SEHENSWÜRDIGKEITEN KIRCHEN UND KLÖSTER JESUITENKOLLEG
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Jesuitenkolleg

Das Objekt existiert nicht mehr
Die Jesuiten kamen vor 1630 nach Eger, um eine Missionstätigkeit aufzunehmen. Sie wohnten zuerst in der Kreuzherrenkommende, später in der Lateinschule. Sie wollten ihr Kolleg am unteren Teil des Marktplatzes errichten, aber dazu kam es nie. Die Stadt stellte dem Orden die Deutschritterkommende zur Verfügung. Hier wurden die Schulzimmer eingerichtet und aus dem Hof wurde ein Garten. Die Jesuiten blieben in der Kommende bis zur Aufhebung ihres Ordens im Jahre 1773. In den Jahren 1835-1839 wurde an Stelle der Kommende eine Kaserne gebaut, die nach 1945 abgetragen wurde. Heute finden wir dort einen Parkplatz.

(RS)
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            jesuitenkolleg
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KASÁRNÍ NÁMĚSTÍ, 350 02 CHEB

Historische Texte

C209/8-3Sturm 1952

Die breit ausladende zweiarmige Rundtreppe, die den Niveauunterschied zwischen der Schiffgase und dem Kirchenplatz bei St. Niklas überwindet, wurde anstelle einer vordem einfachen Treppe im Jahre 1697 erbaut und später durch aufgesetzte Steinplastiken ergänzt. Der davor an der Schiffgasse liegende geräumige Platz entstand erst 1835, als gleichzeitig mit dem Bau de Kaserne die hohe Mauer, die hier den alten Wirtschaftshof der ehemaligen Deutschordenskommende und einen von den Jesuiten angelegten Garten einschloß, niedergerissen wurde. Die Jesuiten benutzten das anschließende Gebäude, das später der Kaserne Platz machen mußte, gemeinsam mit der benachbarten Lateinschule als Kollegienhaus; und zwar wurde ihnen die ehemalige Deutschordenskommende anläßlich des Ankaufes durch die Stadtverwaltung im Jahre 1693 vertraglich zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellt, bis sie in der Lage sein würden, sich ein neues Kollegium selbst zu erbauen. Diese Absprache ergab sich aus den langwierigen Verhandlungen, die dem zweiten Ankauf der Besitzungen des ehemaligen Deutschritterordens durch die Stadtverwaltung vorangegangen waren. Die Stadtverwaltung hatte bereits im Jahre 1608 versucht, durch Kauf in den Besitz und in die Rechte des ehemaligen Deutschritterordenshauses zu gelangen, um dadurch Patronatsherr über alle egrischen Kirchen, der Kirchen in Stadt und Land Eger, zu werden; doch mußte damals der bereits abgeschlossene Vertrag rückgängig gemacht werden. Da zu Ende des 17. Jahrhunderts aber die Gegenreformation restlos durchgeführt war, hatte man kein Bedenken mehr, der Absicht der Stadt zu willfahren. Nur die Jesuiten schalteten sich bei dem zweiten Ankauf im Jahre 1693 als Konkurrenten ein, konnten dann aber durch die Regelung, daß ihnen das Kommendagebäude lastenfrei zur Benutzung zugestanden wurde, zufriedengestellt werden. So blieb dieser Bau bis zur Aufhebung des Jesuitenordens durch Kaiser Josef II. im Jahre 1773 in Verwendung der Jesuiten, die trotz verschiedener Ansätze doch nicht mehr dazu kamen, sich ein eigenes Haus, das sie anstelle eines Bürgerhauses auf dem Marktplatz errichten wollten, zu bauen. Von den dazu gehörenden Baulichkeiten ist heute nichts mehr erhalten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde allmählich die Unterbringung der in Eger stationierten Truppen zu einer kostspieligen Last, zumal die Stadtverwaltung die erfordelichen Unterkünfte einzeln mieten mußte. Auch die Landbevölkerung blieb von dieser Militärlast nicht verschont. Nach mancherlei Projekten und schwierigen Verhandlungen kam zwischen der Egerer Bürgerschaft und den Hofbesitzern, die für die Unterbringung der Soldaten herangezogen wurden, am 7. November 1814 und am 22. März 1815 ein Übereinkommen zustande, gemeinsam einen Kasernenbaufonds zu gründen. Die Landbewohner erklärten sich zur Zahlung eines Geldbetrages in Höhe einer einjährigen Steuer und Leistung von Fuhren im gleichen Werte bereit und die Stadtverwaltung hatte ihrem Anteil entsprechend ebenfalls zu diesem Baufonds zuzusteuern. Indes wurde diesem Unternehmen von keiner Seite besondere Förderung zuteil. Die Last der Einquartierung wollte man wohl gerne los sein, aber die Kosten scheute man doch. So vergingen Jahre mit fruchtlosen Verhandlungen und vielen Schreibereien bis am 30. Jänner 1834 der Elbogener Kreishauptmann Freiherr Karg v. Bebenburg Vertreter der Bürgerschaft und des Landes auf das Rathaus kommen ließ, um die angelegenheit endlich zu bereinigen. Der Magistrat erklärte sich dann am 17. März 1843 bereit, alles zum Kasernenbau erforderliche Bauholz aus den städtischen Waldungen kostenlos und außerdem einen Geldbetrag zur Verfügung zu stellen. Auch mit der Landbevölkerung wurde ein bindender Beitrag vereinbart. Im Mai 1835 konnte dann nach Abbruch des Kommendagebäudes der Bau einer Kaserne für tausend Mann begonnen und 1839 vollendet werden.

(Sturm 1952,314)
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N209/8-2Kunst 1992

Es war ein U-förmiger Komplex mit dem Eingang nach Süden, Richtung Niklaskirche. Zwischen den Seitenflügeln wurde ein kleiner Vorhof durch eine Mauer abgeschlossen. Rückwärtig befand sich ein großer Klostergarten. Das Gebäude hatte drei zweistöckige Trakte mit glatten Obergeschoßen über einem bossierten Untergeschoß. Im rechten Flügel befand sich das schmucklose Portal. Auf der Umfassungsmauer standen fünf Heiligenfiguren. Sie wurden 1791 vor der Niklaskirche aufgestellt. Eine Immaculata steht noch heute auf der Kirchenstiege, vier Figuren kamen 1819 an die neuerbaute Egerbrücke und sind seit deren Abbruch 1899 verschollen.

(Kunst 1992, 594)
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Boháč 1999

Der Jesuitenkonvent

Durch eine kaiserliche Anordnung vom 23. August 1627 wurde der Egerer Stadtrat von Kaiser Ferdinand aufgefordet, die angekaufte Deutschherrenkommende zurückzugeben, mit deren Besitztum das Partonatsrecht über die St. Niklaskirche und die Mehrheit der Egerländer Kirchen verbunden war. Der Malteserorden, der die Kommende dem Stadtrat im Jahre 1608 verkauft hatte und dem sie jetzt zurückgegeben werden musste, überliess seine Rechte den Jesuiten. Sie gründeten in Eger ein Kollegium. In der protestantischen Stadt Eger wurde seit 1628 in der von den Jesuiten verwalteten Kirche wieder katholischer Gottesdienst gelesen. Ein Jahr später wurden die protestantischen Messen in der ganzen Stadt verboten und die Jesuiten übernahmen auch die Egerer Schulen. Dieser eifrige Gegenreformationsorden liess sich in Eger für die nächsten 150 Jahre und bis zu seiner Auflösung durch Josef II. nieder. Bis zum Jahre 1773 hatte es der Orden geschafft, das ganze protestantische Egerland zum „wahren Glauben“ zu bekehren.

Die Jesuiten wollten natürlich in Eger ein repräsentatives Konventgebäude erbauen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kauften sie vor allem die sog. Tannerhäuser auf dem Marktplatz. Der Bau sollte ein ganzes Drittel des unteren Marktplatzes vom Gablerhaus bis zu dem heutigen Dekanat auf dem Kirchenplatz einnehmen. Zum Abbruch dieser Gebäude und zum Bau des Konvents kam es, zum Glück, vor allem aus Finanzgründen nicht. Die Jesuiten hatten ihren Sitz in verschiedenen Häusern in der Nähe der Pfarrkirche. Nach 1642, nach der Vertreibung des protestantischen Bürgermeisters Pachelbel, besaßen sie sogar das später bekannte Stadthaus, bis sie ihr Klostergebäude bezogen.

Im Jahre 1693 erwarb die Stadt endgültig die Deutschherrenkommende und nach dem Abkommen mit den Jesuiten überliess sie ihnen durch Tausch für die Tannerhäuser das Gebäude des sog. Kreuzhofs, das unterhalb der St. Niklaskirche stand, für den Umbau in ein neues Ordenskollegium. Das neue Konventgebäude der Jesuiten wurde zwischen 1695 und 1705 erbaut und nahm etwa eine Hälfte des Westteils des heutigen Kasernenplatzes ein. Das ausdruckslose zweigeschossige Gebäude mit Seitenflügeln orientierte sich mit der Front zur St. Niklaskirche. Der zentrale Eingangsraum war mit fünf großen Steinplastiken geschmückt, die nach der Säkularisierung des Klosters von der Stadt gekauft und auf der Friedhofsmauer bei der St. Niklaskirche aufgestellt wurden. Vier von ihnen wurden im Jahre 1819 an die Pilaster der neuen Brücke über die Eger gestellt.

Im Ostteil des Klosters befand sich ein großer, von einer Mauer getrennter Garten, bei dem 1697 eine breite, damals noch einfache Barocktreppe erbaut wurde, die das Kloster mit der ebenfalls von den Jesuiten verwalteten Kirche und das Gymnasium verband. Die Treppe wurde um 1700 mit zwei Plastiken von Wilhelm Felsner geschmückt. Neben der Figur des hl. Nepomuk war es eine Statue des hl. Josef, der seit 1654 als Stadtpatron verehrt wurde. Im Jahre 1839, als unterhalb der Kirche ein neuer Platz entstand, wurde die ursprüngliche Treppe in die heutige Gestalt einer zweiarmigen Ellipse umgebaut, in die Mitte kam noch eine Steinplastik Mariens. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um die fünfte Statue von denen, die ehemals die Front des Jesuitenklosters schmückten.

Der figürliche Schmuck der Treppe und das Marienrelief an der Fassade des Gablerhauses auf dem Marktplatz sind die einzigen erhaltenen jesuitischen Denkmäler in Eger. Im Jahre 1834 entschloss sich der Egerer Magistrat an Stelle des ehemaligen Jesuitenkollegiums eine Kaserne zu bauen, weil die Unterbringung der Soldaten in den einzelnen Häusern zu kostspielig für die Stadtkasse und die Bürger war. Im Jahre 1835 wurde die Kommende abgetragen, und in den nächsten vier Jahren wurde nach Plänen von J. Fischer ein viergeschossiges Ärargebäude erbaut, das, in den Abhang eingegliedert, mit seiner Höhe den Anblick der St. Niklaskirche vom neuentstandenen Kasernenplatz aus fast überschattete. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde dieser Bau als Notunterkunft für Obdachlose benutzt. Das durch die Bombardierung im Jahre 1945 schwer beschädigte Gebäude wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgetragen.

(Boháč 1999,200-204)
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