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Neue Synagoge

Das Objekt existiert nicht mehr
Das gesellschaftliche und religiöse Leben der Egerer Juden hat sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts rasch entwickelt. Seit 1862 war in Eger ein jüdischer religiöser Verein tätig, seit 1872 die Jüdische religiöse Gemeinde. Bald fiel die Entscheidung, eine Synagoge zu bauen. Der erste Versuch scheiterte, der zweite aber führte zum Erfolg und die neue Synagoge wurde 1893 vollendet. Im Jahre 1938 wurde die Synagoge in Brand gesetzt und vernichtet. Heute steht an der Stelle ein Plattenbau.

(RS)
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            neue synagoge
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HRADEBNÍ 2257/17, 350 02 CHEB

Historische Texte

Boháč 1999,76-78

Die sich ausbreitende Judengemeinde in Eger entschloß sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, eine Synagoge an der Ecke der Opitzstrasse gegenüber dem künftigen Rudolfinum zu errichten. Im Jahre 1870, als der Baumeister Adam Haberzettl die Fundamente beendete, wurde das Gebäude absichtlich entweiht und die Stadt vollendete den Bau als eine Turnhalle. Erst zwanzig Jahre später war genug Geld für eine neue Kirche vorhanden, die für die Egerer Judengemeinde zwischen 1892-1893 von dem Baumeister Leo Buchen nach Plänen von Karl Haberzettl, an der Ecke der Schanzstraße, gegenüber der heutigen Bibliothek, erbaut wurde. Dieses in ihrer neuen Architektur recht repräsentative Gebäude im neoromanischen Stil ist nur aus erhaltenen Dokumentationsfotografien bekannt. Am 8. November 1938 wurde der Bau während der Kristallnacht von der fanatisierten Menge in Brand gesteckt und verwüstet. Nach dem Krieg blieb hier ein Wasserbehälter und in den 80-er Jahren wurde, ohne Rücksicht auf den pietätvollen Charakter der Stelle, ein Plattenhaus erbaut. Die Tatsache, dass wir die erste und auch die letzte Egerer Synagoge nur noch nach den erhaltenen Quellen rekonstruieren können, ist nur eins der vielen Zeugnisse des tragischen Schicksals der Juden in dieser Stadt.

(Boháč 1999,76-78)
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Kunst 1992, 204-205

Auch die Kultusgemeinde der Juden, die mit dem Aufblühen des Handels in Eger seit 1853 bedeutend angewachsen war, entschloß sich schon bald zum Neubau einer Synagoge, die 1870 von Adam Haberzettl an der Opitzstraße als Abschluß des Schillerparks begonnen wurde. Als eine böswillige Entweihung den bereits bis zum Erdgeschoß gediehenen Rohbau für seine geistliche Bestimmung unbrauchbar machte, wurde er von der Stadt übernommen und zu einer Turnhalle ausgebaut. Die Judengemeinde mußte sich daraufhin aus Geldmangel zunächst mit dem freistehenden Saal des Gasthofs Krone in der Schiffgasse begnügen, den sie zu einem Betsaal mit Frauenempore umbaute. Erst 1892 waren die finanziellen Mittel vorhanden, den Bau einer neuen Synagoge in Angriff zu nehmen. Er wurde an der Ecke Gschierstraße/Ringstraße in einem Parkgelände nach Entwürfen Karl Haberzettls von Baumeister Leo Buchen erbaut und konnte schon 1893 geweiht werden. Da auch diese Synagoge nicht von den nationalsozialistischen Ausschreitungen der sogenannten „Reichskristallnacht“ am 9. November 1938 verschont blieb, ist ihre Baugestalt nur mehr aus Fotografien rekonstruierbar. Es war eine flach gedeckte, dreischiffige Basilika mit zwei Querschiffen, deren westliches von einer überhöhten Vierungskuppel bekrönt wurde, die dem im 19. Jahrhundert allgemein verbreiteten Turmverbot für Synagogen zum Trotz in der Stadtsilhouette Egers einen selbstbewußten Akzent neben die vielen christlichen Kirchtürme setzte. Im Zusammenklang mit kleinen, ebenfalls überkuppelten Laternen, die über allen Eckpunkten des Gebäudes saßen, weckte diese Kuppel mit ihrem vergoldeten Kugelspitz Assoziationen zur byzantinischen Baukunst, die seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Stilvorgabe für den Synagogenbau allgemein beliebt war, zum einen, um ihn so von dem christlichen Kirchenbau stilistisch abzusetzen, zum anderen als Betonung der orientalischen Herkunft des jüdischen Stammes. Im übrigen war der Formenschatz am Außenbau mit einem großen Radfenster unter einem übergreifenden Rundbogen an der Westfassade, mit Bogenfriesen zwischen Lisenen und mit Zwerggalerien ganz der Romanik verpflichtet. Der Innenraum war durch eine Vorhalle und dreiseitig umlaufende Frauenemporen gegliedert, die dem jüdischen Ritus gemäß separat zu betreten waren und die sich in rundbogigen Säulenarkaden zum Schiff öffneten. Der überkuppelte Thoraschrein stand in der geosteten Apsis, der Almemor, das jüdische Lesepult, befand sich, flankiert von zwei Leuchtern, inmitten der ausgeschiedenen Vierung. Die architektonischen und plastischen Detailformen entsprachen dem romanischen Rundbogenstil, wurden aber durch eine orientalisch anmutende Ausmalung mit kleinteiligen, bunten Ornamenten, Arabesken und spitzbogigen Rahmen wiederum in eine byzantinische Erscheinungsform gebracht, so daß Außenbau und Innenraum stilistisch übereinstimmten.

(Kunst 1992, 204-205)
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