerland von dort in mir aufzunehmen. Ich möchte hoffen und wünschen, daß es euch bald gelinge, das Werk fertig zu bringen, auf daß sich Tausende und Abertausende des schönen Blickes erfreuen können.“ -Herr Albert Scharnagl-Eger schreibt: „Heil jenen wackeren Männern, welche die Neuerstehung des Grünberg-Aussichtsturmes so tatkräftig in die Hand genommen! Jeder treue Egerländer möge durch eine, wenn auch noch so kleine Spende, sich das Bewußtsein verschaffen, an der Errichtung der Warte regen Anteil genommen zu haben. Egerer Neueste Nachrichten, 22. September 1909, s. 6. Der Turm auf dem Grünberge Die Ausfertigungsarbeiten gehen nun ihrem Ende entgegen und bald wird der stolze Bau, dessen Entstehen edlem völkischen Bewußtsein und echt Egerländer Heimatsliebe zu verdanken ist, in seiner glanzvollen Vollendung dastehen. Die Einladungen zur Enthüllungsfeier werden bereits versendet und die Vorbereitungen zur Feier, welche einen größeren Umfang annehmen wird, sind in vollstem Zuge. Die Festordnung wird in nächster Nummer unseres Blattes bekannt gegeben werden. Wie wir erfahren, wird am Vorabende der Enthüllungsfeier, d.i. also Sonnabend den 2. Oktober, der Turm mit bengalischem Feuer beleuchtet werden. 1900 Jahre nach der Schlacht im Teutoburger Walde und 39 Jahre nach dem Sturze des jesuitischen Louikaiserturmes bei Sedan wird er seinen ersten Flammengruß dem ganzen Egerlande und den angrenzenden deutschen Bruderstämmen der Bayern und Sachsen entbieten. Egerer Neueste Nachrichten, 2. Oktober 1909, s. 3. Eröffnungsfeier auf dem Grünberge. In den letzten Tagen sandte der Bauausschuß an alle Spender eine sehr geschmackvoll ausgeführte Einladung zur Eröffnungsfeier. Es ist leicht möglich, daß bei aller Sorgfalt doch der eine oder der andere Spender keine Einladung erhielt. In diesem Falle bitten wir, ein solches Versehen gütigst zu entschuldigen. Im übrigen verweisen wir auf die in der Zeitung mehrfach bekanntgegebene Festordnung, deren Veröffentlichung als Einladung angesehen werden möge. Neunzehnhundertjahr-Gedenkfeier der Schlacht im Teutoburger Walde und Sedanfeier. Sonntag den 3. Gilbharts findet im „Frankental“ die von den Deutschvölkischen Egers schon früher geplant gewesene 1900jahr-Gedenkfeier der Schlacht im Teutoburger Walde, verbunden mit einer Sedanfeier, statt. An diesem völkischen Abende werden Schriftleiter M. Joksch über „Armin und die Teutoburger Schlacht“, der gewesen Reichsratsabgeordnete Franz Stein über „Bismarck und Sedan“ und stud. Techn. Malo („Egerl. Landtag“) über „Schönerer und die alldetutsche Bewegung“ sprechen. Zu dieser Feier haben alle nationalbewussten Deutschen freien Zutritt. Deutsche Volksgenossen, erscheinet darum recht zahlreich und beweiset durch euere Anwesenheit, dass eure Inneres durchdrungen ist von der Wahrheit des Satzes, welcher da lautet: „Das Nationalbewusstsein eines Volkes bildet die sicherste Grundlage für die Fortdauer desselben bis in die spätesten Zeiten der Weltgeschichte. Egerer Neueste Nachrichten, 27. Oktober 1909, s. 5. Die Gegner des Bismarckturmes haben in ihrer bodenlosen Gehässigkeit und unheilbaren Verbohrtheit nun wieder ein Mittel gefunden, um den von Nationalen geschaffenen und durch völkische Opferwilligkeit erstandenen Markstein auf dem Grünberge seines Namens zu berauben. Neuerdings treibt sich, wie man uns mitteilt, ein Kolporteur herum, um Ansichtskarten, worauf der Bismarckturm abgebildet erscheint und darunter in fetten Lettern „Aussichtsturm auf dem Grünberge“ gedruckt steht, zu verkaufen. Von welcher Partei diese schwarz-gelbe Tollheit ausgeht und wer die geistlosen Macher dieses neuerlichen Tricks sind, ist zur Genüge bekannt und kennzeichnet den traurigen Charakter dieser sonderbaren Gesellschaft. Hoffentlich werden sich unsere Gesinnungsgenossen dementsprechen zu verhalten wissen. Egerer Neueste Nachrichten, 1. Dezember 1909, s. 5. Der Fichtelgebigsverein und der Bismarckturm auf dem Grünberge Der Fichtelgebirgsverein, dem auch eine größere Zahl hiesiger Herren angehören, hielt am Sonntag den 28. November d. J. seine Hauptversammlung unter zahlreicher Beteiligung seiner Mitglieder in Waldershof in Baiern ab. Nach Begrüßung der Anwesenden durch den Vorstand Herrn Apotheker Dr. Schmidt-Wunsiedel und durch den Herrn Bürgermeister von Waldershof erstattete der Vorsitzende den Bericht für das Jahr 1909, aus dem zu entnehmen war, daß sich die Mitgliederzahl von 1472 auf 1671, also um rund 200, vermehrt hat und daß trotz der Ungunst der Witterung im heurigen Sommer der Besuch des Fichtelgebirges sehr gut war, was schon daraus hervorgeht, daß auf dem Kösseinehaus, welches der tüchtige Wirt Herr Greger führt, allein 15 600 Ansichtskarten verkauft und dem Fichtelgebirgsverein hieraus eine Einnahme „Reingewinn“ von über 600 Mark erfloß. Im weiteren kam der Herr Vorsitzende auch auf die Entstehung des noch im Fichtelgebirge liegenden neuerbauten Bismarckturmes bei Eger zu sprechen und betonte, daß man sich aus nationalen Gründen an dem Werke beteiligen und im engen Zusammenhalte mit den lieben Egerländern Hand in Hand gehen müsse. Auf Vorschlag des Schriftleiters der „Hofer Anzeigers“, Herrn Anton Büchl wurde zum Bau des Bismarckturmes, beziehungsweise zur Deckung der Baukosten, der Betrag von 100 Mk. bewilligt und als nächster Sommerausflug der Vereins als Zielpunkt der Bismarckturm auf dem Grünberge gewählt. Nach Uebereichung einere Bilderreihe trefflich gelungener Aufnahmen von Fichtelgebirgspunkten des Herrn Hans Duval aus Eger an die Obmannschaft in Waldershof, schloß der Vorsitzende die Versammlung. Eine kleine Zahl der Teilnehmer mußte den um 1 7 Uhr abgehenden Zug zur Heimfahrt benützen, während die Mehrzahl der Mitglieder einen frohen Abend in Waldershof verbrachte, der durch schöne und gur gesungen Lieder des dortigen Gesangvereines sich recht unterhaltend gestaltete. Wir in Eger und Umgebung werden gewiß nicht ermangeln, unseren Freunden aus dem Fichtelgebirge anläßlich des um Mitte Juli 1910 stattfindenen Ausfluges zum Bismarckturm bei Eger angenehme Unterhaltung zu bieten und werden die hiesigen Gesangvereine gewiß mitwirken, um den Tag heiter zu gestalten. Der Besuch wid wie bei der Eröffnung des Bismarckturmes, ein massenhafer sein. Egerer Zeitung 25. September 1909, s. 3. Die Eröffnung des Aussichtsturmes auf dem Grünberge findet wie wir bereits mitteilten, Sonntag den 3. Oktober l. J. statt. Die Festordnung für diese Feier, ber der eine zahlreiche Beteiligung sicher zu erwarten steht, ist folgende: Samstag den 2. Oktober abends 3 8 Uhr Pfannenfeuer und Beleuchtung des Turmes. 1 9-10 Uhr: Musik auf dem Marktplatze die auswärtigen Gäste treffen sich im oberen Ratskeller . Sonntag den 3. Oktober vormittags von 1 11 – 1 12 Uhr Musik auf dem Marktplatze. Nachmittag 1 Uhr: Aufstellung des Festzuges am Marktplatze. Scharlied.- Hornruf, Abmarsch zum Turm. Nachmittag 1 3 Uhr: Einlangen des Festzuges am Grünberge. Weihelied der Gesangvereine. Uebergabe des Turmes an die Stadtgemeinde Eger. Scharlied. Uebernahme des Turmes durch den Bürgermeister. Ansprache der Abgeordneten der Stadt Eger. Scharlied der Gesangvereine. Abends 6 Uhr: Abmarsch zur Stadt- – Die sogenannte „völkische Feier“ auch „Arminfeier“, die abends 8 Uhr im Frankentale stattfindet, ist eine rein schönerianische Veranstaltung und gehört deshalb nicht in das Festprogramm. Es ist sehr sonderbar, daß man totz aller Dementis immer wieder den Versuch macht, diese schönerianische Veranstaltung, bei wecher der ehemalige Abgeordnete Franko Stein sprechen wird, mit der Eröffnung der Grünbergwarte zu verquicken, um dieser dadurch ein parteipolitisches Gespräche zu verleihen. Wir können nicht glauben, daß diese Bestrebungen vom Baukomitee ausgehen. Egerer Zeitung 27. September 1909, s. 4. Die Grünbergwarte war bereis gestern das Ziel von hunderten Wanderlustigen. Den ganzen Nachmittag über strömten ganze Gesellschaften dem Grünberge zu. Der Turm, ein sehr masiver Bau, ist bis auf die Bekrönung fertiggestellt und ragt weit über die Wivsel der Bäume heraus, obwohl er bei einer Höhe von 15.40 Metern noch niedriger ist als der alte Holzturm. In einzelne Quadern sind Sprüche in – Runenschrift eingehauen. Wer sie also lesen will, der vergesse nicht, sich ein Runenalphabet mitzunehmen. Die meisten Besucher dürften allerdings auf die Enträtselung verzichten. Man geht ja nicht auf den Grünberg, um Bilderrätsel zu lösen. Es ist sehr Schade, daß man nicht eine leicht lesbare, in die Augen fallende Schriftart gewählt hat. Die Runensprüche dürften den meisten Besuchern ein Geheimnis bleiben, wenn man nicht vielleicht vorzieht, eine – Uebersetzung daneben anzubringen.- Die Aussicht vom Turme, der gestern schon zugänglich war, ist herrlich. Wie ein riesiges Panorama liegt das Egerland vor dem entzückten Beschauer. Schade, daß die Jahreszeit schon soweit vorgeschritten ist. Egerer Zeitung 27. September, s. 5. Zur Eröffnung der Grünbergwarte geht uns folgende Zuschrift zu: Warum geht zur Eröffnungsfeierlichkeit des Aussichtsturmes die Einladung – der Aufruf – nicht von all denselben Persönlichkeiten aus, welche z. B. den Aufruf für Spenden zum Baue ergehen ließen und unterschrieben haben, sondern nur von wenigen Herren, die mehr oder weniger prononzierte Anhänger Schönerers sind? Das die Spenden so reichlich eingingen, war nur Umstand zuzuschreiben, daß der Aufruf ganz farblos erging, ebenso farblos soll auch die Eröffnungsfeier sein, den Angehörige aller deutschen Parteien haben zum Baue beigetragen und erwarten gewiß auch die Einladung zur Eröffnung, es soll ein Fest aller national Gesinnten sein. Von dem Vorsteher einer Gemeinde in der Nähe des Grünberges erhalten wir folgende Zuschrift: „Wie wir zu unserem Erstaunen aus dem in Ihrem geschätzten Blatte abgedruckten Programme für die Eröffnung des Turmes auf dem Grünberge ersehen, wird unser Abgeordneter Herr Josef Mayer, wohl einer der populärsten Männer des Egerlandes nicht sprechen. Warum geht dann der Aufruf, der von dem Egerer schönerianischen Blatte gebracht wird, an „alle Volksgenossen aus Stadt und Land“, – wenn der Abgeordnete des Landbezirks von der Feier ausgeschlossen wird? Wir erwarten mit Bestimmtheit, daß das Komitee diesen Fehler noch rechzeitig gutmacht. Unseren Abgeordneten ausschließen, hieße auch uns ausschließen. Und das wird man doch nicht wollen?“ Ein Kommentar zu diesen beiden Schreiben ist wohl überflüssig. Wir veröffentlichen dieselben somit ohne jede Bemerkung unsererseits. Vox populi, vox Dei! Egerer Zeitung 30. September 1909, s. 4. Zur Eröffnung der Grünbergwarte. Wie wir erfahren, hat nunmehr der Landtagsabgeordnete Herr Josef Mayer zwar eine Einladung zur Eröffnung der Grünbergwarte erhalten, aber kein Ersuchen des Bauausschusses, bei der Eröffnung als Abgeordneter des Bezirkes, der doch in gleicher Weise an dem Turmbaue interessiert ist, einige Worte zu sprechen. Wir zweifeln aber nicht daß der Ausschuß dieser einfachsten Höflichkeitspflicht noch nachkommen wird. Es sind uns aus dem Bezirke schon wieder mehrere diesbezügliche Zuschriften zugekommen, mit deren Veröffentlichung wir vorläufig noch zuwarten. Vielleicht ist es nicht notwendig. Wir sind der Meinung das angesichts der drohenden Gefahr durch die tschechischen und klerikalen Umtriebe die Schönerianer doch wirklich keine Ursache hätten, die übrigen deutschen Parteien durch eine solche Mißachtung zu beleidigen und herauszufordern. Egerer Zeitung 2. Oktober 1909, s. 3. Zur Eröffnung der Grünbergwarte. Die Eröffnungsfeier, die morgen nachmittags bei jeder Witterung stattfindet, scheint trotz der Versicherung des Bauausschusses doch einen parteipolitischen, selbstverständlich einen schönerianischen Charakter tragen zu sollen. Aus dem ganzen Egerlande werden die Schönerianer zusammengetrommelt zu einer großen Heerschau. Auch wir richten an alle unsere Freunde und Anhänger, sowie an alle Angehörige der anderen deutschen Parteien die Aufforderung, sich recht zahlreich am Grünberge einzufinden. Wir bekunden dadurch, daß wir unser Wort, die Sache zu unterstützen, halten wollen bis zum letzen Augenblicke und trotz der üblen Erfahrungen, die wir bereis gemacht haben. Dagegen warnen wir davor, an dem Zuge der Schönerianer auf den Grünberg teilzunehmen, weil dies nicht notwendig und auch nicht empfehlenswert ist, es wird sich vielmehr empfehlen, sich schon früher auf dem ziemlich kleinen Plateau des Grünberges ein Plätzchen zu sichern. Wer an dem Zuge teilnimmt, der sich durchweges aus Schönerrianern zusammensetzen wird, mit Ausnahme jener auswärtigen Teilnehmer, die mit den hiesigen Verhältnissen nicht vertraut sind, spielt die traurige Rolle eines Statisten und wird hinterher natürlich ausgelacht. Alle jene Vereine, die nicht direkt schönerianisch sind oder den Schönerianern Trabantendienste leisten – und es wird sich morgen zeigen, welche dies sind – müssen es unterlassen, sich an dem Zuge zu beteiligen, wenn sie nicht zu den Schönerianern gezählt sein wollen. Selbstverständlich müssen wir es auch ablehnen, Aufforderungen von Vereinen an ihre Mitgliedr, den den schönerianischen Heereszug mitzumachen, in unserem Blatte zu veröffentlichen. Von dem Verlaufe des morgigen Sonntags wird es dann abhängen, wie wir uns weiterhin zu der ganzen Angelegenheit verhalten werden. Zur Charakterisierung der Sachlage diene übrigens die Mitteilung, daß die Schönerianer bei Nacht und Nebel ein Bismarckbild oder eine Bismarckbüste auf den Grünberg geschleppt und dort aufgestellt haben. Wir haben selbsverständlich nicht das Mindeste gegen Bismarck und verehren ihn gleichfalls als einen der größten Männer, den das deutsche Volk hervogebracht hat. Bei den Schönerianern bedeutet er aber ein Symbol und aus diesem Grund wirft diese Tatsache auf den Charakter der ganzen Veranstaltung ein bezeichnendes Licht. Wir sind überzeugt, daß alle jene, die sich nicht zu Werkzeugen der schönereianischen Politik mißbrauchen lassen wollen, es vermeiden werden, sich an einen öffentlichen shcönerieanischen Demostrationszuge zu beteiligen. Egerer Zeitung 5. Oktober 1909, s. 3. Zur Eröffnung des Aussichtsturmes auf dem Grünberge. Zum weiteren Beweise dafür,daß es tatsächlich auf eine Ausschaltung aller nicht schönerianischen Elemente abgesehen war, sind wir nun in der Lage, ein Anzahl Briefumschäge vorzulegen, in welchen die Einladungen zu der Feier erst Samstag abends zur Post aufgegeben wurden, also erst infolge unserer Notiz in der letzten Samstagnummer. Wir können auch nachweisen, daß die anderen Einladungen viel früher abgegenagen sind. Die „Egerer Zeitung“, die sich in der uneigennützigsten Weise freudig in den Dienst der guten Sache gestellt hat, erhielt überhaupt keine Einladung, obwohl dies sonst allgemein üblich und wohl auch selbstverständlich ist. Wir werden auch in Zukunft gegen die Bestrebungen unserer Gegner, rücksichtslos alles, was ihnen unbequem ist, auf die Seite zu stoßen und unbekümmert darum, daß sich auch andere Parteien halb auch ein Unrecht erworben haben, die Leitung und die Macht an sich zu reißen, energisch auftreten und damit den alten Wahn, daß man sich dem Diktate und dem Terror einiger weniger Personen widerspruchslos beugen muß, zerstören. Wir erwarten in dieser Hinsicht die Unterstützung aller Jener, welche gleich uns entschlossen sind, dieses caudinische Joch von sich abzuschütteln. – Gestern erschienen in unserer Redaktion zwei Mitglieder des „Egerländer Landtages“, um unseren Redakteur wegen einer Bemerkung in dem gestrigen Berichte zur Rede zu stellen. Da sie aber nicht in der Lage waren, den Nachweis zu führen, daß damit eine Beleidigung der genannten Korporation, die sich übrigens aus Anhängern verschiedener Parteien zusammensetzt, involviert erscheint und uns eine solche Absicht tatsächlich ferne lag, besteht für uns kein Grund zu einer Richtigstellung, die übrigens von den beiden Herren, auch gar nicht gewünscht wurde. Dagegen brachte uns dieser Besuch die wertvolle Bestätigung unserer Behauptung, daß Herr stud. Techn. Malo von den Veranstaltern des schönerianischen Kommerses im Frankentale ohne sein Wissen und ohne seinen Willlen mit einem Vortrage über „Schönerer und die alldeutsche Bewegung“ auf das Programm gestellt wurde. Um diese Feststellung handelte es sich uns nur. Einzelne Personen oder Korporationen anzugreifen und zu beschimpfen, werden wir auch in Zukunft den „Egerer Neuesten Nachrichten“ überlassen, die uns in diesem einzigen Punkte unbedingt überlegen sind. Wir beneiden sie aber nicht um diese Eigenschaft. Egerer Zeitung 11. Oktober, s. 3. Zur Eröffnung des Aussichtsturmes an dem Grünberge. „Es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt.“ Diese Worte unseres Dichterfürsten Schiller bewahrheiten sich auch in diesem Fale. Wir erhalten nämlich von Herrn ing. Cand. Theodor Molo aus Prag ein Berichtigung, die wir auf Grund des Preßgesetzes abzudrucken gezwungen sind. Herr Malo schreibt uns: „Es ist unwahr, daß ich von den Veranstaltern des schönerianischen Kommerses im Frankentale ohne mein Wissen und Willen mit einem Vortrage über „Schönerer und die alldeutsche Bewegung“ auf das Progamm gestellt wurde. Wahr ist vielmehr, daß ich bereits im Juli davon Kenntnis erhielt und mich damit einverstanden erklärte. Ing. Cand. Theodor Malo.“ -Wir beschränken uns darauf, folgendes zu erwidern: Es dürfte dem Herrn Malo bei Absendung dieses Schreibens nicht bekannt gewesen sein, daß inzwischen zwei seiner Kommilitonen in unserer Redaktion ausdrücklich bestätigt haben, daß Herr Malo erst bei seinem Eintreffen in Eger davon verständigt wurde, daß er abends sprechen solle. Warum er dies nicht getan hat, obwohl er als guter Redner bekannt ist und ihm doch das Thema unmöglich fremd sein konnte, und warum er, obwohl er hier in Eger war, überhaupt nicht an dem „schönerianischen Kommerse“ (übrigens einem Teile des „offiziellen Programes“) teilgenommen hat, wollen wir hier nicht weiter untersuchen. Jedenfalls zeigt diese Berichtigung nur das eine, daß es gewissen Leuten unangenehm ist, daß wir diese Sache angeschnitten haben. Egerer Zeitung 18. Oktober 1909, s. 3. Der Aussichtsturm auf dem Grünberge war infolge des gestrigen schönen Sonntages wiederum das Ziel vieler Wanderlustiger. Der ziemlich unbequeme Zugang macht die Besteigung des Turmes für mehrere Personen allerdings etwas beschwerlich. Trotzdem ging das Klettern auf die Plattform fast den ganzen Nachmittag hindurch unausgesetzt fort. Die Luft war nicht ganz klar, die Fernsicht deshalb etwas behindert. Egerer Zeitung 4. Oktober 1909, s. 2an. Die Eröffnung des Aussichtsturmes auf dem Grünberge hat ihren programmäßigen Verlauf genommen und war vom schönsten Wetter begünstigt. Die Vorfeier selbst muß man allerdings als verunglückt bezeichnen. Die Egeraner haben vergeblich auf das mächtige „Flammenzeichen“ gewartet, das weithin „in die Lande“ leuchten sollte. Wer Glück hatte, konnte für ganz kurze Zeit einen schwachen roten Schimmer am Grünberge beobachten. Die Pfannenfeuer-Anlage scheint sich also nicht zu bewähren. Desto imposanter gestaltete sich die Eröffnung selbst. Schon kurz nach 12 Uhr mittags sah man hunderte und tausende Menschen dem Grünberge zuwandern, der sehr bald dicht besetzt war, sodaß für den von Eger einlagenden Zug erst mühsam Platz gemacht werden mußte. An dem Zuge selbst beteiligen sich nur wenige und zwar durchwegs nur schönerianische Vereine, d. h. soweit sie sich überhaupt an dem Zuge beteiligten, waren durch ganz wenige Mitglieder vertraten. In buntem Durcheinander hatten sich alle sonstigen Anhänger der schönerianischen Partei dem Zuge angeschlossen und einverleibt, wodurch derselbe auf eine Beteiligung von etwa 2000 Personen gebracht wurde, worin aber zwei auswärtige Turnvereine, der Gesangverein Arzberg u. schon inbegriffen sind. Wenn das alles ist, was die Schönereianer, trotzdem sie noch Sonntag vormittags eine fieberhafte Agitation entfalteten, auf die Beine bringen können, so ist das allerdings wenig genug. Mindestens die dreifache Anzahl von Besuchern des neuen Aussichtsturmes hatte, unserem Rate folgend, schon vorher auf dem Plateau des Grünberges Ausstellung genommen und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Großes Befremden und Entrüstung erregte es, daß an den acht Fahnenstangen nicht eine einzige Fahne aufgezogen war. Erst beim Beginn der Feier zog man zwei Flaggen auf, die sich aber in einem derart desolaten Zustande befanden, daß man es wirklich als eine Schande bezeichnen muß. Die fremden Besucher werden sich nicht wenig über diese zwei schwarz-rot-gelben „Fahnen“ am Eingange des Waldes, von denen förmlich die Fetzen herunterhingen, gewundert haben. Wenn aber, wie wir hören, öffentlich ein Mitglied des Bauauschusses dem Herrn Bürgermeister Dr. Gschier wegen des Zustandes dieser Flaggen Vorwürfe gemacht hat, so ist dies nichts anderes, als eine Verschleierung des damit beabsichtigten Zweckes. – Die Feier selbst eröffnete der Obmann des Bauausschusses Herr Künzel mit einer kurzen Rede, die durchaus sachlich und vernünftig war und großen Anklang fand. Man hatte sich, um uns Lügen zu strafen überhaupt sehr bemüht, jeden parteipolitischen Charakter möglichst auzzuschalten, sehr zum Leidwesen gewisser Herren, die es natürlich nicht auf die beabsichtigte Reklame verzichten. Man hat deshalb an dem Turme ein Bismarck-Relief, das übrigens tatsächlich künstlerisch ausgeführt ist, angebracht und den Turm, wie aus der Rede des Herrn Künzel hervorgeht, Bismarkcturm getauft. Es fällt uns und wohl auch allen nicht schönerianischen Parteien gar nicht ein, diese Bezeichnung zu akzeptieren. Für uns bleibt der neue Turm eben der „Aussichtsturm auf dem Grünberge“, für welchen wir gemäß des „Aufrufes“ zur Errichtung eines Aussichtsturmes auf dem Grünberge“ unser Geld hergegeben haben. Wir können den Herren auch versichern, daß wir konsequent den Ausdruck „Bismarckturm“ vermeiden werden und daß aus diesem Grund in zehn Jahren wohl kaum noch viel Personen im Egerlande diesen Ausdruck überhaupt kennen werden. Nach dem Herrn Künzel sprach der Herr Bürgermeister Dr. Gschier, der es gleichfalls vermied, den Ausdruck „Bismarckturm“ zu gebrauchen. Der nächste Redner Herr Landtagsabgeordneter Dr. Bernardin sprach über Bismarck und zitierte Aussprüche von ihm, doch waren seine Worte ebenso wie diejenigen seines Vorredners nur für seine Umgebung verständlich. Bei dem nächsten Redner, Herrn. R-Abf. Dr. Jäger war sehr gut durchdacht, hätte aber mehr für einen Vortrag im Rahmen einer Vereinsversammlung als für eine Eröffnungsfeier sich geeignet. Anzuerkennen ist aber, daß sämtliche Redner alles vermieden, wodurch Anhänger anderer Parteien sich verletzt hätten fühlen können. Es war, wie gesagt, ganz und gar nicht schönerianisch. Wenn das der Erfolg unseres Eintretens ist, wir können das natürlich nicht beurteilen, so können wir damit zufrieden sein. Nach der Rede des Herrn Dr. Jäger war der Turm eigentlich nur noch von den Vereinen und den anderen Teilnehmern an dem Zuge umlagert. Im übrigen ereignete sich nicht der mindeste Zwischenfall.- Große Befriedigung hat es hervorgerufen, daß der angekündigte Vortrag des stud. Techn. Malo (Egerer Landtag) in dem abends im Frankentale stattgefundenen, erst in letzter Stunde bewilligten Kommerts über „Schönerer und die alldeutsche Bewegung“ nicht gehalten wurde. Herr Malo ist überhaupt „nach berühmtem Muster“, ohne daß er darum gefragt wurde auf das Programm gestellt worden. Wir glauben auch nicht, daß die nationale Studentenschaft Ursache hat, sich als Dekoration für die schönerianische Bewegung herzugeben. Der Landtagsabgeordnete Herr Josef Mayer hat bei der Eröffnung nicht gesprochen. Wie wir jetzt hören, wurde er nicht einmal seinerzeit um seine Unterschrift für den Aufruf ersucht. Wenn sich nun Leute finden, die sich darüber beschweren, daß die Landgemeinden sich nicht opferwillig genug gezeigt haben, so mutet dies sehr sonderbar an. Wie sie gesät haben, so ernten sie jetzt. Egerer Zeitung 7. Oktober 1909, s. 3 an. Zur Eröffnung des Aussichtturmes auf dem Grünberge. Wir bitten unsere Leser vielmals um Entschuldigung, daß wir heute nochmals dieses Thema anschneiden müssen, obwohl wir ja wissen, daß es uns keine Ehren eintragen kann, auf die Beschimpfungen eines Blattes wie die „E.N.N.“ zu reagieren. Wir wollen dies aber auch gar nicht, es handelt sich uns bloß um eine nicht uninteressante Feststellung. Der Bauausschuß ließ uns bekanntlich am 18. September l. J. eine Berichtigung zugehen, die von dem Obmanne Herrn Künzel unterschrieben war und in welcher es heißt, daß die Eröffnungsfeier jedes politischen und parteipolitischen Charakters bar“ sein werde. Zu dieser Erklärung stimmt aber sehr schlecht der Brericht der „E.N.N.“ in welchem von einem „Wahrzeichen alldeutscher Gesinnung“ die Rede ist, in welchem es ferner heißt, daß am 3. Oktober „der alldeutsche Gedanke im Egerland wie nie zuvor einen Triumph erlebt hat“ und in welchem – auf Seite 6 – an uns die Frage gestellt wird, was uns „eine deutschvölkische Frage“ gestellt wird, was uns „eine deutschvölkische Feier“ angeht.- Also handelte es sich doch um eine schönerieanische Manifestation, im direkten Gegensätze zu der Erklärung des Bauausschuß? Wir erlauben uns deshalb die Frage:Läßt es sich der Bauausschuß gefallen, daß ihn die „E.N.N. Lügen strafen? Wenn dies der Fall wäre, dann ist es doch klar, daß uns und allen Jenen, die nicht der schönerianischen Partei angehören, unter einer falschen Vospiegelung das Geld abgezapft wurde. Diese Tatsache wird uns übrigens auch vom „Egerland“ bestätigt, welches in seiner letzten Nummer schreibt: „Worüber die „Egerer Zeitung“ jetzt erstaunt ist, das haben wir schon vor Monaten mitgeteilt: daß nämlich die Schönerianer den Turm nach Bismarck bezeichnen wollen. Bis kurz vor der Eröffnung wurde für den Turm in allen deutschen Parteilagern gesammelt und zwar nur für den „Aussichtsturm auf dem Grünberge“. Nun haben die Schönerianer das Fet und den Turm für ihre Gesinnung reklamiert und lachen alle Andersgesinnten, die beigesteuer haben, aus. Die aussterbenden Schönerianer hätten allein keinen Turm zusammen gebracht, denn ihre ganzen „Leistungen“ bestehen bekanntlich nur in der „Verehrung von Bismarck und Schönerer“. Weil von ihnen und zwar nur von ihnen nun ein Turm nach Bismarck getauft wurde, worauf sie sich schon lange so freuten, wie Kinder auf einen Platzregen, sind sie vorlauf befriedigt und haben das Bewußtsein, eine Tat vollbracht zu haben. Wir sind überzeugt, daß Bismarck nach dem Sieg bei Sedan nicht so stolz war, wie der kleinste Schönerianer nach dem „Siege auf dem Grünberge“.- Nun, wir können uns trösten, wenn wir irregeführt wurden, dann wurden es ja auch die Behörden. Und auch um das Geld, das uns abezapft wurde, darf uns nicht leid tun. Das wird uns reichliche Zinsen tragen, denn es kann für uns kein besseres Agitationsmittel geben, als diese Tatsache.- Wenn man aus dem öden Geschimpfe der „E.N.N.“ mit welchem sich diseses Käseblättchen in seiner Verlegenheit um die Ecke drücken will, noch einige sachliche Punkte herausschälen wollte, so müßte man vor allem der wahnwitzigen Behauptung entgegentreten, daß alle die vielen tausend Persoen, die der Eröffnung beiwohnten (die „E.N.N.“, die in sochen Fällen immer doppelte Buchführung führen, schätzten sie auf 12.000) lauter Schönerianer waren. Wir selbst haben die Anhänger aller anderen Parteien aufgefordert, sich recht zahlreich am Grünbergge einzufinden und durch ihre imponierende Menge den Schönerianern zu bekunden, daß diese nicht die Herren im Lande sind. Tatsächlich nahmen sich auch die etwa 2000 Personen, die sowohl beim Auszuge als auch beim Einzuge in dem Zuge marschierten gegenüber der zahlreichen Zuschaernmenge, auf deren Gesichtern man zumeist alles andere als Begeisterung lesen konnte, sehr winzig und unbedeutend aus. Daß sich aber alle Schönerianer an dem Zuge, in dem ja auch viele auswärtige Vereine marschierten, beteiligten, dafür hatten wir duch ein einfaches taktisches Manöver gesorgt: Durch unsere Aufforderung in der letzten Samstag-Numer, sich diesem Zuge nicht anzuschließen. Wir wollten einmal sehen, wie stark die Schönerianer sind. Wir wissen es nun: Wir wissen aber auch, wieviel Personen an dem schönerianischen Kommers im Frankental teilnahmen, wir wissen auch, wieviele Abonnenten die „E.N.N.“ haben. In beiden Fällen etwas weniger als 12 000. – Wenn sich die „E.N.N.“ mit ihren singierten „Stimmen aus Publikum“ über unser Selbstgefühl lustig machen, dann möchten wir sie nur an den wütenden Kampf erinnern, den dieses Blatt und die hiesigen Schönerianer jahrelang vergeblich gegen die „Egerer Zeitung“ geführt haben, und zwar mit allen Mitteln, die ihnen nur zu Gebote standen. Was haben sie erreicht? Größer und kräftiger wie jemals steht heute die „Egerer Zeitung“ da. An diesem Felsen mußten sich die Wogen der schönerianischen Hochflut berechen sie war das einzige Hindernis, das ihnen Stand hielt. Wenn man heute also unseren Einfluß und unsere Macht verkleinern will, so haben wir dafür nur ein verächtliches Lächeln. Vielleicht werden wir das „reine Nichts“, wie die „E.N.N.“ sagen, bei den nächsten Wahlen ausschlaggebend sein für die Niederlage der Schönerianer. Denn wenn diese ihr Benehmen uns gegenüber nicht ändern, werden wir dafür Sorge tragen, daß sie schon im ersten Wahlgange unschädlich gemacht werden. Wenn man zwischen zwei Uebeln zu wählen hat, wählt man doch immer das Kleiner. Es wird sich bis dahin zeigen, welches das kleinere Uebel ist. Vederemo! – Eine Bemerkung der „E.N.N.“ fällt uns noch auf. Das Käseblättchen schrieb nämlich, in dem steten Wandel unserer Redakteure sei unsere „undeutsche niedere Gesinnung“ immer erhalten geblieben. Wie das wohl komme? Auch hierauf wollen wir die Antwort nicht schuldig bleiben. Da man uns doch nicht im Ernste „undeutsche“ und „niedere“ Gesinnung vorwerfen kann, so muß man diese Bemerkung aus dem Schimpf-Jargon der „E.N.N.“ dahin übersetzten, daß es heißen sol, jeder unserer Redakteure sah sich noch gezwungen, mit aller Schärfe gegen die schönerianischen Uebergriffe aufzutreten. Das kam wohl davon, daß alle diese Redakteure außerhalb Egers Gelegenheit hatten, zu lernen, wie politische Gegner einander behandeln. Kam er dann nach Eger, so mußte er konstatieren, daß er eine solche Verwilderung der politschen kampfesweise noch nirgend angetroffen hat. Daran sind aber die Schönerianer schuld und an ihnen wird es liegen, in diesem Punkte eine Aenderung herbeizuführen. Gerade unser jetziger Redakteur hat sich alle erdenklich Mühe gegeben, mit der hiesigen schonerianischen Partei ein friedliches und womöglich freundschaftliches Verhältnis herbeizuführen. Ihm wollte es nicht einleuchten, daß die Anhänger zweier Parteien, die doch im Grund genommen dieselben Ziele haben, sich, wie es in Eger der Fall ist, bis auf das Blut quälen und bekämpfen müssen. Aber auch seine Bemühungen warnen vergeblich, sein guter Wille wurde verlacht, die zur Versöhnung gereichte Hand schroff zurückgestoßen. Was blieb ihm übrig als der Kampf? Daß dieser Kampf gegen die Schönerianer mit Erfolg geführt werden kann, das hoffen wir der Oeffentlichkeit bewiesen zu haben. Wir würden uns in weiter Versorgung desselben auch nicht scheuen, ihn auf das wirtschaftliche Gebiet zu übertragen und keine Macht der Welt wird imstande sein, uns einzuschüchtern oder unseren Kampfesmut zu brechen. – Jetzt aber wollen wir wieder mit stolzem Mute das Kriegsbeil vergraben. Wir werden den „E.N.N.“ keine Antwort mehr auf ihre Beschimpfungen geben, wir lassen ihnen auch gern das letzte Wort. Wir hoffen aber auch von der schönerianischen Partei, daß sie in Zukunft durch Vermeidung aller Beleidigungen und Provokationen, wie sie in letzter Zeit erfolgt sind, den guten Willen bekundet, Hand in Hand mit und einem gleichen Ziele zuzustreben. Wir haben noch immer den guten Willen dazu. Es wird an unseren Gegnern liegen, zu beweisen, daß dies auch bei ihnen der Fall ist. Egerer Neueste Nachrichten 6. Oktober 1909, s. 2. Haltung einer Ansprache die Schlüssel dem Obmanne des Bauausschusses, Max Künzel, Weinhändler und Stadtverordneter in Eger, welcher hierauf den Balkon betrat und die Hülle fallen ließ, welche das bronzene Reliefbild des Fürsten Otto v. Bismarck überdeckt hielt. Lautlose Stille herrschte, nur das Rauschen der schwarz-rot-goldennen Fahnen, welche von einer heftiger einsetzenden Windbrise in Bewegung gesetzt wurden, war hörbar. Mit weithin schallender Stimme ergriff alsdann Max Künzel das Wort zu einer markigen kerndeutschen Rede, welche wir nachstehend ihrem vollen Wortlaute nach zum Abdrucke bringen und die von der zahllosen Mege mit heller Begeisterung aufgenommen wurde: „Ehrenfeste Volksgenossen! Hochgeschätzte Anwesende! Vor 16 Jahren errichteten umsichtige Männer des Verschönerungsvereines in Eger hier auf diesem Platze, dem schönsten und dankbarsten Punkte des Egerlandes, einen hölzernen Aussichtsturm, dessen Erstehung in der ganzen Bevökerung mit Freuden begrüßt wurde, mußte er doch herrliche Rundschau auf die heimatliche Scholle bieten. Daß gerade dieser herrliche Punkt gewählt wurde, muß mit Dank und Anerkennung hervorgehoben werden. Der Holzturm wurde schadhaft und ein neuer hätte errichtet werden müssen, weil auf einen solchen Spender seelischer Erquickungen seitens der Bevölkerung auf keinen Fall verzichtet worden wäre. Aus diesem Grunde und aus unbegrenzter Liebe zur Heimat bildete sich ein Bauausschuß, der sich zur Aufgabe machte, diesen Turm als ein Wahrzeichen erstehen zu lassen, welches der Mit- und Nachwelt Zeugnis geben soll von dem echt deutschen Bürgersinne und von der Opferwilligkeit der Bevölkerung. Hier in seiner Vollendung überragt er den ihn umgebenden Wald, gewährt einen weiten Rundblick auf die nachbarlichen Berge, in die prächtigen Auen und wird gewiß eine bleibende Zierde sein der zu seinen Füßen ruhenden Stadt Eger. Ueberall, wohin der Blick und scheeist, ist deutsches Land, deutsche Art und Sitte, deutsche Laute sind von jeher auf seinem Boden gehegt und gepflegt worden und knorrige deutsche Eigenart soll in aller Zukunft sein Charakter bleiben. (Heilrufe). Bei dieser Gelegenheit wollen wir nicht verabsäumen, auch nah außen hin die echte und kerndetusche Gesinnung der Bevölkerung unseres Gaues zum Ausdruck zu bringen, jenes Gaues, den wir von dieser herrlichen Höhe aus überblicken und die wir als unser Heimatland mit Stolz nennen. (Beifall) Hier an den Grenzmarken des Deutschen Reiches, als hoher Wartturm ragend, soll dieser Turm auch einen Namen haben, einen Namen, der uns stets in die Erinnerung ruft, daß wir alle Ursachen haben, den Namen mit Stolz zu führen und uns allzeit wahrhaft deutsch zu betätigen. (Heilrufe) Es ziert die Nation in der Gegenwart und stärkt die Hoffnung auf ihre Zukunft, wenn sie ihre Erkenntnis für das Wahre und Große zeigt und wenn sie ihre um das Volkstum hochverdienten Männer feiert und ehrt. In dieser Erkenntnis und in Betätigung schuldiger, völkischer Dankespflicht kann wohl keine würdigere Gelegenheit als die heutige ergriffen werden, dem Warte- und Aussichtsturm, der uns den freien Ausblick in unser schönes einstmals reichsunmitelbares Egerland gestattet, den Namen des größten deutschen Mannes, den das deutsche Volk je besessen hat, den Namen Bismarckturm zu geben. (Brausende Heilrufe) Wie Bismarck als das Sinnbild deutscher Kraft und Weisheit gilt, so soll diese Warte als Zeichen solchen Gedenkens und als Merkmal deutscher Kraft und Herrlichkeit erscheinen. Als deutsches Patengeschek ist dieser Turm mit dem Reliefbilde des Größten unseres Stammes versehen worden. Gedankt sei aus tieftem Herzen den edlen Spendern von der Heimat und auswärts, welche durch ihre Hochherzigkeit es ermöglichten, diesen Aussichtsturm überhaupt zu schaffen. Gedankt sei dem ehemaligen Bismarckdenkstein-Ausschuß für seine ersprießlichen Vorarbeiten und namhafte Unterstützung, durch welche in erster Linie an die Verwirklichung eines völkischen Ideales, an die Erbauung dieser Volkes-Dankwarte die Anregung gegeben wurde. Gedankt sei dem genialen Schöpfer des Entwurfes, Herrn Architekten Rolf Beier. Gedankt sei dem Erbauer Herrn Maurermeister Zuber-Lappitzfeld mit seinen Mitarbeitern, welche die große Aufgabe einwandfrei lösten. Gedankt sei den Herren vom Bauausschuß, allen Fremden und Gönnern, welche in aufrichtiger Liebe zur Heimat und zu unserem deutschen Volke am Gelingen dieses Wahrzeichens für die Stadt Eger mithalfen. Das Werk ist gelungen und ich übergebe als Obmann den Turm in die Verwaltung des Bauausschusses zur weiteren Uebergabe an die Stadt Eger in das Eigentum derselben, damit er nur der Oeffentlichkeit gehöre. Ein guter Stern leuchte für alle Zeiten über diese ideale Schöpfung. Zum Bismarckturm im Egergau Sei nun geweiht, du stolzer Bau. (Lebhafter Beifall) Und so schließe ich mit den Worten Aurelius Polzers: Es ist ein Held, der wieder zur Macht Und Ehre den deutschen Namen gebracht. Ob er nach Walhall längst entschwebt, Sein Name fort im Volke lebt, Du Turm, gebaut aus festem Stein, Sollst allzeit dessen Zeuge sein! Drum seist du als Rufer ins deutsche Land Von heut an Bismarckturm genannt.“ (Brausende Heilrufe und nimmer endenwollender Beifall) Die Teilnehmer sange hierauf das Bismarcklied. Bürgermeister Dr. Gschier übernahm sodann den Turm in das Eigentum der Stadt mit folgender, von allgemeinem Beifall aufgenommenen Worten: „Hochgeehrte Festversammlung! Verehrlicher Bauausschuß des Aussichtsturmes am Grünberge! – Hierauf erfolgten die Ansprachen der Abgeordneten der Stadt Eger. Landtagsabgeordneter Dr. Bernardin führte folgendes aus: „Liebwerte Volksgenossen! Als am 30. Juli 1898 in Friedrichsruh des deutschen Volkes größter Sohn seine Augen für immer geschlossen und unter den rauschenden Eichen seines geliebten Sachsenwaldes seine Ruhe gefunden hatte, war es der Deutschbewußten des Egerlandes sehnlicher Wunsch, daß durch die Errichtung eines Denksteines in der alterwürdigen Staufenstadt der Verehrung und Dankbarkeit des Egerlandes für den ehernen Helden an Wollen und Können Ausdruck gegeben werde. Die Erfüllung dieses Wunsches blieb leider versagt. Wir wollen die heutige Feststimmung nicht durch das Eingehen auf jene Umstände trüben, durch welche die Errichtung eines Bismarck-denksteines in Eger verhindert wurde. Wir wollen heute nur unsere Freude darüber äußern, daß die Erbauung des hier stehenden schönen Aussichtsturmes Gelegenheit gab, durch die Benennung desselben nach dem großen Helden die treue Verehrung und Dankbarkeit des Egerlandes zu Bismarck darzutun. Otto v. Bismarck! Gewiß eines jeden volksbewußten Deutschen Herz schlägt höher bei Nennung dieses Namens. Unwillkürlich denkt hiebei gewiß jeder volkstreue Stammesgenosse an das herrlichste Werk Bismarcks, die Gründung des neuen Deutschen Reiches, sieht derselbe doch im Geiste die deutschen Heldengestalten im Schlosse zu Versailles bei der Ausrufung des Deutschen Kaisers versammelt, bei jenem welthistorischen Ereignis, welches Anton v. Werner so herrlich im Bilde dargestellt hat und über welches Einhart in seiner „Deutschen Geschichte“ so schön schreibt: „Am 18. Jänner 1871 wurde der Traum der Besten im Volke Wahrheit: Im Feindesland, im Spiegelsaal desselben Versailles, von wo so viele Befehle des Unheils für Deutschland ausgegangen waren, wurde Wilhelm der Siegreiche zum Deutschen Kaiser ausgerufen, umgeben von den Fürsten und Heerführern der Deutschen und von den Vertretern des Reichstages, breit und mächtig stand der Mann vor ihm, der diese große Stunde heraufgeführt hatte, Otto v. Bismarck, der Erneuerer des Reichs, um der Welt zu verkünden, daß die deutschen Stämme sich zu einem Reiche zusammengeschlossen und sich ein Oberhaupt, einen Kaiser, gegeben haben“. Im Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 errang Bismarck dem deutschen Volke den Preis des ruhmvollen Kampfes gegen den französischen Erbfeind, die Schmach vergangener Jahrhunderte war gesühnt. Durch die Gründung des neuen Deutschen Reiches war die Form gegeben, in der das Deutschtum seine Kraft betätigen konnte. Nun war auch nationale Politik möglich geworden. Des neuen Deutschen Reiches erster Kanzler führte auch in großartiger Weise den Ausbau des Reiches im Innern durch. So hat Bismarck ein Reich geschaffen, das, trotzdem der Leitung desselben schon fast 20 Jahre Bismarckscher Geist mangelt und leider viele Fehler, besonders auch in nationaler Richtung, begangen wurden, Achtung gebietend und gefürchtet von seinen Feinden dasteht. Das Wort Bismarcks: „Wir haben Deutschland in den Sattel gesetzt, reiten wird es schon können“, hat sich glänzend bewahrheitet. Wir Deutschen in der Ostmark blieben außerhalb des neuen Reiches. Aber das Gefühl der Stammeszusammengehörigkeit vebindet uns mit den Brüdern im Reiche und das Bewußtsein, daß wir Deutschen alle Kinder der Mutter Germania sind, umschlingt die Deutschen, wo immer sie wohnen, wie ein ehernes Band. Der alldeutsche Gedanke lebt und wird, so Gott will, niemals vergehen. Egerer Neueste Nachrichten 6. Oktober 1909, s. 6. Und wir schreiben doch erst Oktober! Und sollten Sie einmal nach Jahren Gelegenheit haben-falls Ihnen die orientalische Politik Zeit gewährt -die Stätte Ihrer Geistesblitze, nämlich Eger, wieder einmal aufzusuchen, so können Sie sich ja pesönlich überzeugen, ob der Bismarckturm oder der Aussichtsturm im Herzen der Bevölkerung weiterlebt. Uns schüttelt schon wieder ein kleiner Lachkrampf, deswegen müssen wir leider abbrechen. Also bis dahin auf Wiedersehen, Sie lieber guter kleiner Gernegroß. Bringen Sie noch öfter solch sonnige Heiterkeit in unser Gemüt, und Sie werden sich unseren Dank für ewige Zeiten sichern. M.D. Wir können Ihnen mitteilen, daß Monntag bereits alle hervorragenden Blätter Deutschlands die Eröffnung des „Bismarckturmes“ und nicht „Aussichtsturmes“ auf dem Grünberge bei Eger verkündet haben. Das „Weltblatt“ aus der Grabenstraße hat sich eben blamiert wie noch nie. Die Schriftleitung. Verehrliche Schriftleitung! „Was die „E.Zt.“ für einen Unsinn schreibt, ist doch zu toll. Das Blatt erscheint wohl in einem Narrenhause. Was geht denn diese sonderbare Gesellschaft eine deutschvölkische Feier an? Man hat doch das Major Gschihay-Jubiläumssch-ßen ganz ungestört vor sich gehen lassen. Das hätte wohl sicherlich sehr zur humoristischer Satyre herausgefordert. Mit bedeutungslosen Personen gibt man sich eben nicht ab.“ Ein alter Egeraner. Na! Ja Wir bemerken dazu so viel: In dem steten Wandel der Redakteure ist die undeutsche niedere Gesinnung der „E.Zt.“ immer erhalten geblieben. Wie kommt wohl das? Ein schwarz-gelber Jammerfetzen. Man schreibt uns:“Der hiesige schwarz-gelbe Jammerfetzen in der Grabenstraße bringt in seiner letzten Montasnummer über die erhebende völkische Feier vom letzten Sonntage einen von Lügen, Gemeinheiten und Niederträchtigkeiten strotzenden Artikel, indem er das hehre nationale Werk in altbekannter Weise zum Jubel der Tschechen und aller Deutschfeinde herabzusetzen sucht. Wer noch einen Funken Ehrgefühl im Leibe hat, der werfe der Firma Gschihay ihren voklsverräterischen schwarz-gelben Jammerfetzen, der wohl zu dem bekannten Reptilienfonde eine Zuleitung haben dürfte, ganz einfach vor die Füße. Ein derartig elendes Preßerzeugnis ist eine wahre Pestbeule für das Egerland. Nur national entmannte Elemente vermögen ein solches Blatt zu lesen und darin zu inserieren. Auch eine Begrüßung zur Eröffnung des Bismarckturmes. An den Bauausschuß ist u. a. noch nachträglich folgedndes Begrüßnugsschreiben gelangt:“Ich nehme alles zurück und bitte mei heutiges Fernbleiben zu entschuldigen. Ich bin zu sehr beschäftigt mit der Annagelung aller Schönerianer, die heute mit dem Zuge zum Bismarckturm zogen. Vox populi, vox Die“ Mit unentweg alldeutschem Heilgruß: Die Schriftleitung der „Egerer Zeitung“
(g414/EN-EZ 1909)