SEHENSWÜRDIGKEITEN KIRCHEN UND KLÖSTER DIE ST.-WENZEL-KIRCHE MIT DEM KLOSTER DES PREDIGERORDENS
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Die St.-Wenzel-Kirche mit dem Kloster des Predigerordens

Die Kirche ist lediglich zu den Gottesdienstzeiten geöffnet.
Für die Öffentlichkeit zugänglich (nach Öffnungszeiten) 360° Ansicht
König Wenzel II. hat im Jahr 1294 den Dominikanern den Bau eines Klosters in Eger bewilligt. Das Kloster samt Kirche wurde 1294-1296 errichtet. Im Jahre 1684 wurde der heutige barocke Bau vollendet. Die Orientierung der Kirche wurde geändert, Eingang ist seit dieser Zeit von der Steingasse her. Das Kloster liegt nördlich der Kirche und wurde erst im Jahre 1720 fertiggestellt. In den letzten Jahren dienten die Klostergebäude kulturellen Zwecken, jetzt (März 2013) sucht man nach neuer Nutzung.

(RS)
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KAMENNÁ 216, 350 02 CHEB

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Historische Texte

cg204/8-4Sturm 1952

Dominikaner Als letzter Orden während des Mittelalters faßte zu Ende des 13. Jahrhunderts die 1216 gestiftete und 1219 in die Regensburger Diözese berufene Ordensgemeischaft der Dominikaner in Eger Fuß. Sie erhielten vom Böhmenkönig Wenzel II., der sich die Gewinnung des Reichslandes Eger sehr angelegen sein ließ und dieses damals als Pfand besaß, die Genehmigung zum Bau eines Klosters und einer Kirche. Als Fürsprecher wird in der Urkunde vom 24. Mai 1294 der Bruder des deutchen Königs Adolf, Graf Diether von Nassau, genannt, von dem die Überlieferung behauptet, daß er, der dem Dominikanerorden angehörte und später (1300) von Papst Bonifaz VIII. zum Erzbischof von Trier bestellt wurde, auch der erste Prior des Egerer Konventes gewesen ist. Die gleiche Ermächtigung zur Errichtung eines Klosters (mansionem et habitaculum construere) wurde den Dominikanern in einer Urkunde vom 29. Juli 1294 von König Adolf verbreift, wobei hier ebenfalls die Bitten seines Bruders Diether als Veranlassung bezeichnet wurden. Gleichzeitig wurde den Dominikanern in Eger der Schutz des Reiches in Aussicht gestellt. Nach Aufzeichnungen im Copiale praedicatorum Egrensium wurde der Konvent im Jahre 1296 gebildet (Anno domini mcclxxxxvj in die Sancti Jacobi apostoli receptus est conventus Egrensis). Bis zu diesem Zeitpunkt dürfte das Klostergebäude samt der Kirche (ecclesiam seu novam) im wesentlichen fertigestellt worden sein. Für die Ausstattung und den inneren Ausbau des Klosters und der Predigerkirche werden freilich noch weitere Jahre benötigt worden sein; jedenfalls wurden noch bis in den Beginn des 14. Jahrhunderts eine Reihe von Ablaßbriefen ausgestellt, um auf diese Weise im ganzen Reiche Geld für den Ausbau des Klosters zu gewinnen. Solche Ablaßbriefe unterfertigten am 30. September 1294 der zuständige Diözesan, Bischof Heinrich von Regensburg, am 17. August 1295 Bischof Bruno von Naumburg, 1296 der Erzbischof von Salzburg, am 23. Jänner 1296 Bischof Heinrich von Lavant, am 10. Mai 1303 anläßlich eines Aufenthaltes im Lande Eger von Waldsassen aus die Bischöfe Heinrich von Konstanz und Peter von Basel und am 3. November 1314 Bischof Hartung von Semgallen in Kurland. Die Stadt stellte für den Bau des Dominikanerklosters eine Baustelle an den steinen, in der Steingasse, vielleicht eine damals freie Brandstätte zur Verfügung und viele Bürger der Stadt, wie die Häckel, Juncker, Gummerauer, Simon, Neyperg, Driesmark und andere unterstützten mit Widmungen und Spenden das Aufbauwerk. Das Geschlecht der Spervogel stiftete eine Kapelle zu Ehren der Hl. Drei Könige, die einer Eintragung im (Copiale praedicatorum Egrensium) zufolge noch im 16. Jahrhundert vorhanden war ( in welchen iren hauß ein capeln zum heil. drey königen gewest, welche capeln in predigercloster noch vor der hand). Weiter heißt es in der Niederschrift von der Familie Spervogel: Ir wapen im schildstein und ir wapen auf den grabstein gehauen, auch im chor im hohen fenster steht. Das über der Notiz gemalte Wappen der Spervogel zeigt in Rot über einer schräggestellten golenen Lanze einen rechtsblickenden goldenen Adler mit ausgebreiteten Schwingen. Über das Aussehen der alten, im gotischen Stil erbauten Dominikanerkirche, über ihren Grundriß und die Raumgestalung ist nichts bekannt, da diese Kirche in der Barockzeit völlig umgebaut wurde und sonst keine zuverlässigen Anhaltspunkte überliefert sind. Nur so viel steht fest, daß ihr Eingang nicht wie heute in der Steingasse, sondern im Westen des Gebäudekomplexes gelegen und von der Frauengasse her zugänglich war. Ein steiles Dach und ein mit einem hohen und spitzigen Helm versehener Turm (1470: ein kostlich spricz und hoch, als man (nicht) eine in zehen steten finden sölt) hat in markanter Weise das Stadtbild belebt. (Auf Abb. S. 231 ist die einzige erhaltene Dasrtellung der gotischen Dominikanerkirche wiedergegeben). Die ältere, 1294 bis 1296 erbaute Dominikanerkirche war während des Dreißigjährigen Krieges mit dem ganzen Klostergebäude so baufällig geworden, daß 1642 ein Teil des Klosters einstürzte. Noch aber währte es viele Jahre, bis die Zeitverhältnisse es gestatteten, an einen Neubau zu denken. Erst zu Beginn der Siebzigerjahre des 17. Jahrhunderts bewilligte der Stadtmagistrat eine öffentliche Sammlung, die – verstärkt durch andere Zuwendungen, insbesondere durch eine namhafte Kirchenbauspende Kaiser Leopolds I. im Jahre 1673 – am 30. August 1674 die Grundsteinlegung der neuen Dominikanerkirche und kurze Zeit später auch den Beginn des Wiederaufbaues des Klostergebäudes ermöglichte. Beide Gebäude wurden in den Jahren 1674 bis 1688 ausgeführt. Vermutlich war der damals in Eger tätige Festungsbaumeister Abraham Leutner der Schöpfer und Erbauer der Kirche, die 1689 vom Regensburger Bischof Albrecht Graf Warttenberg eingeweiht worden ist. Mit dem Wiederaufbau der neuen Dominikanerkirche nahm man eine Umorientierung des Grundrisses in der Weise vor, daß nunmehr der Eingang in die Steingasse verlegt wurde. Hier führt von der gegen den Marktplatz ansteigenden Straße aus eine zweiseitige Treppe zu dem schön ausgeschmückten Steinportal der Kirche empor, über dem zum Danke für die von Kaiser Leopold I. zur Verfügung gestellte Kirchenbauspende in Stein gehauen der kaiserliche Doppeladler angebracht ist. Vorher befand sich an dieser Ostseite der Kirche das Chor, während der Eingang, von der vom Johannesplatz zur Steingasse führenden Dominikanergasse zugänglich, an der Westseite des Gotteshauses gelegen war. Die Kirche bildet einen durch zwei schmale Seitenschiffe unterteilten geräumigen Längsraum, der in einer gekuppelten Chronische für den Hauptaltar endet. Das Bild des ursprünglich barocken, später aber in neuromanischen Formen umgebauten Hochaltars malte Jean Claude Monno im Jahre 1702. Die in barocken Formen überquellende Kanzel am rechten Eingangspfeiler zum Altarchor, sowie der an gleicher Stelle gegenüber aufgebaute Seitenaltar St. Johannes wurden von dem Egerer Bildhauer Christoph Langer 1754 beziehungsweise 1766 geschaffen. In den beiden Seitenschiffen befinden sich noch weitere Altäre, durchwegs in spätbarockem Stil. In der als Marienkapelle bezeichneten Nische eines dieser Seitenschiffe ist in spätbarocker Umrahmung eine Darstellung der Muttergottes mit dem toten Sohne auf dem Schoß (Piet) aufgestellt, die aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt und trotz des erst in jüngster Zeit anläßlich einer „Restaurierung“ vorgenommenen Überschnitzens der leidvollen Gesichtszüge die starken künstlerischen Ausdrucksformen der spätmittelalterlichen Mystik erkennen läßt. Das Egerer Vesperbild, das Christus mit aufrecht gehaltenem Oberkörper zeigt, gehört zu dem älteren Typus dieser Art von Plastiken überhaupt. In einem ebenfalls barocken Seitenaltar der Dominikanerkirche steht eine aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammende Mairenfigur mit Kind, leider auch neu staffiert, die nach Art und Linienführung das durchschnittliche Maß der sonst für diese Zeit üblichen Plastiken weit übertrifft. Gleichzeitig mit der Fertigstellung der Dominikanerkirche wurde mit dem Wiederaufbau des neuen Klostergebäudes samt einem Malzhaus begonnen. Ein Teil davon ist erst 1720 durch den Baumeister Andreas Burgler vollendet worden, da hiefür zuvor einige Bürgerhäuser in der Steingasse angekauft und demoliert werden mußten. Das hier eingebaute große Refektorium wurde sowohl während des Österreichischen Erbfolgekrieges als auch in der Zeit der napoleonischen Kriege als Lazarett benutzt. Eine reichhaltige Klosterbibliothek und das Archiv des Klosters wurden anläßlich der Auflassung des Egerer Dominikanerkonventes im Jahre 1936 in das Dominikanerkloster nach Pilsen überführt.

(Sturm 1952,141,310)
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cg204/8-2Katalog 1994

1284 Gründung von Kloster und Kirche in der Steingasse.
Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg. Barocker Kirchenneubau 1674 – 1688 wahrscheinlich durch Abraham Leuthner, Klosterneubau 1688 – 1720 durch Andreas Burgler. Es ist dies ein zweigeschossiger, turmloser Fassadentypus mit Giebelbekrönung und Seitenvoluten, wie ihn die böhmischen Jesuitenkirchen vom römischen Il Gesu vereinfacht übernahmen. Es handelt sich jedoch hier um eine etwas provinzielle Adaption von Formen des italienischen Barock. Innenraum. Ein tonnengewölbter Saalraum im reduzierten Schema römischer Jesuitenkirchen, ohne Vierungskuppel und Querhaus. Ein durchlaufendes Gebälk trennt Gewölbe und Wand. Wandpfeiler trennen flache Kapellenarkaden, in denen die spätbarocken Seitenaltäre senkrecht zur Wand zu stehen kommen. Der leicht eingezogene Chor setzt einen Triumphbogen aus. Zierlich figürlicher Stuckdekor in den Wandfeldern und plastischer Stuck in den Bogenlaibungen überspielen die klassische Wandgliederung. Große Sturckengel auf dem verkröpften Gebälk leiten vom Schiff zum Chor über. Das 1702 von Jean Claude Monno gemalte Hochaltarbild wurde im 19. Jahrhundert in einen klassizistischen Altarnördlichen Triumphbogenseite findet ihr Gegenstück in einem Johannesaltar. Beide schnitzte der Egerer Bildhauer Christoph Langer 1754 und 1766. Zwei der spätbarocken Seitenaltäre uschließen gotische Statuen aus der alten Dominikanerkirche. Raum in der Bibliothek des Dominikanerklosters. Die Klosterbibliothek un das Klosterarchiv wurden 1936 in das Kominikanerkloster Pilsen überführt. Die erhaltenen reichen Türumrahmungen und das Deckengemälde, das in der Mitte in illusionistischer Perspektive König David und die Königin von Saba darstellt, lassen den Reichtum dieser Bibliothek noch erahnen.

(Katalog 1994)
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cg204/8-3Kunst 1992

Der erste gotische Bau durch den Barockneubau ganz beseitigt, nur das ehemalige Hauptportal mit seinem schlichten, profilierten Spitzbogenrahmen im Westen, an der Dominikanergasse, noch erhalten. Durch Abbildung auf alten Stadtansichten das Bild eines hochaufschießenden Steildaches über niedrigem, polygonal schließendem Chor mit hohem, spitzem Dachreiter überliefert. Der Barockbau um 180° gedreht, nach Westen gerichtet; Eingang zur Steingasse; zweigeschossige, turmlose Fassade mit Dreiecksgiebel, durch Pilaster in drei Achsen gegliedert. Die kahle Wand durch drei Figurennischen (der hl. Wenzel in der Mitte), seitlich vorgeblendete Voluten, Mittelfenster und ein Hausteinportal mit gesprengtem Giebel über korinthischen Säulen belebt. Dieses wird von einem flachen Steinrelief bekrönt, das in Würdigung der Spende Kaiser Leopolds I. den Doppelkopfadler zeigt. Reichbeschnitzte Eingangstür erhalten. Wandpfeilerkirche, durch Pilaster in drei Kapellenpaare gegliedert, die sich in großen Rundbögen öffnen und an der Rückwand von Ovalfenstern belichtet werden. Weit auskragendes, durchlaufend verkröpftes Gebälk trennt die Arkadenhochwand von der Gewölbezone. Tonnengewölbe durch Gurte gegliedert, dazwischen schneiden Segmentbogenfenster tiefe Stichkappen aus. Polygonaler Chor, leicht eingezogen, durch Pilaster gegliedert, gestelzte Rundbogenfenster mit Stichkappen bis zum Gewölbescheitel. Innenausstattung Die Arkadenhochwand von teilweise figuralem Stuck belebt: Innerhalb eines geometrischen Rahmens herzförmige Kartuschen mit den Symbolen der Evangelisten, Jesu und Marias, begleitet von Girlanden und Lorbeerkränze tragenden Putten. In den Arkadenbögen pflanzliche Ornamentik. Das östliche Kapellenpaar mit stuckverzierten Wänden.Pilasterkapitelle: Engelsköpfe zwischen pflanzlichen Ornamenten von Akanthus und Rosen. Große Stuckengel über dem Gebälk am Triumphbogen. Mobile Innenausstattung in der 2. H. 18. Jh. erneuert, gotische Andachtsbilder zum Teil mit einbezogen. Musikchor mit Brüstung stuckiert durch feine Rocaillekartuschen; unterwölbt durch Tonnengewölbe mit Stichkappen. – Im Presbyterium Oratorien mit ähnlich stuckierten Brüstungen und hölzernen Rocaillegittern. Kanzel (1754) und Hl.-Johannes- von-Nepomuk-Altar (1766) am Triumphbogen als Gegenstücke schräg vor die Pfeiler gesetzt. Beide von Christoph Langer. Überreich mit Skulpturen und Pflanzenornamentik im Stil des Rokoko verziert, Ieicht volkstümlich. -Hochaltar: Das ursprüngliche Altarbild von Jean Claude Monno von 1702 wurde 1880 in einen Neurenaissancealtar eingefügt. Die Altäre im Schiff passen sich ganz in die Kapellennischen ein, unter Einbeziehung des Ovalfensters im Auszug. Nordseite: Altar der Rosenkranzkönigin (1730). – Marienaltar, Anna und Joachim vor dem Madonnenbild (Mitte 18. Jh.); schwere Pilasterarchitektur mit ovalem Strahlenkranzauszug, besonders qualitätsvolle Skulpturen, vermutlich von Christoph Langer. – Verlobung Mariens (vor 1700). Südseite: Zwei Altäre von Ordensheiligen aus Altarbild und Seitenstatuen: Altar des hl. Joh. Nepomuk,1754 von Christoph Langer geschnitzt. Vinzenz-von-Ferrara-Altar, um 1740 von Melchior Dietrich geschnitzt. Hl.-Kreuz-Altar (um 1700), räumlich konzipierter Säulenaltar mit Skulpturen. Gestühl und Orgel aus dem Rokoko. In der südseitigen Kapelle unter dem Musikchor Rokokobemalung aus dem Leben Christi, im Altar ehemals die überschnitzte Pietá von 1350 zwischen Barockengeln (heute in der Galerie der gotischen Plastik). Kloster Hauptteil 1688-1689 erbaut, vermutlich nach Baupause erst 1720 durch Andreas Burgler fertiggestellt. Dreistöckiger Bautrakt in drei Flügeln, im südlichen Anschluß an die Kirche um einen Innenhof angelegt. Schmucklose Barockfassade zur Steingasse mit Eingangsportal in der Mittelachse, bekrönt von der Nischenfigur des Ordensgründers im Rahmen. Im Norden ein Wirtschaftstrakt mit Warenlukarne, im Osten ein Zellentrakt, im Westen Küche und Refektorium, im Süden, entlang der Dominikanergasse, ein schmaler Zellentrakt, im 1. Stock durch hölzernen Laubengang erschlossen (renoviert). Der 1. Stock des Hauptgebäudes durch ein Treppenhaus in der Nordwestecke erschlossen. Dort ein zweistöckiger Gang mit flacher Kassettendecke, durch Pilaster gegliedert; zweistöckige Arkaden zu dem gewölbten Gang des 2. Stockes und zum flach gedeckten 3. Stock, beide über separate Treppenaufgänge zu erreichen. Im 2. Stock ehemaliger Bibliothekssaal mit reichbemalter Decke, vermutlich von Elias Dollhopf. Im illusionistischen Deckenspiegel Darstellung von König Salomon und der Königin von Saba. In den Deckenzwickeln Putten als Verkörperung der Künste und Wissenschaften, auf illusionistischen Konsolen Putten mit den Attributen des hl. Dominikus von Calernega (dem Ordensgründer), dem Hund mit der brennenden Fackel im Maul und dem roten Stern. Die Darstellung einer Gefangenenbefreiung vermutlich auf den hl. Dominikus von Silos als Namensvetter bezogen. Tür- und Fensterrahmen mit gemalten Rahmen. Bewegliche Ausstattung nicht erhalten. Klosterausstattung zum Teil von Wilhelm Fischer geschnitzt. Bestimmte Werke nicht zuzuweisen, da nur das reichgeschnitzte Eingangstor und die Ausstattung der Sakristei vom Ende des 17. Jh. erhalten sind. Die übrige Ausstattung wurde 1936 bei der Klosterauflösung in das Dominikanerkloster Pilsen überführt.

(Kunst 1992, 590-591)
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Boháč 1999

Im Jahre 1293 erlaubt König Wenzel II. dem Predigerorden der Dominikaner den Bau eines Klosters und einer Kirche in Eger. Die Stadt stellte für den Bau die Brandstätte in der Steingasse zur Verfügung, und bereits zwei Jahre später finden wir die erste schriftliche Nachricht über die dem hl. Wenzel geweihte Kirche. Der Bau des Konvents und der Kirche wurde im 1. Viertel des 14. Jahrhunderts vollendet. Im Jahre 1314 kauft der Orden einen Teil des Stadtgrundstückes, auf dem er einen neuen Weg, der die Steingasse und den Johannesplatz verbindet, erbaut. Die neue Dominikanergasse, in der sich ursprünglich auch der Haupteingang in der Westfront der Kirche befand, wurde eine schriftlich festgelegte Grenze, die die Kirche vom Judenviertel trennte. Größe und Gestalt der gotischen Kirche kennen wir nicht. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Kirche eine Ruine, ein Teil des Klosters stürzte zusammen. Der spätere Barockumbau veränderte die Baudisposition vollkommen.

Zu Beginn der siebziger Jahre des 17. Jahrhunderts bewilligt die Stadt eine öffentliche Sammlung für den Bau einer neuen Kirche. Nach einer bedeutenden Schenkung Kaiser Leopolds I. konnte am 30. August 1674 vom Prior Alexius Fuchs der Grundstein gelegt werden. Im Jahre 1689 wurde die neue Kirche, ein für die Stadt einmaliger Barockbau, vom Regensburger Bischof eingeweiht. Das neue Eingangsportal an der Ostseite mit einer zweiläufigen Treppe und einer Mittelnische mit einer Plastik des Kirchenpatrons kehrt die ursprüngliche Orientierung der Kirche um 180 Grad in die Steingasse. Als Dankbezeugung gegenüber dem Kaiser für das großzügige Geschenk an das Kloster wurde über dem Steinportal ein großer Reichsadler angebracht.

Der Kirchenbau ohne Turm mit einer zweigeschossigen, durch Pilaster unterteilten dreiteiligen Fassade, die von einem Giebel mit seitlichen Voluten geschlossen wird, stellt einen nach der römischen Jesuitenkirche Il Gesú übernommenen Bautypus dar. Der Saalraum ohne Kuppel und Querschiff ist mit einem Gewölbe überzogen, die Pfeiler tragen die Arkaden der Kapellen mit den spätbarocken Altären (in den Umfassungsmauern), der Chor ist vom Schiff durch einen Triumphbogen mit zwei Engelplastiken aus Stuck getrennt. Die klassische Gliederung der Wände ist von figuralem Stuckdekor überspielt.

Die innere Ausstattung der Kirche stammt aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, nur der ursprüngliche barocke Hochaltar mit einem Gemälde von Jean Claude Moono aus dem Jahre 1702 wurde 1880 durch einen Neorenaissancealtar ersetzt. Die reichgeschmückte Kanzel an der Nordseite des Triumphbogens stammt aus dem Jahre 1745. Wie der gegenüberliegende Altar des hl. Johann Nepomuk aus dem Jahre 1766 ist sie ein Werk des Egerer Holzschnitzers und Bildhauers Christoph Lang. Der andere Altar an der Südseite, der einem Ordensheiligen gewidmet ist, stammt aus der Werkstatt des Egerer Schnitzers Melchior Dietrich. In der der hl. Maria geweihten Südkapelle unter der Empore wurde erst in diesem Jahrhundert im spätgotischen Altar eine ursprünglich gotische Statue einer sitzenden Mutter Gottes mit ihremSohn auf dem Schoss aus der Zeit um 1350 entdeckt. Diese Egerer Pieta stellt, obwohl sie durch spätere Schnitzer beschädigt wurde, eines der bedeutendsten Kunstwerke der Egerer Bildhauer dar. Mit ihrer monumentalen Größe knüpft sie an die Hochwerke der mystischen Vertikalpieta an.

Gleichzeitig mit der Vollendung des Kirchenbaus wurde der Ausbau eines neuen Klosters in Angriff genommen. Den ersten Bauabschnitt führte noch der Egerer Befestigungsbaumeister Abraham Leuthner aus. Nach dem Abbruch weiterer Häuser in der Steingasse wurde schließlich der ganze Bau von Andreas Burgler im Jahre 1720 vollendet. In dem unteren Nordflügel des zweigeschossigen Gebäudes befand sich der Wirtschaftsteil mit dem Bräuhaus und dem Malzhaus. Der Osttrakt in der Hauptstrasse und der enge Flügel längs der Dominikanergasse war für die Zellen bestimmt. Der Klosterkreuzgang wurde zum Hof von der Küche und von einem großen Refektorium geschlossen, das im letzten Krieg als Lazarett benutzt wurde. Nach 1945 wurde der Staat Klosterbesitzer. Das Kloster wurde in ein Verwaltungsgebäude umgewandelt.

Von dem ursprünglichen Klostermobiliar, das aus der Bildhauerwerkstatt Wilhelm Fischers stammte, der für das Kloster zu Ende des 17. Jahrhunderts arbeitete, erhielt sich fast nichts. Nach Aufhebung des Dominikanerkonvents in Eger wurde das gesamte Mobiliar im Jahre 1936 nach Pilsen überführt. Von der ehemals reichen Klosterbibliothek und dem Archiv zeugt das erhaltene Deckenfresko im Saal der ehemaligen Bibliothek. Diese Malerei, deren Schöpfer bisher nicht bestimmt wurde, stellt in einer illusionistisch gefassten Perspektive König David und die Königin aus Saba dar. Es wurde kürzlich als Werk des Elias Dollhopf, eines bedeutenden Egerer Barockmeisters, bestimmt.

Zusammenfassung der Daten:

1294- König Wenzel II. erlaubt den Bau der Kirche und des Klosters in Eger
1295 - erste schriftliche Erwähnung der St. Wenzelskirche
1314 - Eingangsportal in der Dominkanergasse
1422 - Bau der St. Leonardkapelle
1642 - Einsturz eines Klosterteils
1673 - Kaiser Leopold I. steuert für den Bau einer neuen Kirche bei
1674 - Grundsteinlegung
1688 - Aufbau des Klosterkonvents angefangen
1689 - Einweihung der neuen Kirche
1700-1760 - Hauptinterieur der Kirche erstellt
1720 - Bau der Klostergebäude beendet
1730-1735 - Deckenmalereien in der Klosterbibliothek
1775 - Orgel von H. Troetscher eingebaut
1880 - Hochaltar durch eine Replik (Neorenaissance) ersetzt
1936 - Aufhebung des Dominikanerklosters in Eger

(Boháč 1999,187-189)
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