SEHENSWÜRDIGKEITEN KIRCHEN UND KLÖSTER DIE ST.-CLARA-KIRCHE MIT DEM KLARISSINNENKLOSTER
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Die St.-Clara-Kirche mit dem Klarissinnenkloster

Gegenwärtig dient die ehemalige Kirche als Konzert- und Ausstellungsraum. In einem der Klostergebäude ist das Balthasar-Neumann-Haus untergebracht – das Zentrum der Begegnung.
Für die Öffentlichkeit zugänglich (nach Öffnungszeiten)
Die Mariä-Verkündigung-Kirche mit dem Franziskanerkloster

Ein Guardian (Vorgesetzter) der Franziskaner in Eger ist schriftlich im Jahr 1247 genannt. Das Kloster bestand schon 1256, es beherbergte in diesem Jahr den Bischof von Regensburg. Nach dem großen Brand 1270 wurde das Kloster mit erweitertem Grundriss neu aufgebaut. Die Kirche wurde 1285 eingeweiht, hier fand auch die Hochzeit Wenzels II. mit Jutta von Habsburg statt.

Die Kirche gehört mit den Kirchen von Iglau und von Tepl zu den ältesten Hallenkirchen in Böhmen und Mähren. Das Oratorium dieser Kirche besuchten die Klarissinnen aus dem benachbarten Kloster bis zum Bau ihrer eigenen Kirche.

Die Franziskaner wurden im Jahre 1951 aus dem Kloster vertrieben. 1991 wurde das Kloster der katholischen Kirche zurückgegeben. Gegenwärtig gehört das Kloster mit der Kirche der Stadt. Die Kirche dient gelegentlich als Konzertsaal, der wertvolle gotische Kreuzgang wurde den Besuchern zugänglich gemacht.

(RS)
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FRANTIŠKÁNSKÉ NÁMĚSTÍ, 350 02 CHEB

Historische Texte

N203/8-3Prökl 1877

Der Clarisserorden, der weibliche Zweig der Franziskaner-Minoriten, von der edlen Clara aus Assisi gestiftet und als Minoritenorden 1215 vom Papst Innocenz II. bestätigt, in Prag 1233 eingeführt von König Wenzl´s Schwester Agnes (die selbst Clarissin wurde), fing in Eger im Jahre 1268, also während der ersten böhmischen Okkupation unter König Ottokar in der Zeit des Kaiser-Interregnums und 8 Jahre nach Ansiedlung der Franziskanermönche in Eger mit vier Regel- oder Tertianerordensschwestern Hausel, Posel, Getraud und Agnes an, jedoch ohne Clausur und Habit, den sie erst auf Vermittlung des Cardinals Mathäus von St. Maria annahmen; ihre Zahl vermehrten später noch zwei ausländische Nonnen aus der sächsischen Provinz, Adelheid und Gobhaus (Gobhart) als Äbtissin und Jutta von Gurlitz (Görlitz, Burgliz). – Stifter und Erbauer des Klosters waren zwei Egerer adelige Bürger, Honigar, Herr auf Seeberg, und Hecht, Herr auf Pograth. König Ottokar II. (1268-78) schenkte diesem Kloster das Dorf Treunitz sammt Zinsen und Mannschaften. Im Jahre 1270 traten auch Jungfrauen aus Egerer bekannten reichen Edelgeschlechtern ein. Barbara Hecht, Anna Colowrat, Cordula Junckher, Anna Bayer und Veronika Püchlberger; das Kloster erwarb mithin durch Aufnahme so vieler vermöglicher Fräuleins ein ansehnliches Vermögen. Nach der Feuerbrunst (16. Mai 1270), wodurch das meistenstheils von Holz erbaute Kloster in Rauch aufging, und 4 Nonnen verbrannten, bauten dieselben, Honigar und Hecht, das Kloster nochmals im Jahre 1288. Papst Bonifaz VIII. befreite das Stift von allen Abgaben ). Derselbe Papst nimmt das St.Clara Kloster in seinen besondern Schutz ), und spendet Engelhard von Wiltstein, genannt Nothaft, dem Stifte die Lehen in Hartessenreut, Trisenhof, Pilmersreut und Oberndorf ). Das Klostergebäude dieser Franziskaner-Minorissen St. Clara war an die Klosterkirche der Franziskaner-Minoritenmönche angebaut, so daß die Nonnen durch eine vergitterte Öffnung, welche mit einem großen Bilde verhängt war, predigen und die Meßandacht hören, aber nicht in den für die Mönche bestimmten Kirchenraum blicken konnten. Andere Gutthäter fanden sich: die Frankengrüner mit etlichen Schock Meißnern zu Meßwein, Konrad von Buchau schenkte dem Stifte den Zins ringsum der Stadt Hof im Jahre 1406, König Johann ertheilte demselben 1335 ein Privilegium, daß es zu keinem Steuerbeitrag gezwungen werden dürfe. Kaiser Carl IV. bewilligte dem Nonnenstifte, im Reichsforste Holz nach Nothdurft fällen zu dürfen, bestätigte ferner im Jahre 1373 alle Handfesten und Briefe von „Kaisern, Königen und andern christlichen Leuten über die Dörfer: Treunitz, Ullrichsgrün und andern Güter.“ König Wenzl IV. erlaubte im Jahre 1408 dem Stifte, das Gut Oberschossenreut in Böhmen kaufen zu können und konfirmirte die Privilegien Kaiser Carl´s IV. Das Stift kaufte auch wirklich im Jahre 1409 das Gut Schossenreut von Andreas Steinbach um 130 Schock böhmische Groschen. Kaiser Sigismund bestätigte 1433 die Privilegien des Klosters. In demselben Jahre trat eine zweite Cordula Junckher in´s Kloster (+ 1490). Noch mehr Güter bekam es durch fortgesetzte Aufnahme reicher Töchter in das Kloster, so daß es bereits 1464 im Egerlande allein 98 Höfe besaß. ) Nach jedem dritten Jahre konnten die Klosterjungfrauen eine neue Äbtissin wählen, größentheils aber bestätigten sie die vorige. Jede Nonne, welche in das Kloster trat und sich inkorporieren ließ, mußte dem Senate angezeigt und dort in das Aufnahmsbuch eingeschrieben werden. Der Kunstfertigkeit dieser Klosterjungfrauen verdankt Eger höchst wahrscheinlich das um 1300 verfertigte kunstvolle Altar-Antipendium, was aus der Schloßkapelle später in die St. Jodokus-Kirche und von da in´s Stadtmuseum Eger kam und dort als Merkwürdigkeit aufbewahrt wird. Auf die zur Zeit Kaiser Friedrich´s III. und König Podiebrad´s an den Papst Pius II. (Aeneas Sylvius) nach Rom im Jahre 1463 gestellte Bitte des Senats und der Ritterschaft im Egerkreise, in dem Nonnenkloster die strengen Ordensregeln einzuführen, weil manche Stiftsjungfrauen ein ärgerliches und anstößiges Leben zu führen anfingen, fertigte Papst Pius II. eine Bulle aus, deren Anfang lautet: „Pius Episcopus – dilectis filiis in Waldsassen, et S.Aegidii in Nürnberg Bambergensis, et Ratisbonensis dioecesium Abbatibus, ac Decano Ecclesiae Wratislaviensis Salutem apostolicam. A Supremo Patre familias meritis licet in sufficientibus in Domo Domini dispensatores effecti etc.“ Erst Paulus II. brachte im Jahre 1465 diese Reformation zu Stande. Dieselbe vollzogen von Seite des Papstes der 29. Abt zu Waldsassen, Nikolaus Peisser, ein Egerer, und Goldinus, Canonikus von Regensburg; von Seite des Königs Georg von Podiebrad Graf Mathäus Schlick, Pfleger in Eger, und der Egerer Stadtrath. Auf Anrathen des päpstlichen Legaten Rudolphis, Bischofs von Lavant, und des Cardinals Bessarion befahl derselbe Paulus II., einige Clarissinen von Nürnberg hieher zu schicken und den strengern Orden hier zu pflanzen; es kamen 5 Nonnen nach Eger, die nach 5 Jahren wieder zurückkehrten, nachdem sich 13 Nonnen, darunter Cordula Junckher, zur strengen Regel reformirt und sie 17 Novizinnen aufgenommen hatten. Im Ganzen beherbergte das Kloster im Jahre 1470 36 Nonnen, weil von den bei dieser strengen Reformation ausgewanderten Nonnen vier wieder in das Kloster eintraten. Da zugleich auch bei den Franziskanern eine Reformation eintrat, so erhielt das Nonnekloster viele Renten, welche die zur Armuth verpflicheten Conventualen besaßen, nach Vorschrift ihrer Ordenssatzung aber ferner nicht mehr benützen durften. Die seit 1499 vorstehende Äbtissin Katharina von Seeberg weigerte sich, im Jahre 1525 zur Stadtlosung beizutragen, Pferde und Söldner zu halten und Scharwerkfuhren zu stellen, weil ihr Kloster von Königen bestätiget und unter dem Schutze derselben stehe; und in gleicher Weigerung beharrte ihre Nachfolgerin seit 1533, Ursula Gräfin Schlick. Der darüber erwachsene, bis zu Gewaltthätigkeiten gediehene, langwierige Streit erhielt erst 1534 durch den k. Comissär Albin Schlick, Grafen von Passaun, sein Ende durch den Vergleich, daß, so oft die Stadt Eger 1000 fl. Steueranlage bezahlte, das Stift 30 fl. beitragen, ein Pferd mit einem Knechte, nach Umständen auch zwei derselben halten und dem Senate den Jahreszins pr. 20 Groschen für den zur Vergrößerung des städtischen Leichenhofes überlassenen Grund nachlassen mußte; dagegen hat sich aber der Senat verpflichtet, das Röhrwasser auf Kosten der Stadt in das Kloster zu leiten und zu unterhalten. Im Jahre 1534 leistete das Nonnenkloster auch Widerstand gegen Annahme des in dem General-Ordenskapitel zu Nisa wegen Reformirung der Clarissen bestellten Beichvaters, Patres Caspar Sager aus der sächsischen Provinz, und wollten sich, weil ihr Kloster nicht zu dieser, sondern zur böhmischen Provinz gehöre, gegen die Bulle Paul´s III. (8. November 1534) einen fremden dazu wählen. Als nach vielfachen Beschwerden 1537 am 15. August zu Rom der Cardinal Franziskus, Gubernator und Protektor aller Franziskanerklöster des heil. Kreuzes-observantenordens auf Befehl Paul´s III. drohte, die Äbtissin, Priorin und andere Klosterfrauen ihrer Ämter zu entsetzen und den ganzen Convent mit dem Bann zu belegen, wenn sie sich ferner weigern würden, dem verordneten Minister Caspar Sager, Pater desselben Observantenordens, zu gehorchen, wendeten sich jene an die k. Majestät, welche sie an den päpstlichen Nuntius, König Ferdinand I. und an Johann Maroni verwies, der dem Bischofe von Regensburg (9. März 1538) auftrug, ihnen provisorisch bis zur päpstlichen Entscheidung einen Weltpriester oder andern Ordensmann zum Beichvater zu bestimmen. Daß sie sich auch späterhin nicht dem Geheiße des Protektors gefügt, sonder der Vergünstigung des Nuntius nach gelebt haben, beweiset der Umstand, daß noch im Jahre 1558 ihr Caplan und Gewissenrath ein Weltpriester war. Im Jahre 1540 verkaufte das Stift den Zehent rings um Eger an die Bürger um 464 fl. und an die Stadtgemeinde das Dorf Romersreut sammt dem Walde. Luther´s Lehre schlich sich späterhin auch in dieses Kloster ein, wohl nicht im ganzen Umfange, doch so weit, daß mehrere Nonnen die Clausur unerträglich funden. Inzwischen hat die Äbtissin Margaretha von Aue 1558 eine Urkunde aufgestellt, nach welcher sie alle Unterthanen des Stiftes vom Heimfallsrechte (wenn einer ohne Leibeserben stirbt) befreite. In den Jahren 1557 und 58 sind fünf Nonnen entwichen, denen 1559 am 3. Februar auch selbst die Äbtissin Margaretha von Aue nachfolgte, da sie vergebens beim Observanten-Provinzial um die Erlaubniß angesucht hatte, aus dem Kloster austreten zu dürfen. Sie hatte früher viele Fahrnisse durch ihren Hof- oder Kornmeister vorausgeschickt, ein Jahr zuvor den Nonnenhof und 41 Zinsbauern der Stadt Eger um 2000 fl. gegen Wiedereinlösung versetzt und die Vorräthe verkauft. Die Veräußerung und den überdieß sehr niedrigen Versatzpreis dieser geistlichen, vielmehr Stiftsgüter, konnte oder wollte die k. Majestät nicht billigen, weil die Verpfändung dieser Güter und Realitäten ohne kaiserlichem und päpstlichem Vorwissen sich vollzog. Auf höchsten Befehl wurde demnach im Jahre 1558 den 4. April gegen Erlegung des Pfandschillings von 1600 Reichsthalern bei der k. böhmischen Kammer dem Burggrafen von Eger, Joachim von Schwamberg auf Königswart, das große Vorwerk, der Nonnenhof, gegen weitern Erlag von 2160 Reichsthalern dem Christoph von Zedtwitz von Liebenstein 22 Zinsbauern auf 4 Jahre übergeben. Alle diese Unterthanen haben jährlich 297 1/2 Kahr, halb Korn, halb Hafer, 93 Hühner, 58 Käse, 20 Schock Eier, 2 fl. 19 kr. im Gelde und 12 Flachsbindel gezinset. Nach Verkauf dieser 4 Jahre (1564) verpfändete die 1559 neu ernannte Äbtissin Anna Veyl gegen Wiedererstattung dieser Pfandschillinge mit Bewilligung Kaiser Ferdinand´s I. den Nonnenhof sammt 41 Zinsbauern an dieselben Pfandnehmer um 100 fl. Zins, 3 1/2 Kahr, halb Korn, halb Hafer. Die Äbtissin, sowohl den Mitschwestern als der Stadt widerwärtig und unruhig, hat die Regierung nach sechsjähriger Klosterverwaltung abgesetzt und verließ am 27. Dezember 1565 heimlich das Kloster. An ihre Stelle trat als Äbtissin Apolina von Junckher (+1579). Während dieser letzten Verpfändung erließ der Magistrat dem Stifte 1566 jährlich 10 fl. von dem Rentbeitrag und überhob es der Pflicht, Pferde, Söldner zu halten und Scharwerkfuhren zu stellen, und dieß so lange, bis das Stift sich erholt hat, den Zins und Nonnenhof wieder einlösen zu können. Der Magistrat bemühte sich um jene Zeit, als Patron des Klosters, dessen Renten zu heben; so hat derselbe im Jahre 1560 den Unterthanen 3559 fl. Getreidegeldreste nachgesehen, die Gerichtsbarkeit über die Nonnenstiftsunterthanen unentgeltlich geführt und während der Versatzzeit den Lohn für den Maierrichter bezahlt. Nachdem 1564 die Stadt Eger größentheils der Lehre Luthers huldigte, alle katholischen Geistlichen die Stadtpfarr- und Filialkirchen verlassen, das Dominikanerkloster sich bis auf einen Priester geleert hatte, ferner nur einige Geistliche in der Kreuzherrnordens-Commenda anwesend, das Franziskanerkloster ganz unbewohnt war, erhielt sich das St. Clarastift durch Aufnahme 30 Egerischer und 19 auswärtigen reicher Novizinnen. Zur Erhaltung dieses Klosters trug Kaiser Rudolf II. viel bei, welcher demselben alle alten Rechte, Privilegien und Freiheiten bestätigte und befahl, daß, wofern die Bürger zu Eger oder wer immer ihre Unterthanen in der Stadt oder auf dem Lande nicht unterstützen und ihren Amtsleuten nicht hilfreich beistehen würde, der Convent ermächtigt sein soll, einen Schutzherrn in der Krone Böhmens aufzunehmen. Im Jahre 1603 hat der sächsische Observanten-Provinzial das Stift das letzte Mal visitirt; es kam im Jahre 1606 zur oberdeutschen Straßburger Observanten-Provinz. Als der Senat die Unvermögenheit vorschützte, die im Jahre 1618 von den 30 Direktoren in Prag ihm auferlegten Beiträge pr. 2000 fl. nicht bezahlen zu können, erfolgte die Weisung, das Nonnenkloster mit seinen Renten zu kaufen oder zu verkaufen; da sich aber der Senat hierwegen beschwerte, befahl Kaiser Mathias, das Stift zu schützen und seine Renten nicht anzugreifen. Dem ungeachtet mußten zwangsweise die Nonnen im Jahre 1619 2000 fl. zu der von den 30 Direktoren verlangten Kriegsauflage pr. 4000 fl. vorstrecken. Bei der Überrumplung Eger´s durch die Sachsen im Jahre 1631 kam das Klosterstift in Gefahr; die sächsischen Soldaten hatten bereits die Eingangsthüre des Klosters erbrochen und würden gewiß in das Innere gedrungen sein, wenn nicht ein Offizier in´s Mittel getreten und die Nonnen durch eine Geldspende sich abgefunden hätten. 1647, nachdem sich die feindlichen Schweden in Besitz von Eger gesetzt und der Stadt eine große Brandschatzung auferlegt hatten, mußte das Stift nach dem Verhältnis des Vermögensstandes 420 fl. concuriren; auch im Jahre 1742 zur französischen Brandschatzung 10.000 fl. und 130 fl. für ihre Glocken bezahlen. Das Kloster kam hiedurch so sehr in Armuth, daß die Jungfrauen ihre Präziosen und das Kirchensilber theils versetzen, theils verkaufen mußten; denn nicht genug, daß das Stift so viel zur Brandschatzung beigetragen hat, nahmen die französischen Truppen die gefüllten Schüttboden in Beschlag, ruinirten die Saaten und brannten den schönen Meierhof vor dem Oberthore nieder. Auch die St. Clara- Unterthanen im Egerbezirke litten so viel, daß das Stift einen mehrjährigen Zins entbehren mußte. Schon im Jahre 1708, nachdem sich das Kloster nach dem beendigten dreißigjährigen Kriege wieder erholt und alle verpfändeten Zinse und Zehenten wieder eingelöset hatte, wurde das alte Kirchengebäude niedergelegt und der Grundstein zur neuen St. Clarakirche vom Waldsaßner Prälaten Albert Hausner gesetzt, 1712 am 17. August vom Regensburger Weihbischof Albert Karl eingeweiht. Die Äbtissin Bernardine Vetterle von Wildenbrunn (1707-1723), welche den Kirchenbau angefangen hatte, vollendete auch den Bau des geräumigen, zwei Stockwerke hohen Klosters, des Beamtenhauses, Hof-, Back- und Bräuhauses, erbaute den gegenwärtigen Nonnenhof und das Fischhaus bei Unterlohma. Der Getreideschüttboden in der Stadt kam erst im Jahre 1745 zu Stande. Die Beschäftigung der Nonnen bestand in regelmäßigem Beten in wie außer dem Chore, dann in Handarbeiten von Gold- und Silber-Draht, mit einbefaßten Reliquien der Heiligenbilder. Die Renten des Stiftes vermehrten sich besonders durch die Erzeugung und Verschleiß des weitberühmten Mithridats und des Schlag-Magenwassers, wie denn auch die dortige Zucker- und Lebkuchenbäckerei vorzüglich war. Kaiser Josef II., weil sich die Nonnen nicht entschließen konnten, dem Staate mit dem Unterrichte weiblicher Jugend zu nützen, hob, um neue Pfarreien, Lokalien, Schul- und Kirchengebäude dotiren zu können, im Jahre 1782 den 7. Februar das Egerer Nonnenstift auf. Den 15. Oktober mußten die 31 Nonnen das Kloster verlassen und erhielten angemessene Pensionen. Ohne Pension traten aus zwei Novizinnen, und die letzte der pensionirten Nonnen, Katharina Josepha Heitzer, starb den 5. April 1837. Bei der Aufhebung des Stiftes besaß dasselbe 21.257 Schritt Waldung, 27 Teiche, 635 Kahr 6 Maßl 2 Napf Sackzins, 711 Kahr 5 Maßl Getreidezehent, einen Meierhof von 74 Kahr Aussaat, 84 Fuder Heu und 37 Fuder Grummeternte, 11 Pfund 22 Loth gearbeitetes Silber, 286 fl. 44 kr. altes Schatzgeld, 91.476 fl. Capitalien, 11.656 fl. Rückstände, 4 Pfund Münzen und 381 fl. baares Geld. ) Dieses Stift bildete nun an ein k.k. Religionsfondgut; aus der entweihten Stiftskirche kam mit Bewilligung Sr. Majestät des Kaiser der hohe Altar und vier Seitenältäre mit zwei gefaßten heiligen Leibern in die Stadtpfarrkirche St. Niklas; die Orgel, Kirchenstühle und zwei Glocken in die Religionsfondskirche nach Klinkart; der Ornat, theils in die Franziskaner-, theils in die Stadtpfarrkirche, und die Monstranze, das Ciborium und die Kelche nach Prag. Der Magistrat erhielt das schriftliche Geheimniß, Mithridat zu bereiten, sammt der dazu gehörigen Werkzeugen und Requisiten. Das Kloster richtete man zum Erziehungshause für 48 Soldatensöhne, die Kirche zu einer k.k. Salzniederlage ein; die Grundstücke und Renten verwaltete ein Verwalter und ein Controlor. Im Jahre 1811 hat der Staat die Kirche, Kloster, Nebengebäude, den Nonnenhof, die Stallungen, Teiche, Zinse und Zehenten um 335.000 fl. Einlösungsscheine an den Lorenz Wolf auf Kopetzen verkauft. Von diesem erkaufte später 1816 der k.k. Kriminalfond einen Theil des Klostergebäudes um 28.000 fl. und ließ ein Kriminalrathhaus mit 31 Gefängnissen, Commisions-, Krankenzimmern und Wohnungen für die Gefangenwärter und dem Kerkenmeister herstellen. Der noch gut erhaltene, blechgedeckte Thurm bildet die Grenze zwischen dem Kriminalrathhaus und den St. Clara-Gutgebäuden. Bei der am 24. Mai 1829 abgehaltenen öffentlichen Lizitation erstand das Stiftsgut St. Clara Kaspar Wilhelm um 150.100 fl. CM., dessen Sohn Johann es noch heute besitzt. Diesem Stift waren unterthänig: Die Dorfschaften Bruck, Deba, Ensenbruck, Fonsau, Färba, Hagengrün, Haid, Oberlindau, Nonnengrün, Ober- und Unterschossenreut, Schönlind, Treunitz, Ulrichsgrün und Voidersreut, theils ganz, theils nur mit der Mehrzahl der Höfe. Diese Ortschaften zählten 306 Häuser und 1832 Seelen. Sanct Clara übte über alle denselben inkorporirten Grundholden die einem Rittergute zustehenden Jurisdiktionsrechte und die Realgerichtsbarkeit. Seit der Aufhebung des Unterthänigkeitsverbandes hat diese Gerichtsbarkeit sammt den Obrigkeitsrechten aufgehört.

(Prökl 1877,608-616)
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CN203/8-4Sturm 1952

Die Belagerung Egers durch die Schweden im Jahre 1647 hatte wie viele andere Gebäude der Stadt auch das knapp an der Wehrmauer stehende Konventgebäude des St. Klara-Klosters stark in Mittleidenschaft gezogen. Aus dieser Zeit berichtet die Klosterchronik: „Die Belagerung dauerte durch einen ganzen Monat, in welcher Zeit die Stadtmauern Tag und Nacht durch Stückkugeln ziemlich beschädigt wurden zu unserer größen Bestürzung und Schrecken, indem unser Kloster ganz nahe an der Stadtmauer gelegen, mithin vor dem Einfall des Feindes zu fürchten hatten. Der Chor wurde aufgehoben, jede betete das Brevier allein, die sehr kurze Nachtruhe mußten wir alle gemeinsam im Keller nehmen. Äbtissin war damals Klara Meyer, Beichtvater Sigismund König, ein gelehrter und erfahrener Mann, der uns ständig mit Rat und Tat beigestanden, getröstet und gestärkt hat, besondes da der Feind etwelchemale die Stadt zu stürmen anfing.“ Nach der Kapitulation der Festung wurden die Nonnen durch die auf sie entfallende Geldleistung der Brandschatzung hart betroffen und auch die schwierigen Zeitumstände zehrten an dem Besitz des Klosters, so daß an eine gründliche Ausbesserung der erlittenen Bauschäden nicht zu denken war. Die Gebäude wurden dadurch mit der Zeit um so baufälliger. 1692 stürzte ein großer Teil der Hauptmauer zusammen und drückte das Dach des Pferdestalles ein, auch wurden einige Kosterzellen durch diesen Einsturz mit zerstört. Die lang genug hinausgezögerte grüngliche Renovierung des Klostergebäudes wurde damit unvermeidlich. Zunächst ging man an den Wiederaufbau des Konventgebäudes und des Wirtschaftsgebäudes, alsbald mußte man sich aber auch noch mit dem Bau einer neuen Kirche abfinden, da die alte 1704 einen mächtigen Riß bekam, so daß die Nonnen nicht mehr das Chor benutzen konnten. Nachdem man notgedrungen das alte Kirchengebäude abgebrochen hatte, legte im Jahre 1708 der Abt von Waldsassen Albert Hauser den Grundstein zu eine neuen Kirche. Das neue Konventgebäude, das an den alten Klosterkomplex anschließt, zog sich längs der Stadtmauer bis zum Klostergarten der Franziskaner hin und benutzte auch einen Teil des dortigen Zwingers. Die Stadtmauer, die offenbar durch die Beschießung der Schweden wenigstens zum Teil eingestürtzt war, wurde um ein Stück gegen den Graben vorverlegt. Die Kirche wurde auf dem Franziskanerplatz so in das Klostergebäude eingefügt, daß sie mit der Längsfront, in deren Mitte der Eingang gelegt wurde, zum Platz stand. Damit hat die St. Klara-Kirche eine Lage von Norden nach Süden; der Altar lag an der nördlichen Schmalfront. Bei diesem Bau hat das Formprinzip der böhmischen Langhausanlage, deren stilistische Ausstrahlung bis in das westliche Deutschland (Neresheim) nachzuweisen ist, erstmalig seine vollständige Verwirklichung gefunden. Die Kirche besteht aus einem dreijochigen Wandpfeilerlanghaus mit querovalen Kuppelräumen und einer im südlichen Teil eingebauten Empore. Als Erbauer der in ihren maßvollen Formen sehr eindrucksvollen Kirche gilt Chr. Dientzenhofer, ein Sproß der aus Franken nach Böhmen gekommenen bedeutenden Baukünstlerfamilie. Nach ihrer Vollendung wurde sie am 17. August 1712 vom Regensburger Weihbischof Albert Karl von Wartenberg eingeweiht. Freilich war es diesem prächtigen Kleinod barocker Baukunst nicht viel länger als ein halbes Jahrhundert vergönnt, seinem Zwecke als Klosterkirche zu dienen. Mit der Aufhebung des Stiftes durch Kaiser Josef II. im Jahre 1782 wurde der Bau säkularisiert. Der Hochaltar und vier Seitenaltäre gingen mit kaiserlicher Bewilligung in den Besitz der Stadtpfarrkirche St. Niklas über, ebenso wurden die Reliquien der Heiligen Maxentius und Margareta vom Rat und der Bürgerschaft feierlich dorthin überführt. Die Orgel, die Kirchenstühle und zwei Glocken kamen in die Religionsfondskirche nach Klinghart, der Ornat teils in die Franziskanerkirche, teils in die Stadtkirche, die Monstranz, die Ziborien und die Kelche nach Prag. Die in den Jahren 1708 bis 1712 erbaute Kirche des St. Klarakloster war nach Aufhebung des Ordens (1782) verschiedenen Verwendungszwecken zugeführt worden und wurde zuletzt als Eiskeller einer Bierbrauerei verwendet. Dadurch ist der formschöne Bau außerordentlich in Mitleidenschaft gezogen worden und die Kirche verfiel von Jahr zu Jahr mehr. Um sie als Bauwerk zu erhalten, reifte kurz nach dem Weltkrieg 1914/18 im Egerer Altbautenbund, einer Gruppe von Persönlichkeiten, die sich die Wahrung und Wiederherstellung des künstlerischen Erbgutes in der Stadt zur Aufgabe gemacht hatte, der Gedanke, den Opfern des Krieges ein sichtbares Zeichen des Heimatdankes zu errichten und mit diesem pietätvollen Vorhaben zugleich die ehemalige Kirche der Klarissinnen aus ihrer zweckentfremdeten Verwendung zu lösen. Von allem Anfang an wollte man die ehemalige Klosterkirche nicht bloß zu einem Weltkriegsdenkmal von Eger, sondern des ganzen Egerlandes machen und den Raum für das Gedenken an alle Kriegsopfer des Egerer Wehrbezirkskommandos ausgestalten. Sobald diese Gedanken, die dann von einem eigens dazu gegründeten Gedenkhallenausschuß den maßgebenden Kreisen und der Bevölkerung nahegebracht wurden, den entsprechenden Widerhall gefunden hatten, ging man an die Durchführung des Planes. Die Stadtgemeinde Eger ermöglichte durch den Ankauf des gesamten ehemaligen Klosterkomplexes im Jahre 1923, der von dem damaligen Besitzer nur ungeteilt abgegeben wurde, eine Verwendung der ehemaligen Kirche zu dem geplanten Zweck, indem sie dem Gedenkhallenausschuß das ausschließliche Recht zur Ausgestaltung des Kirchenraumes für eine Egerländer Gedenkhalle übertrug. Das Staatsdenkmalamt sicherte die tatkräftige Unterstützung jener Arbeiten zu, die zur Wiederherstelllung und Erhaltung des Baudenkmales notwendig waren. Dank reichlicher Spenden und Zuschüsse seitens des Innenministeriums über Antrag des Staatsdenkmalamtes, der Stadtgemeinde Eger, der ehemaligen Kriegsteilnehmer, der Geldinstitute, von Jugendverbänden (Wandervogel, Quickborn, Staffelstein) und Vereinen konnten alsbald die ersten Bauarbeiten durchegeführt werden. Der Innenraum wurde von späteren Einbauten befreit, die zerschlagenen und beschädigten Kapitäle, Gesimse, Pfeiler und Gewölbe wurden hergestellt, das Dach ausgebessert, die vermauerten Fenster geöffnet, der Verputz erneuert und so zunächst das Innere der ehemaligen Kirche restauriert. Im Zusammenhang damit wurde auch die Fassade neu verputzt. Nach diesen kostspieligen Vorbereitungen schrieb man einen Wettbewerb für die Ausgestaltung des Gedenkhallenraumes aus. Im Herbst 1926 überprüfte ein Schiedsgericht, dem die Vertreter des „Metznerbundes deutscher Kunstschaffenden in der Tschechoslowakei,“ des deutschen Architektenvereines in Böhmen und der Stadtgemeinde Eger angehörten, unter Vorsitz des Landeskonservators Dr. Karl Kühn die eingelangten 18 Entwürfe. Die Jury entschied sich einstimmig für die vom akademischen maler Franz Gruß und dem Architekten Heinrich Scherer ausgearbeiteten Entwürfe und empfahl dem Gedenkhallenausschuß deren Ausführung. Den preisgekrönten Entwürfen lag der Gedanke zugrunde, im Kirchenschiff zwei große Steinsarkophage aufzustellen, an deren Wänden die Namen aller Gefallenen, nach Bezirken und Gemeinden geordnet, verewigt werden sollten, und die Stirnseite des Kirchenraumes mit einem großen Fresko auszuschmücken. Mit dem Einbau der Steinarkophage und der etappenweisen Anbringung der Gefallenentafeln wurde alsbald begonnen, die Vorbereitung des Freskos bedurfte aber noch vieler Jahre, bis im Frühjahr 1937 Franz Gruß an die Ausführung des Wandbildes gehen konnte. Damit erhielt die Egerländer Gedenkhalle ihren künstlerischen Mittelpunkt. Noch freilich war man weit davon entfernt, die Egerländer Gedenkhalle restlos ausgestattet zu haben, als der zweite verheerende Weltkrieg des 20. Jahrhunderts über unsere Heimat hereinbrach und neue, weit größere Opfer forderte.

(Sturm 1952,429)
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N203/8-2Katalog 1994

Der bedeutendste Bau des barocken Eger ist die Kirche der Klarissinen von Christoph Dientzenhofer, dem mit seinem Bruder Johann in Franken und seinem Sohn Kilian Ignaz in Prag bedeutendsten dieser weitverzweigten bayerischen Baumeisterdynastie. Er gehört mit Johann B. Fischer von Erlach und Lukas von Hildebrandt zu den Vätern des mitteleuropäischen Spätbarock, die die absolute Hegemonie der italiener im böhmischen Barock brachen. Seine Leistung und die seines Bruders ist die Synthese der bayerischen Wandpfeilerkirche mit den komplizierten Raum- und Gewölbeverschniedungen des oberitalienischen Architekten Guarino Guarini, der sogenannten Guarineske. Während sein Bruder in Franken wirkte, befinden sich die archivalisch unzulänglich bezeugten, aber stilistisch einheitlichen Hauptwerke Christoph Dientzenhofers vor allem in Nord- und Westböhmen, so daß dieses Gebiet in der Wende zum 18. Jahrhundert vorübergehend als kunstlandschaftliches Gelenk gegenüber Prag zu großer Bedeutung kam. Was in Obořiątě (Paulinerkirche), Eger und schließlich in der Prager Niklaskirche entwickelt wurde, fand eine Generation später seine Vollendung in den Sakralbauten Kilian Ignaz Dientzenhofers in Böhmen und des berühmten Egerers Balthasar Neumann in Franken. Durch diesen ihren bedeutendsten Sohn erhielt die Stadt 50 Jahre später auch weithin sichtbar eine barocke Silhouette in den Türmen ihrer Stadtkirche. Es war die letzte große barocke Bauunternehmung. Neumann leistete sie kostenlos aus Dankbarkeit an seine Heimatstadt. Für größere Bauten hatte die im österreichischen Erbfolgekrieg ausgeblutete Stadt kein Geld mehr Die Kirche ist so in das Kostergebäude eingefügt, daß ihre beiden Längsfronten symmetrische Fassaden bilden. In einer siebenjochigen Wand werden die fünf westlichen Joche von einer fließenden Wellenbewegung erfaßt, deren Rhythmus durch den alternierenden Wechsel von kleinen ovalen, bzw. runden und großen rundbogigen Fensterformen noch betont wird. Durch steinerne Architekturplastik und die Verdoppelung der jochtrennenden ionischen Pilastervorlagen hebt sich daraus eine dreiachsige Giebelfassade optisch hervor. Die Eigendynamik der Wand und die plastische Gestaltung erscheinen harmonisch ausgeglichen und steigern sich zur Mitte hin. Grundriß. Ein bizentrischer Breitraum, dessen Grundriß drei ineinanderhängende Ovale zugrundeliegen, so daß sich ein alternierendes Muster von konkaven und konvexen Formen ergibt. Im Osten schließt sich ein rechteckiger Emporenraum an. Inneraum nach Osten Die dreifach ausswingende Wand ist durch das ausgesetzte Gebälk in zwei Schichten zerlegt, wobei die vordere Schicht die tektonischen Vorgänge widerspiegelt. Das bikonkave Mitteljoch ist wie ein Gelenk ausgebildet, indem hier das Gewölbe eingezogen ist, während es sich über den Ovalkappen in Ovoiden öffnet. Die seitlichen Ovalkappen waren wahrscheinlich mit illusionistischen Malereien gefüllt, die den Blick in unbegrenzte Höhe zogen. Ein Rest hat sich noch über der Empore erhalten. Dieses Konstruktionsprinzip der gegenseitigen Durchdringung, das hier durch die Synthese der bayerischen Wandpfeilerkirche mit dem italienischen Baldachinsystem geprägt ist, ergibt eine völlig von Bewegung durchdrungene Architektur, deren Raumformation mit dem Auge kaum zu erfassen ist. Inneraum nach Westen. Bereits 1792 wurden Kirche und Kloster säkularisiert, 1811 verkauft und 1816 als Gefängnis und Magazin verwendet. Das Barockinventar wurde in alle Winde zerstreut. 1926 fand die Kirche als Kriegergedächtnishalle des Egerlandes eine neue Funktion. Zu diesem Zweck gestaltete der Maler Franz Gruß die ganze Hauptaltarwand mit einem Monumentalfresko, das jedoch nach 1945 übertüncht und 1969 anläßlich der Restaurierung des Baues durch einen modernen Orgelprospekt ersetzt wurde. Heute dient die Kirche als Konzert- und Ausstellungshalle. Getreidespeicher des Klarissennenklosters. Ein 1745 an der Ostseite des Franziskanerplatzes erbauter barocker Nutzbau mit Aufzugsgaube und breitgelagertem Mansardendach. Dieses ist in besonders feiner Zimmermannsarbeit ausgeführt.

(Katalog 1994)
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Boháč 1999

Mit dem Bau der neuen Kirche und der Klostergebäude 1708 -1712 wurde die interessante architektonische Gestalt des Franziskanerplatzes vollendet. Gegenüber dem sehr gut erhaltenen, stilistisch einheitlichen Bau der gotischen Franziskanerkirche aus dem 13. Jahrhundert wurde einer der bedeutendsten Barockbauten Egers errichtet. Der bedeutende Barockbaumeister Christoph Dientzenhofer, der in den Jahren 1693 -1701 am Bau der Egerer Festung arbeitete, wird als Schöpfer der Raumkonzeptionen von Maria Kulm und von St. Niklaskirche in Prag unter die besten Architekten des Spätbarocks in Böhmen eingereiht. Die Kirche der hl. Klara in Eger stellt eine seiner besten Arbeiten dar.

Der Klarissinnenorden, der sich in Eger in nächster Nachbarschaft zu den Franziskanern ansiedelte, benutzte bis zum Bau der eigenen Kirche im Jahre 1456 eine Kapelle in der angrenzenden Franziskanerkirche. Während der Belagerung Egers durch die Schweden im Jahre 1647 wurde die an der Stadtmauer stehende Kirche durch Beschießung schwer beschädigt, und nach dem Krieg fehlten die für die Wiederherstellung notwendigen Mittel. Der Einsturz der Stadtmauer im Jahre 1692 beschädigte einen Teil der Klostergebäude so stark, daß die Ausbesserung unvermeidlich wurde. Dank der Äbtissin Bernharda Vetterl, die zwischen 1688-1723 Klostervorsteherin war, wurde eine völlige Wiederherstellung beschlossen. Schon fünf Jahre nach dem Beginn der Bauarbeiten wurden im Jahre 1697 der Ausbau von Wirtschaftsgebäuden hinter der Kirche und das Konventgebäude vollendet, das mit zwei Flügeln den ganzen Raum entlang der Stadtmauer bis zum Klostergarten der Franziskaner einnahm. Nach Vollendung des Klosterhauptgebäudes im Jahre 1704 war es nötig, auch die alte Kirche abzutragen, bei der Risse aufgekommen waren und deren Einsturz drohte. Im Jahre 1708 wurde vom Waldsassener Abt der Grundstein gelegt, und vier Jahre später wurde die neue Kirche vom Regensburger Bischof eingeweiht.

Christoph Dientzenhofer stand in Eger vor der Aufgabe, das neue Gebäude in die bereits stehenden Konventbauten einzugliedern und gleichzeitig den Zugang zu den Gebäuden im hinteren Hofteil zu erhalten. Die Lösung stellte, analog zur Dominikanerkirche, eine ganz neue Raumorientierung dar, die den Altar in den Nordteil versetzte. Die Kirche wurde mit dem Konventgebäude so verbunden, daß ihre beiden Längsfronten symmetrische Fassaden bilden. Der dreiteilige Grundriss des Innenraums bildet dann zwei große Gewölbefelder mit anschließendem rechteckigen Oratorium mit zwei abgestuften Emporen.

Das Portal mit der Hofzufahrt unter dem Oratorium war eine der weiteren Lösungen, die aus der Notwendigkeit entstanden, ein Verbindungsglied zwischen der Kirche und dem Kloster zu erbauen. Den repräsentativen Charakter der symmetrisch gegliederten Front vollendet ein Volutengiebel, der an den Seiten von steinernen Skulpturen der hl. Klara und des hl. Franziskus ergänzt und von einem Kreuz zwischen den Ordensattributen abgeschlossen ist.

Dank des vor kurzem im Regensburger Archiv gefundenen Lageplans aus dem Jahre 1755 haben wir heute schon eine genauere Vorstellung von der Gestaltung des Klosters und der ganzen Franziskanerplatzbebauung. Der Platz wurde länglich von einer Mauer aufgeteilt, die die beiden Kirchen trennte. Neben dem Speicher war die Kirche nur durch ein hölzernes Tor zugänglich. Zwischen dem Speicher und der Kirche befand sich über der zweiten Durchfahrt die Wohnung für den Schreiber. Im hinteren Teil war der Hof von einem Gästehaus und einem Haus mit Wohnungen für den Verwalter und die Dienstboten angeschlossen. Beide Häuser sind bis heute mit einer hölzerner Galerie über den ehemaligen Ställen verbunden. Im südlichen Doppelflügel, entlang der Stadtmauer, befanden sich das Bräuhaus und die Kanzleien. Den restlichen Teil neben der Kirche bildete die Klausur, die als ein getrenntes Gebäude den ganzen Platz bis zwischen die Mauer hinter der Franziskanerkirche durchschnitt. In diesem Teil des Klosters, der erst im Jahre 1902 entstand, als der ganze Mitteltrakt wegen des heutigen Durchgangs zum Theaterplatz abgetragen wurde, befanden sich das Refektorium und die Klosterbibliothek.

Dieses, zu seiner Zeit größte Kloster Egerswurde eigentlich erst durch den Speicherbau, ein bemerkenswertes Werk des Zimmermanns Johann Kaspar Fleissner aus dem Jahre 1744 vollendet. Nich einmal ein halbes Jahrhundert später wurde es 1782 von Kaiser Josef II. aufgehoben, 1811 wurden die Gebäude verkauft. Aus der Kirche wurde das Salz- und Eislager für ein Egerer Bräuhaus, in der ehemaligen Klausur hat man eine Soldatenschule untergebracht, aus dem selbständigen freistehenden Flügel wurde ein Gefängnis. Seit 1912 ist hier das Stadtarchiv untergebracht.

Von der künstlerisch wertvollen Kirchenausstattung, die in verschiedene Kirchen übergeben oder nach Prag gebracht worden war, erhielt sich fast nichts. Der Hochaltar und vier von den Seitenaltären wurden in die St. Niklaskirche überführt, wo sich ihre Spur verliert. Aus der ursprünglichen Ausstattung erhielt sich nur ein einziger seitlicher Akanthusaltar, der sich als Hochaltar in der Kirche in Trebendorf befindet, und fast wie durch ein Wunder ein einziges Fresko an der Decke über der Empore von Jean Claude Moono aus dem Jahre 1702.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die stark vewüstete Kirche vom Gedenkhallenausschuss gerettet. Im Jahre 1923 kaufte die Stadt das gesamte Klosterareal. Mit einer großen Finanzhilfe vom Staat, von den Banken und von den Vereinen wurde die Kirche in der ursprünglichen Gestalt restauriert. Im Jahre 1926 wurde ein Wettbewerb für die Errichtung einer Gedenkhalle für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen ausgeschrieben. Der Entwurf des Architekten Scherer und des Malers Gruss wurde schrittweise realisiert, und erst im Jahre 1937 wurde an der Frontwand ein monumentales Fresko vollendet. Möge auch die künstlerische Qualität des neuen Freskos dahingestellt sein, es stellte eine eindeutige Aussage gegen den Krieg dar. Dennoch wurde es im Jahre 1945 beseitigt, und aus der Kirche wurde für eine lange Zeit ein Depot für beschlagnahmtes deutsches Vermögen. Nach einer anspruchsvollen Wiederherstellung und Restaurierung des Interieurs zwischen 1965-1969 und nach Installierung der Orgel an Stelle des ursprünglichen Altars wurde die Kirche im Jahre 1973 als ein Ausstellungs- und Konzertsaal der Egerer Galerie wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Auch das ehemalige Gästehaus der Klarissinnen erfuhr bemerkenswerte Veränderungen. Noch heute finden wir in dem Laubengang hinter der Durchfahrt eine Säule mit einer seltsamen Aufschrift. Es ist eine bei dem Klosterumbau umgekehrt gestellte ältere Säule mit der Jahreszahl 1510 am ursprünglichen Kapitell. In dem Haus befand sich seit Beginn des Jahrhunderts die bekannte Weinstube „Zum ewigen Licht“, die für ihre Küche berühmt war. Diese gute Tradition wurde von der Tatsache überschattet, daß dieses Haus nach dem Jahre 1933 die quasi pietätvolle Geburtsstätte der „Sudetendeutschen Heimatfront“ wurde, und seit 1970 für die nächsten Jahre eine traurig berühmte Trinkerbidlungsanstalt der sozialistischen Jugendorganisation. Nach 1990 errichtete hier die Balthasar-Neumann-Gesellschaft eine deutsch tschechische Begegnugsstätte. Der ehemalige Speicher der Klarissinnen wurde nach der vollendeten Wiederherstellung im Jahre 1969 zum Magazin des Egerer Museums, in den restlichen Teilen des Klosters ist heute das Egerer Stadtarchiv untergebracht.

Zusammenfassung der Daten:

1268 - erste Erwähnung der Ordensschwestern in Eger
1287 - Erbauung des Oratoriums mit Altären bei der Franziskanerkirche
1317 - Einweihung der Altäre
1465 - Bau einer eigenen Kirche
1466 - Vollendung des Chores der Kirche
1469 - Einweihung der Altäre
1647 - Kloster durch Beschießung beschädigt
1692 - Einsturz eines Teils der Gebäude, Anfang des neue Ausbaues
1695 - ein Teil des neuen Klosters vollendet
1704 - Kirche durch Risse beschädigt
1708 - Grundstein der neuen Kirche gelegt
1712 - Einweihung der neuen Kirche
1744 - Speicher vollendet
1782 - Kaiser Josef II. hebt das Kloster auf
1811 - Verkauf einzelner Gebäude und der Kirche
1902 - Teil des Südflügels wegen des Durchgangs zum Theaterplatz abgetragen
1923 - Kloster von der Stadt angekauft, Anfang der Ausbesserungsarbeiten
1926 - Anfang der Errichtng der Gedenkhalle
1937 - Franz Gruss vollendet das Fresko
1945 - Kirche wird Depot
1946 - Ausbesserungen im Rahmen der Stadtsanierung angefangen
1963 - die Egerer Galerie erwirbt die Kirche
1969 - Ausbesserungen und Restaurierungsarbeiten beendet
1973 - Ausstellungs- und Konzerthalle eröffnet

(Boháč 1999,189-193)
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