SEHENSWÜRDIGKEITEN KIRCHEN UND KLÖSTER DIE ST. NIKLAS UND ST. ELISABETH KIRCHE
ZURÜCK ZUR AUFLISTUNG visit cheb ikonka šipky

Die St. Niklas und St. Elisabeth Kirche

Für die Öffentlichkeit zugänglich (nach Öffnungszeiten) Gruppenbesuche 360° Ansicht
Die zweite Egerer Kirche wurde im Rahmen der Stadterweiterung in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts angelegt. 1258 wurde das Patronat dem Deutschritterorden verliehen. Die Kirche wurde 1270 durch den großen Stadtbrand beschädigt, bei der Wiederinstandsetzung wurde die Kirche erweitert. Ein großer Umbau folgte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Im Lauf der Zeit beschädigten mehrere Brände den Dachstuhl und die Türme. Umfangreiche Reparaturen wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorgenommen. Am Ende des II. Weltkrieges wurden die beschädigten spitzen Turmdächer durch flache Dächer ersetzt. Erst im Jahr 2008 erhielten die Türme wieder spitze pseudogotische Dächer, Nachbildungen der Dachformen aus dem Jahr 1869.
Mehr anzeigen
visit cheb 
            die st. niklas und st. elisabeth kirche
visit cheb ikonka šipky ADRESSE
KOSTELNÍ NÁMĚSTÍ 188/15, 350 02 CHEB

Virtuální průvodce

Historische Texte

CN200/8-4Sturm 1952

Im Aufriß der Pfarrkirche spiegeln sich im Ablauf der Jahrhunderte eingetretenen Bauveränderungen in den drei Hauptentwicklungsstufen noch heute wider. Die beiden Türme im romanischen Übergangstil und das Westportal stammen noch aus der Zeit vor dem großen Stadtbrande von 1270, das Presbyterium mit dem gotischen Chorabschluß aus dem Ende des 13. Jahrunderts und der Chorbau samt dem spätgotischen Kirchenschiff aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die ursprüngliche Anlage der Kirche war, wie aus Fundamentresten zu erschließen ist, die in Breiten von fünf Metern unter die Häuser der Westseite des Kirchenplatzes reichen, größer geplant als sie zur Durchführung kam. Vermutlich sollte den Westabschluß ein Chor mit nochmals zwei Türmen bilden. Bei Durchführung dieses Bauvorhabens wäre der Zugang zur Kirche von der Steingasse her in einer breiten Treppenanlage – anstelle der heutigen verhältnismäßig schmalen Kirechenstiege – geschaffen worden. Die aus Bauresten unter der Erde zu erschließende Planung als einer Pfeilerbasilika im gebundenen System mit je einem Turmpaar in Ost und West verweist die Egerer St. Niklas-Kirche in eine enge Verwandtschaft zum Bamberger Dom, der im die Zeit der Entstehung der Pfarrkirche weithin als Vorbild wirkte. Der Gedanke, den Westteil der Kirche durch Glockentürme noch im besonderen zu betonen, wurde anläßlich des Umbaues der Basilika in eine große Hallenkirche in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts nochmals aufgegriffen.Damals wurde mit der Aufmauerung eines Turmes bereits begonnen, aber nachdem das Mauerwerk einige Meter über Erdbodengleiche emporgeführt war, hat man von dem Projekt wieder Abstand genommen. Dafür wurde dem durch seine wuchtige Einfachheit sehr eindruckvollen Kirchenbau ein hochaufragendes Steildach gegeben, das durch getürmte Luckenausbauten belebt wurde. Dieses Kirchendach und namentlich die Turmehelme sind wiederholt erneuert und nach dem jeweils herrschenden Zeitgeschmack umgeformt worden. Anläßlich des Erweitungsbaues zur Hallenkirche (in der Zeit nach 1470) wurden den beiden Türmen, deren Glockstuben durch einen gedecten Gang miteinander in Verbindung standen, erstmals zwei spitze gotische Helme mit je vier kleinen Ecktürmchen aufgesetzt. Von hier aus erklang das 1439 von dem Regensburger Meister Konrad Zinsmeister gegossenen Geläut der Stürmerin, der Apostolorum und der Complet ins Land. Als während der Belagerung Egers durch die Franzosen im Jahre 1743 die Kirchtürme durch Blitzschlag stark in Mitleidenschaft gezogen worden waren, wandte sich der Rat der Stadt zwischen 1745 und 1747 an Balthasar Neumann nach Würzburg um Vorschläge über deren Wiederaufbau. Dieser erklärte sich auch bereit, seiner Vaterstadt hiebei kostenlos dienlich zu sein. Der Ausbau der Türme von den Glockenstuben an erfolgte dann 1756 bis 1758. Dabei wurde der Südturm mit einem barocken Doppelkuppelhelm abgeschlossen. Der zweite Turm erhielt, da offenbar das Geld nicht reichte, nur ein stumpfes Notdach. Nach dem Stadtbrande von 1809, bei dem nicht nur die Türme, sondern die ganze Kirche schwere Schäden erlitten, wurde in den Jahren 1809 bis 1811 lediglich der Südturm, und zwar diesmal wieder mit einem Spitzhelm und vier Ecktürmchen versehen, das stumpfe Notdach auf dem anderen Turm wurde beibehalten. Erst anläßlich der Restaurierungsarbeiten in den Jahren 1862 bis 1864 kam zu dem gotisierenden Fünfspitz des einen Turmes ein gleicher Spitzhelm auf den anderen Turm. In den letzten Kriegstagen 1945 gingen das Dach und die Türme durch Artilleriebeschuß in Flammen auf und konnten in der Nachkriegszeit durch die Initiative des letzten deutschen Erzdechants nur notdürftig wieder hergestellt werden. Das Innere der Kirche hat beiden Bränden von 1742 und 1809 sehr stark gelliten, so daß anläßlich der inden Jahren 1862 bis 1864 und 1890 bis 1894 vorgenommenen Restaurierungen, die auch ein Ausbessern des Gemäuers notwendig machten, nicht einmal mehr die spärlichen Reste der einstigen Bemalung erhalten werden konnten. Als der spätgotische Umbau zur Hallenkirche durchgeführt war (1470 standen die Gewölbe des Neubaues und 1472 wurde der Steinmetz Erhart Paur aus Eichstätt zum Weiterbau verpflichtet), wurde die Kirche mit Wandmalereien ausgeschmückt (1476). Dabei soll das Gevölbe von Meister Lukas, einem Nürnberger, und der untere Teil der Kirche von Meister Georg Eberhardt, einem Egerer, ausgemalt worden sein. Nach Überlieferung früherer Generation waren sowohl die runden Säulen wie auch die Seitenwände und das Gewölbe figürlich bemalt. An den glatten Säulen waren in lebensgroßer Darstellung die zwölf Apostel mit Temperafarben auf dem leicht grundierten Granit in der Art der Nürnberger Schule gemalt. Die Wandflächen zeigten in breiten Kompositionen Szenen aus der biblischen Geschichte, wie die Kreuzigung Christi oder die Anbetung der Heiligen Drei Könige. Die Bilder an den Wandflächen waren auf Mörtelgrund mit schwarzen Strichen schraffiert und mit ungebrochenen Farben leicht ausgefühllt. Über die Bemalung des Gewölbes ist nichts Näheres bekannt. Eine besondere Betonung gibt dem Innenraum das frühgotische Presbyterium, an dessen Nordseite das aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammende Sakramentshäuschen aus fränkischem Sandstein mit hochaufragendem Baldachinaufbau angebracht ist. Die Wappen am Sockel beziehen sich auf die Familien Bachmann (Sigmund Bachmann war 1470, 1472 und 1477 – 1482 Bürgermeister) und Grüner als Stifter. Die dazu gehörigen Figuren, darstellend Maria und Johann den Evangelisten, sind nicht mehr erhalten. Bemerkenswert ist von der Innenausstatung der Kirche noch der sorgfältig aus feinem Granit gemeiselte spätgotische Taufstein in der hinteren rechten Gewölbeabteilung und die in neuerer Zeit in das Stadtmuseum übernommene prächtige gotische Silbermonstranz in Altarform mit vielen Türmchen und Laubwerk, die in Nürnberg gefertigt worden sein soll. Die neugotischen Altäre und die Bestuhlung der Kirche stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nur in dem 1863 aufgestellten neuen Marienaltar und in dem gegenüberstehenden St. Peter- und Paul-Altar sind Figuren aus früherer Zeit, die an die Art der Altnürnberger Schule des Sebald Schönhofer (1350-1380) gemahnen, übernommen worden. Die früher an der südlichen Kirchentür angebracht gewesenen Bronzebeschläge, ein Gewinde von Weinblättern mit aufgesetzten blanken Wappenschilden um einen Löwenkopf, der den Ring im Rachen hält, wurden schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts als wertvolle Gußarbeit vermutlich aus der Hütte des Peter oder Hermann Vischer in Nürnberg im Stadtmuseum verwahrt. Unterhalb des Kirchenbaues wurden anläßlich der Restaurierungsarbeiten in den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhuderts Grüfte und Begräbnisstätten freigelegt. Nach Aufzeichnung der Einzelheiten für das Stadtarchiv wurde der Zugang wieder vermauert und die Fußbodenfliese darüber gelegt. Diese Begräbnisstäten waren angesehen Bürgergeschlechtern, vornehmlich aus den Kreisen des Stadtregimentes, und Adelsfamilien vorbehalten. Der Gesamteindruck des Inneren der St.Niklas-Kirche vermittelt wohl noch in seinem Baucharakter die wesentlichsten Züge des früheren Aussehens, ist aber doch durch die Innenaustattung und die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrfach vorgenommene Ausmalung stark modernisiert. Zu den ältesten erhaltenen Bauteilen der St. Niklas-Kirche zählt das Westportal, das sein romanisches Gepräge fast rein bewahrt hat, nur ist das im oberen Feld eingelassene gotische Maßwerk eine spätere Zutat. Das Portal besteht aus sechs nach innen gestaffelten Türpfosten, in deren Gewändestufen je drei Säulen eingestellt sind. Die äußerste säule zu beiden Seiten, ohne Basis und Kapitäl, ist im Stein nur angedeutet, die beiden anderen Säulenpaare ruhen über dem gemeinsamen Sockelgesims der ganzen Tornische auf einfachen Basen und sind mit Kapitälen geschmückt, deren Kopfornamentik mit geriefeltem Haar – ganz wie an den Pfeilerpfostenkapitälen in der oberen Kapelle der Kaiserburg – sich an den Konsolen unter den Rund- bzw. Spitzbogenfriesen der Osttürme wiederholt. Dort sind übrigens auch zwischen den Bogenlaibungen dieser Friese weitere solche Köpfe angebracht. Damit kommt ein Schmuckornament in Erscheinung, das sowohl der St. Niklas – Kirche als auch der oberen Kaiserburgkapelle zu eigen ist und im Zusammenhang mit eingehenden kunstgeschichtlichen Untersuchungen auf einen Werkhütteneinfluß aus dem Elsaß zurückgeführt worden ist. Zwischen den Säulenkapitälen und den gleichmäßig verlaufenden Kämpfergesimsen, auf denen die ebenfalls nach innen gestaffelten Rundbogen der Torwölbung aufgesetzt sind, fügen sich ungeschmückte Steine (möglicherweise als spätere Erhöhung) ein. Den äußersten Abschlus des Portales bildet ein glattes Rahmenfeld, über dessen oberster Leiste (vermutlich romanische) Köpfe und darunter, beidseitig der Portalwölbung, Halbrelieffiguren eingelassen sind. Das Westportal war ursprünglich der Haupteingang zur Kirche. Ob von der Steingasse her der Zugang zu dem höher gelegenen Kirchenplatz über eine breite Treppenanlage führte oder diese nur geplant war, läßt sich nicht mehr ermitteln, im Bauzustand der Gegenwart hat sich hier jedenfalls nur eine verhältnismäßig schmale Kirchentreppe erhalten. Die nach außen glatte und von schmalen Längfenstern unterbrochene Südwand der Kirche, die durch die Erweiterung der ursprünglichen Basilika in eine Hallenkirche kurz nach 1471 entstanden ist, wird im Mittelteil durch den Vorbau des Südportales besonders betont. Dem durch spätgotische Schmuckelemente gekennzeichneten und seitwärts von einem kleinen, bis zum Dachansatz reichenden und mit einem Spitzhelm versehen Wendeltreppenturm flankierten Portalvorbau entsprach ein gleichartiger Seiteneingang an der Nordfront der Kirche. Das an der Südseite in Verlängerung der Kirchengasse vom Marktplatz her gelegene Seitentor wurde vor allem in der neueren Zeit als Haupteingang in die Kirche verwendet. Seitwärts davon waren noch im vergangenen Jahrhundert unterhalb einer Sonnenuhr die Reste eines großen Außenfreskos erhalten, das St. Christophorus darstellte. Der um die freistehende St. Niklas – Kirche gelegene Kirchenplatz, früher der alte Friedhof, ist im West- und Südteil von Häuserfronten abgeschlossen, an der Südostecke lag der Fachwerkbau der Lateinschule, die erstmals zum Ausklang des 13. Jahrhunderts durch Nennung des Schulmeisters bezeugt ist, und an der Nordseite das Komtureingebäude des Deutschen Ritterordens, dessen Situierung bei der Planung der Neustadt offenbar bereits berücksichtigt worden war. Das Deutschordenshaus mit seinem geräumigen Wirtschaftshof war zugleich auch der Sitz des Stadtpfarrers, bis dann nach der Gegenreformation das Pfarrhaus in das 1695 von den Jesuiten erworbene Tannersche Wohnhaus an des Kirchenplatzes verlegt wurde. Die Stadtverwaltung ließ 1839 dieses Gebäude abreißen und erbaute 1841 an seiner Stelle die neue Dechantei, die am 1. Juli 1843 bezogen wurde. Die Hauptpfarrkirche St.Niklas und St. Elisabeth wurde am 24. Jänner 1833 von Kaiser Franz I. zu einer Dekanalkirche und 6. Oktober 1894 durch Fürsterzbischof Graf Schönborn, den Prager Erzdiözesan, zu einer Erzdekanalkirche erhoben.

(Sturm 1952,113-117)
Mehr anzeigen
CN200/8-2Katalog 1994

Das kirchliche Zentrum der neuen Stadtanlage wird nur getrennt vom weltlichen Forum, jedoch in engem Kontakt zu diesem, auf dem neuen, runden Friedhofsplatz errichtet. Die den Heiligen St. Nikolaus und Elisabeth geweihte Stadtkirche liegt abseits der Verkehrsstraßen, ist jedoch von allen Seiten durch Gassen mit ihnen verbunden, so daß sie dem täglichen Getriebe entrückt und dennnoch allgegenwärtig war. Von dem ersten romanischen Bau sind heute nur noch das Westportal, das schlichtere Nordportal und die unteren Geschosse der Osttürme erhalten. Nach der Rekonstruktion von Bernhard Grueber und Oskar Schürer handelt es sich um eine gewölbte, dreischiffige Pfeilerbasilika mit Stützenwechsel (gebundenes System), Ostchor mit Vorjoch und Apsis zwischen mächtigen Osttürmen und westlicher Vorhalle. Die Fundamente weisen auf die ursprüngliche Plannung von Westtürmen hin, was stark an Bamberg erinnert, dessen Erneuerungsbau zu Beginn des 13. Jahrhunderts weithin ausstrahlte. Auch die spielerische Gestaltung der Türme weist nach Bamberg, während das Westportal und die Figuralplastik der Türme deutlich Einflüsse der Pfalzkapelle verarbeitet. Die Bauzeit von St. Nikolaus läßt sich demnach zwischen 1220 und 1230 festlegen. Als im späten 13. und frühen 14. Jahrhundert die ersten frühgotischen Bauten in Eger entstanden, erhielt auch die Niklaskirche einen neuen, steil aufschießenden Langchor im Stil der Bettelordenskirchen. Im 15. Jahrhundert scheint das romanische Langhaus baufällig und zu klein für die angewachsene Gemeinde geworden zu sein, so daß es 1459 – 1475 durch einen großen Hallenneubau ersetzt wurde. Die finanziellen Mittel, die vor allem aus bürgerlichen Stiftungen kamen, müssen begrenzt gewesen sein, da der romanische Bau soweit wie möglich in die neue Anlage mit eingebunden wurde. Obwohl dies auf überzeugende Weise gelungen ist, scheint es sich bei dem entwerfenden Architekten um einen zwar handwerklich soliden, aber provinziell noch am vorgebildeten Formenschatz der spätgotischen Hallenkirche Parler´scher Prägung hängenden Baumeister gehandelt zu haben. Erst als 1472 Risse im Gewölbe auftraten, wurde mit Meister Erhard Paur aus Eichstätt ein Baumeister verpflichtet, der mit seinem fränkisch geschulten Formenwillen neue Impulse nach Nordwestböhmen brachte. Er fand in Eger einen bereits mit hohem Kreuzgrat gewölbten Neubau vor, den er nur noch im Außenbau und in der Feinausführung prägen konnte. Es spricht für sein Können, daß ihm dennoch ein Bau gelang, der im spannungsreichen Kontrast von innen und außen den Geist der Spätgotik eines Hans Stethaimer atmet. Der freie Fluß des Innenraumes kontrastiert mit der harten Begrenzung, der schmucklosen Geschlossenheit des Außenbaus, dessen hohe Fensterschlitze zu schmal sind, um die Kontinuität der pfeilerlosen, glatten Mauerflächen zu beeinflussen. Im Innenraum entsprechen diese Fensterschlitze der steilen Gestraffheit der hohen, schlanken Rundpfeiler, aus denen das Gewölbe ohne Kapitell und Kämpfer organisch herauswächst. 1476 wurden Gewölbe, Säulen und Wände von dem Nürnberger Maler Meister Lukas und vom ortsansässigen Meister Georg Eberhardt durchgehend figürlich ausgemalt. Leider haben zwei Brände das Kircheninnere so zerstört, daß bei der Restaurierung 1890 bis 1894 nicht einmal mehr Spuren dieser Bemalung gefunden werden konnten. Auch die ursprüngliche Ausstattung der Kirche ist weitgehend verloren und durch neugotische Nachempfindungen ersetzt. Erhalten sind ein spätgotisches Sakramentshäuschen, ein spätgotischer Taufstein und eine prächtige Nürnberger Silbermonstranz. Charakteristisch ist die Kontinuität der geschlossenen Mauerfläche ohne Strebepfeiler, die von den Lanzettfenstern nur rhythmisiert, aber nicht gebrochen wird. Dieser Mauerimmanenz ist auch die Eingangsvorhalle untergeordnet, ein würfelförmiger, fensterloser Vorbau mit Pultdach. Später erhielten die Osttürme durch Spitzhelme und Ecktürmchen verstärkte Vertikaltendenz, die in einem hohen Steildach ihren Gegenpol fand. Dach und Turmhelme sind wiederholt erneuert und nach dem jeweiligen Zeitgeschmack umgeändert worden. Ihre heutige Gestalt entstand 1757 (Glockenstuben von Balthasar Neumann) und nach 1945 (notdürftige Pultdächer nach Kriegszerstörung).

(Katalog 1994)
Mehr anzeigen
CN200/8-3Kunst 1992

Bei dem ersten romanischen Bau handelte es sich um eine dreischiffige, allseits gewölbte Pfeilerbasilika im gebundenen System mit Stützenwechsel und querschiffartiger Westvorhalle. Im Osten mächtiges Turmpaar zu seiten des Chores, der vermutlich ursprünglich mit einer Apsis schloß, ebenso wie das nördliche Seitenschiff. Die Fundamente weisen auf die ursprüngliche Planung von Westtürmen und damit einer Vierturmanlage hin, was eine Verbindung mit dem Erneuerungsbau des Bamberger Domes Anfang des 13. Jh. vermuten läßt. Von der romanischen Anlage sind nur mehr die unteren Geschosse der Osttürme, das Westportal und Teile eines Nordportals erhalten sowie der Fuß des romanischen Taufbeckens, ein Säulenkapitell und eine Basis (heute im Museum der Pfalz). Türme Sie sind bis zum nachromanischen Obergeschoß durch Rund- bzw. Spitzbogenfriese in drei Geschosse geteilt. Der Wechsel von Rund- und Spitzbogen weist wiederum auf Bamberg hin. In die Bogen der Friese sind kleine Köpfe eingesetzt, die im Typus denen des Westportals und der Pfalzkapelle entsprechen. An den eingestellten Säulen des schlichten Osteingangs des Südturmes besonders qualitätsvolle romanische Kopfmaskenkapitelle; an den Nasen beschädigt. Das romanische Westportal bis auf das gotische Maßwerk im Tympanon rein erhalten. Fünfmal abgestuftes, tiefes Gewände, gegliedert durch abwechselnde Kehlen und aufgesetzte Rundstäbe mit Eckmaskenkapitellen, wobei die Betonung wie in der Oberkapelle der Pfalz auf den Rundstäben liegt. Das Portal ist durch einen profilierten Hausteinrahmen rechtwinkelig überzogen, der durch einen nach oben gekehrten Rundbogenfries mit neun Kopfmasken abgeschlossen wird, die von den Bögen wie von Heiligenscheinen umzogen sind. In den Rahmenzwickeln befinden sich frei in die Wand gesetzte Figuren: zwei apotropäische Löwen und jeweils zwei bzw. vier aneinandergereihte mumienartige Figuren, von denen die eine Gruppe an einem Tisch sitzend dargestellt ist. Die Köpfe und Figuren wurden vermutlich erst in späterer Zeit, möglicherweise anläßlich der Restaurierungen im 19. Jh. hierher versetzt, scheinen aber der Erbauungszeit der romanischen Kirche anzugehören, obgleich die Köpfe im Fries stilistisch von den anderen Kopfmasken der Kirche abweichen. Das Portal weist auf den Einfluß Bambergs und Regensburgs über die Zisterzienserhütten hin. Vom ehemaligen Nordeingang mit Vorhalle ist nur der Innenrahmen des ehemals in der Außenwand der Vorhalle gelegenen Portals erhalten: Rahmenprofil aus kleinen, gekehlten Rundbögen mit Zwischenstegen, die von einem Wellenband umzogen werden; die ehemalige Laibung nicht erhalten. In der Außenwand der gotischen Vorhalle sieben romanische Kopfmasken eingemauert, vermutlich von den im 15. Jh. verbauten Turmfassaden. Kapitell und Basis einer Säule der romanischen Kirche haben sich erhalten. Sie befinden sich heute im Museum auf der Burg. Das grob skulptierte, blockförmige Granitkapitell ist von neun knienden Figuren mit starr nach außen gerichteten Köpfen und nach hinten abgewinkelten Beinen umzogen. Es besteht eine gewisse Verwandtschaft mit dem „Lasterkapitell“ der Pfalzkapelle und mit elsässischer Bauplastik. Die Basis ähnelt in vergröberter Form denen der Burgkapelle. Der hochgotische Langchor von drei querrechteckigen Jochen mit Fünfachtelschluß (Ende 13. Jh.) schießt im Stil der Bettelorden steil auf. Der Innenraum wird von dünnen kämpferlosen Wanddiensten und lanzettförmigen schmalen Fensterschlitzen rhythmisiert. Durch erstmals kämpferlosen Gewölbeansatz auf böhmischem Boden wird bereits der fließende Raumeindruck der deutschen Sondergotik erreicht. Die Außenwand ist belebt durch Krabben, Fialen und figurale Wasserspeier. Nördlich grenzt eine einjochige Sakristei mit Fünfachtelschluß aus dem 15. Jh. an, verwandt mit dem spätgotischen Kreuzgang des Minoritenklosters. Der spätgotische Neubau (1459-1475), eine fünfjochige, dreischiffige Halle von 50 m Länge auf 30 m Breite mit eingestellten Strebepfeilern, übernimmt die quadratischen Joche des romanischen Mittelschiffs zwischen dem alten Westportal und dem Triumphbogen zum hochgotischen Langchor. Die Breite der alten Seitenschiffe ist um etwas mehr als das Doppelte verbreitert zu querrechteckigen Jochen, so daß das ursprünglich eine Vorhalle abschließende Nordportal in der Außenwand zu liegen kommt. Das spitze, in allen Schichten gleich hohe Kreuzrippengewölbe ruht auf Rundsäulen, wobei im westlichen Joch die Kreuzpfeiler der romanischen Westvorhalle übernommen wurden. Der Raum ist geprägt durch den Kontrast der in die Breite gedehnten fluktuierenden hellen Halle zum etwas niedrigeren, in den ersten Jochen lichtlosen Langchor der Hochgotik. Eingezogene Strebepfeiler, ein kämpferloser Gewölbeansatz und hohe Fensterschlitze sorgen für eine steile, herbe Gestrafftheit, die im konservativen Kreuzrippengewölbe eigenwillig weitergeführt ist. Der Einfluß der fränkischen Stettheimer-Bauten bleibt dennoch deutlich sichtbar. Der Außenbau von fast kahler, schmuckloser Geschlossenheit, nur durch steile Lanzettfenster rhythmisiert. Ein begonnener Westturm nicht vollendet; seine Grundmauern in eine Eingangshalle umgestaltet. Im Norden und Süden Portalvorbauten (das südliche:19. Jh.), von rundenTreppentürmchen flankiert. Die romanischen Osttürme durch Spitzhelme mit Ecktürmchen gestreckt; nach mehreren Bränden wiederholt im Zeitgeschmack verändert; heute mit notdürftigen Pultdächern versehen. Im 19. Jh. wurde die strenge Nüchternheit des Baus stilwidrig belebt durch neugotische Anbauten und figurative Bauplastik an der westlichen Vorhalle (die Figuren der Kirchenpatrone hl. Elisabeth und St. Niklas an den Außenpfeilern), durch eine Maßwerkbrüstung und dekorative Zierelemente an der südlichen Vorhalle, Spitzdächer auf den Rundtürmchen neben den seitlichen Portalvorhallen und durch den Ersatz des Steildaches durch ein mehrgliedriges Dach mit Dachreiter und spitzen Gauben. An der Südfassade ehemals ein Christophorusfresko (nicht erhalten) und ein Schutzmantelbild (nicht erhalten). Letzteres ursprünglich al fresco (Anfang 17. Jh.), später (1832,1874 und 1928) in ÖI auf Blech gemalt. Die beiden letzten Ausführungen von F Schilhabel und Anton Friedl. An der nördlichen Stirnseite des Presbyteriums ehemals ein Ölberg minderer Qualität (nicht erhalten). An der Südseite seit 1864 ein vergoldetes schmiedeisernes Kruzifix als Ex voto des Bürgermeisters Joh. Wladika (nicht erhalten). Innenausstattung Mehrfache Feuersbrünste und Restaurierungen zerstörten die ehemals reiche romanische und gotische Ausstattung bis auf weniges: Ein romanischer Taufbeckenfuß mit spätgotischem Aufsatz. Kopfmasken an den Kanten des rechteckigen Sockels stellen zwei nach oben blickende Menschen dar (die durch die Taufe Wiedergeborenen) und zwei nach unten gerichtete wildeTiere (Fabeltier und Adler). Das spätere, gotische Tautbecken aus feinem Sandstein zeigt eine etwas grobe Blattornamentik. Ein Sakramentshäuschen aus fränkischem Sandstein an der nördlichen Langhauswand (ursprünglich im Presbyterium) mit den Wappen der Grüner und Daniel. Das rechteckige Gehäuse mit zwei flankierenden Figurennischen von reichgegliederten Maßwerkbaldachinen überzogen, gipfelnd in drei krabbenverzierten Fialen, deren mittlere hoch hinaufragt. Weichlappige Krabben am Sockel weisen auf das Ende des 14. Jh. hin. Die ehemaligen Nischenfiguren, Teile der Fialen und ein späteres Holzrelief nicht erhalten. 1869 bei Restaurierung Barockisierungen entfernt und neugotisch ergänzt. Heute purifiziert. Tafelbild des Kirchenstifters Sigmund Wann (oder Wahn), ehemals in der Predella des abgebrochenen Kreuzaltares. Heute im Museum. Silbermonstranz, Nürnberger Arbeit, 1420/30. Der zylindrische Reliquienbehälter bekrönt von einem krabbengesäumten, hochgotischen Spitzturm, seitlich fialenbekrönte Pfeiler mit leuchtertragenden Engeln und den Kirchenpatronen St. Nikolaus und Elisabeth in baldachingekrönten Nischen. Der achtpaßförmige Fuß mit dem Schaft wurde 1709 barock üherarbeitet. Dort die Inschrift „Jhesus Christus“. Eine zweite Silbermonstranz von 1660/80 im Stadtmuseum vermutlich auch aus der Niklaskirche. Die Tore des Südportals waren mit feingearbeiteten bronzenen Löwentürklopfern beschlagen. Die Löwenhäupter mit züngelnden Mähnen von einem Wappenkranz in plastischem Weinlaubornament gerahmt. Das Maul hält den Türring. Nürnberger Arbeit um 1400, mit archaisierenden Tendenzen. Heute im Museum. Ehemals hing in der Mitte des Kirchenschiffes ein zweistöckiger bronzener Apostelleuchter, den gemäß einer legendären Überlieferung Nürnberger Rotschmiedegesellen im Jahr 1404 nach Eger gebracht haben sollen. Er kam Anfang des 19. Jh. nach Schloß Laxenburg und befindet sich heute unter der Inv.Nr. Br. 1234 im Depot des Museums für angewandte Kunst in Wien. Seine Datierung ins frühe 15. Jh. und die legendäre Herkunft sind heute umstritten. Eine kupferne Handhabe vom nicht erhaltenen Sarg der Gräfin Schlick mit Resten des Beschlags, der mit Engelsköpfchen verziert war, ist verschollen. Abgüsse angeblich im St.M. E. und im k. k. Museum Wien. Sechs spätgotische Holzskulpturen nach 1500 sind in zwei neugotische Seitenaltäre von 1863 integriert: hl. Elisabeth von Thüringen, Kaiser Heinrich II., hl. Kunigunde, hl. Klara, hl. Magdalena, hl. Margarethe. Vermutlich Reste eines Flügelaltares aus der ursprünglichen Ausstattung. Eine Statue des sitzenden hl. Jakobus in der Galerie der Künste vermutlich ursprünglich aus der Niklaskirche. Über die nicht erhaltene mobile Ausstattung ist bekannt, daß es Ende des 15. Jh. 18 Altäre gab, darunter den St.-Anna-Altar der Familie Frankengrüner von 1239; den Junckerschen Dreikönigsaltar, vor 1353 (1862 nach Schloß Schäd verkauft); einen St.-Niklas-Frohn-Altar, vor 1370; einen St.-Barbara-Altar (1565 weggerissen) und den Kreuz-Altar des Sigmund Wann. Im Kircheninneren mehrere Familiengrüfte, heute vermauert. Grabsteine im Inneren: Ottilie Holldorff (gestorben 1597); Darstellung der Verstorbenen stehend, inmitten von Wappensteinen – B. V Z. E. G. V. Vestenberg mit ihren zwei Gatten; Auferstehungsrelief. Grabstein an der Außenseite: Nikolaus Walther (gestorben 1386); umlaufendes Schriftband um ein nur undeutlich erhaltenes Wappenschild. Die ursprüngliche Bemalung des Kirchenraumes 1476 durch Meister Lukas und Meister Hieronymus (Gewölbe) sowie Meister Georg Eberhardt aus Eger (Säulen, Wände) wurde 1869 übertüncht, 1956 freigelegt und erneuert: An den Säulen lebensgroße Apostel in Tempera auf farbigem Grund, an den Wänden Szenen aus dem Neuen Testament auf grauschraffiertem Mörtelgrund, heute nur mehr vage zu erkennen. Gewölbebemalung nicht erhalten, aber fotografisch überliefert: Um die Gewölbescheitel rankten Pflanzenornamente; in den Zwickeln standen Heiligenfiguren auf kräftigen Blütenkelchen, von Spruchbändern umweht. So wurde der Kirchenraum als paradiesischer Garten gedeutet, in dem das Wort Gottes wächst und wirkt. Die Wirkung war schwer und massiv. Sie ähnelte der Gewölbefreskierung in der Stadtkirche von Marktredwitz. Barockausstattung zum größten Teil verbrannt, oder durch die neugotische Ausstattung des 19. Jh. ersetzt. Erhalten hat sich u. a.: Eine Passion Christi, zusammengefügt aus 15 Einzelgemälden auf Leinwand, Mitte 17. Jh., vermutlich von Georg Adam Eberhard. – Kunstvolle Ziergitter: eines von Georg Herbeck, um 1700, als Einfassung des Taufsteins, eines von Georg und Gregor Andreas Herbeck, von 1720, am Westeingang. – Ölgemälde der Vinzenziprozession an der südlichen Langhauswand, um 1740. Mehrere stark gedunkelte Ölgemälde im Presbyterium, die von den zerstörten Barockaltären der Niklaskirche und anderen Kirchen stammen: Anbetung Mariens, Krönung Mariens, Auferstehung, Gottvater, um 1730. Kreuzigungsgruppe, Mitte 18. Jh., an der Nordseite des Schiffes (vermutlich nicht ursprünglich zusammengehörig). Neugotische Ausstattung des 19. Jahrhunderts: Seitenaltäre St. Peter und Paul und Mariä Empfängnis an den Stirnseiten der Seitenschiffe, 1862-64 von dem Prager Bildhauer Heidelberg und dem Münchner Historienmaler Julius Kökert unter Verwendung von sechs gotischen Statuen errichtet. – Glasgemälde von 1891-94. – Neugotischer Hochaltar und Kanzel von 1890-94. – Chorgestühl – Orgel auf der westlichen Musikempore, 1890-94 von M. Zaus in neugotischem Gehäuse geschaffen. Ausstattung des 20. Jahrhunderts: Marmoraltar im Südwesteck der Kirche, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts von Wilfert errichtet.

(Kunst 1992, 587-589)
Mehr anzeigen
Boháč 1999

Neben der Burg ist der Egerer Erzdekanatsdom eine weitere Dominante der Stadt aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Die Rekonstruktion des ursprünglichen Grundrisses wurde durch die Forschungen während der Renovierungen der Kirche im Laufe des 19. Jahrhunderts ermöglicht. Der erste Kirchenbau war eine dreischiffige romanische Basilika mit vier Feldern mit gebundenem Gewölbesystem. Auf der Ostseite befand sich ein viereckiger Chor mit zwei Türmen, die Westseite wurde von dem Querschiff mit dem Hauptportal geschlossen. Die hier gefundenen Grundmauern zeigen die ursprüngliche Absicht, zwei weitere Westtürme auszubauen. Dieser Plan bestätigt den Zusammenhang des Egerer Baus mit dem beendeten Bau des Chors im Bamberger Dom im Jahre 1218. Aus dem ursprünglichen romanischen Bau erhielten sich die drei unteren Stockwerke der Türme, das Westportal und Teile des Nordportals. Die in der Außenmauer der ehemaligen Nordvorhalle eingemauerten kleinen romanischen Plastiken, die dem Eingang den Namen „Tor der sieben Brüder“ gaben, stammen aus der Turmfassade und wurden wahrscheinlich erst während des spätgotischen Umbaus der Kirche hier eingesetzt.

Zum ersten Umbau der ursprünglichen Basilika kam es bereits nach dem großen Brand im Jahre 1270, als der beschädigte romanische Teil durch einen neuen, gotischen Chor ersetzt und an die Nordwand eine Sakristei angebaut wurde. Vor allem die Stiftung von Sigmund Wann, einem reichen Egerer Bürger, dem Gründer der Kirche und des Spitals in seiner Heimatstadt Wunsiedel, die der Egerer Pfarrkirche bestimmt war, ermöglichte der Stadt einen großzügigen Umbau des Domschiffs in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. In die neue, 50 m lange und 30 m breite dreischiffige Halle wurde das ursprüngliche Mittelschiff zwischen dem romanischen Portal und dem östlichen, frühgotischen Chor übernommen, weil es mit seiner Länge in die Absicht des Umbaus paßte. Die beiden Seitenschiffe, die um eine Hälfte enger waren, wurden zerlegt und bei Erhaltung der Mittelschiffhöhe um das Doppelte erweitert.

Bis 1470 wurde unter Leitung des Meisters Jorgen aus Eger das Gewölbe beendet. 1472 wurde aus der bayerischen Stadt Eichstätt der Steinbrecher Erhard Pauer berufen, der den Bau des Schiffes 1476 beendete. Aus dieser Zeit haben wir eine erhaltene Nachricht über die Bemalung des Kirchengewölbes vom Meister Lukas aus Nürnberg, weitere Gemälde an den Wänden und Säulen führte Georg Eberhardt aus Eger aus. Diese Gemälde, die in der Barockzeit überweißt und nach der Restaurierung wieder erneuert wurden, stellen an den Säulen Figuren der Apostel, an den Wänden Szenen aus dem Neuen Testament dar. Was die malerische Ausschmückung der Außenseite betrifft, wissen wir von zwei freskierten Szenen an der Fassade. Die Figur des hl. Christophorus wurde bei der Renovierung in den Jahren 1890-94 beseitigt, ein weiteres Fresko vom Anfang des 17. Jahrhunderts wurde durch Malereien auf Blech von F. Schilhabel (1890) und Anton Friedl (1928) ersetzt.

Auch von der ursprünglichen romanischen, gotischen und später barocken Ausstattung der Kirche erhielt sich nach vielen Bränden und Umbauten fast nichts. Im Egerer Museum wird eine große Silbermonstranz aufbewahrt, die in Nürnberg zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstand, weiter ein Tafelgemälde des Stifters Sigmund Wann, sowie Bronzetürklopfer mit Ringgriffen, in Löwenmasken befestigt, die als hochwertiges Werk aus der Zeit um 1400 (wahrscheinlich aus der Nürnberger Werkstätte der Vischer) stammen, von dem Tor des Südportals abgenommen und ins Museum gegeben worden sind. Den vergoldeten Kronleuchter aus Metall mit 12 Apostelfiguren, die 1404 angeblich die Nürnberger Gesellen der Kupferschmiedezunft der Kirche als Andenken an ihre Reise nach Eger widmeten, schenkte der Stadtrat 1825 zur Ausstattung der Kaiserburg in Laxenburg. In der Kirche finden wir nur an den beiden neogotischen Seitenaltären von 1863 sechs spätgotische hölzerne Plastiken von Heiligen aus dem 16. Jahrhundert und in der Nordmauer des Chors ein Sandsteinsanktuar mit Wappen des Bachmanngeschlechtes vom Ende des 14. Jahrhunderts.

Von der Barockausstattung der Kirche, die zum großen Teil durch Brand vernichtet wurde, erhielten sich 15 Passionsbilder von der Mitte des 17. Jahrhunderts (wahrscheinlich von dem Maler Georg Adam Eberhardt), Metallgitter um den Taufstein (um 1700) vom Egerer Kunstschmied Georg Herbeck und die Gitter beim Eingang im westlichen Teil von Andreas Herbeck aus dem Jahre 1720. Das Bild an der Südwand, eine Prozession des hl. Vinzenz darstellend, der seit 1693 weiterer Patron der Stadt Eger ist, wurde um 1740 gemalt.

Der größte Teil der neogotischen Ausstattung stammt aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Seitenaltar der Heilige Peter und Paul und der Marienaltar sind Werke des Prager Bildhauers Heidlberg und des Münchener Malers Kökert aus den Jahren 1862-64. Der Hochaltar und die Kanzel wurden zwischen 1890 und 1894 hergestellt. Aus dieser Zeit stammt auch der Umbau der westlichen Vorhalle mit Plastiken der hl. Elisabeth und des hl. Nikolaus. Im Jahre 1894 wurde dann die meisterhafte Orgel aus der Werkstatt des Martin Zaus mit 2997 Pfeifen installiert.

Die Änderungen am Außenbau der nüchternen, ohne größere Ausschmückung ausgeführten Architektur sind am besten nachzuweisen am Beispiel der Kirchentürme. Die ersten gotischen Dächer mit Ecktürmen wurden nach 1470 aufgesetzt. Nach dem Brand im Jahre 1742 wurde der Egerer Landsmann Balthasar Neumann um die Anfertigung eines Plans für den Bau neuer Türme ersucht. Der Ausbau der neuen Türme mit der erhaltenen Höhe des Glockenturms wurde durch den Bau einer barocken Doppelkuppel am Südturm beendet. Der Nordturm erhielt nur ein provisorisches Pultdach. Bei dem Brand im Jahre 1809 wurden die beiden Türme und das Schiff der Kirche schwer beschädigt. Doch nur der Südturm wurde beendet. Er erhielt diesmal ein neogotisches Dach mit vier Ecktürmen. Die Renovierung des Nordturmes, wieder nur mit einem Notdach bedeckt, wurde erst 50 Jahre später beendet. Heute warten beide vom Geschützfeuer 1945 beschädigte Kirchentürme, mehr als 50 Jahre auf ihre Fertigstellung.

Zusammenfassung der Daten:

1220–1230 - Ausbau der romanischen Basilika
1270 - nach einem Brand Ausbau eines neuen gotischen Chors
1456-1475 - spätgotischer Umbau des Schiffes
1476 - Innenmalereien vollendet
1488 - Bau der sog. Weißen Orgel an den Meister Hans Peysinger vergeben
1552 - die zweite, sog. Gelbe Orgel von F. Pfannenmuller vollendet
1660-1720 - Barockisierung des Interieurs, 17 neue Altäre untergebracht
1660 - Hochaltar mit einem Bild von Georg Adam Eberhardt
1668 - 1720 Kanzel von Karl Stilp und Anton Felsner hergestellt
1700 - neuer Boden aus weißem Marmor
1700-1720 - Barockgitter um den Taufstein und im westlichen Vorraum
1742 - Kirche durch einem Brand beschädigt und mit einem Notschindeldach versehen
1756-1758 - Südturm mit einer Barockkuppel nach Plänen von B. Neumann vollendet
1772 - Schindeldach durch Ziegeltaschen ersetzt
1809 - ganze Kirche durch einen Brand schwer beschädigt
1810 - Südturm mit neogotischem Dach
1856 - Projekt der ersten Kirchenrenovierung von B. Grueber
1862 - Beginn der Restaurierungsarbeiten in dem Interieur vom Baumeister A. Haberzettl
1863 - neogotisches Dach des Nordturmes vollendet
1890 – 1894 Restaurierungsarbeiten durchgeführt durch Baumeister Pascher
1945 - Türme und Dach der Kirche während Beschießung der Stadt beschädigt

(Boháč 1999,177-181)
Mehr anzeigen
© Copyright 2024 VisitCheb. Alle Rechte vorbehalten