SEHENSWÜRDIGKEITEN KIRCHEN UND KLÖSTER BARMHERZIGE SCHWESTERN VOM HEILIGEN KREUZ
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Barmherzige Schwestern vom Heiligen Kreuz

Das Gebäude ist heute eine Schule.
Für die Öffentlichkeit zugänglich (nach Öffnungszeiten)
Die ersten vier Schwestern nahmen ihre Tätigkeit im Jahre 1864 auf. Sie behandelten Kranke, später förderten sie auch das Schulwesen. Die Schwestern errichteten das Provinzhaus des Ordens in der Gschierstraße (heute Hradební ulice). In den 1930er Jahren bauten sie ein neues Kloster an der Straße nach Heiligenkreuz, in der Nähe des Krankenhauses. Zu dieser Zeit hatten die Schwestern 80 Lehrerinnen und 1200 Schülerinnen. Nach dem II. Weltkrieg wurden die Schwestern teils vertrieben, teils zu Schwerstarbeiten eingesetzt. In den fünfziger Jahren fanden sie ein neues Heim in Gemünden a. Main. Das Kloster in Eger unterlag mit der Zeit einer kaum vorstellbaren Verwüstung.

(RS)
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            barmherzige schwestern vom heiligen kreuz
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HRADEBNÍ 52/14, 350 02 CHEB

Historische Texte

N206/8-2Kunst 1992

Eine andere kirchliche Bauaufgabe wurde bereits erwähnt. Es ist das Kloster und Erziehungsinstitut der Schwestern vom Hl. Kreuz, das von 1859-1914 unter Verdrängung vieler alter Bürgerhäuser die Westseite der Gschierstraße (ehemalige Fleischergasse) von der Langen Gasse bis zur ehemaligen Stadtmauer entlangwuchs und in immer neuen Erweiterungen und Umbauten zu einem umfangreichen Baukomplex gedieh, der lange Zeit noch durch vier kleine Bürgerhäuser in zwei Teile getrennt war, bis endlich 1914 auch diese Lücke geschlossen werden konnte. Die Kloster- und Lehrgebäude wurden mit dem Rückgriff auf gotische Formen in dem historistischen Stil erbaut, der im 19. Jahrhundert für den Sakralbau als der angemessenste erschien und der um die Jahrhundertwende auf dem kulturpolitischen Boden der Nationalromantik neue Impulse erfuhr. Typisch für die nach formaler Vollendung strebende Zeit ist die prägnante Monotonie, in der sich hier die gotisierenden Einzelformen in exakter Wiederholung und dichterTextur wie vom Reißbrett aneinanderreihen. Durch das langsame Anwachsen des Komplexes in einzelnen Bauabschnitten, in denen die durch Ankauf hinzugewonnenen Nachbarhäuser umgestaltet, aufgestockt oder neu aufgebaut wurden, entstand dennoch eine relativ vielgestaltige Straßenfront, die die ehemalige, kleinteilige Bebauung zumindest in Ansätzen noch spürbar läßt und auch die Aufgliederung in verschiedenste Erziehungs- und Bildungsinstitutionen nicht verhehlt. Hohe Treppengiebel durchbrechen das Gleichmaß der Fassade und markieren den Ansatz von Quertrakten, die den rückwärtigen Grund bis zur Stadtmauer hin erschließen. In diesem vielgliedrigen Baukomplex waren neben den Klosterräumen der Kreuzschwestern ein Internat, ein Kindergarten, eine Volksschule, eine Bürgerschule, eine Oberschule, eine Handels-, Koch- und Haushaltsschule, Lehrwerkstätten und Ausbildungsstätten für Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen, eine Turnhalle und große Versammlungssäle untergebracht. Die sakrale Bestimmung dieses Gebäudekomplexes kommt in einer Kapelle zum Ausdruck, die in den Obergeschossen des ersten Traktes auf der Seite zur Langen Gasse hin durch einen neugotischen Dreiecksgiebel mit einem Dachreiter den Auftakt gibt. Eine kleine Maßwerkrosette und ein großes dreiteiliges Arkadenfenster mit Maßwerkfüllungen vervollkommnen die sakrale Sprache dieser Kapellenfassade. Gleichermaßen zieht eine größere Rosette in einem Blendbogen an der Ostfassade die Blicke der unterhalb der Stadt in der „Rahm“ Stehenden auf sich. Der Kapellenraum ist heute leider stark verfallen, scheint aber wiederhergestellt zu werden. Auf einer alten Fotografie ist seine für damalige Verhältnisse ungewöhnlich moderne Bauweise zu erkennen. Es ist ein Saalraum mit Querschiff, offenem Dachstuhl und halbrunder Apsis. Die sichtbare Dachkonstruktion ist aus Gußeisen, wobei die einzelnen Eisenträger durch Stahlseile quer durch den Raum verspannt sind. Interessant ist, wie hier das damals moderne Material Gußeisen die Stilvorgaben von Romanik und Gotik noch im Sinne des Historismus in filigranen Maßwerkornamenten übernimmt. Sie wurden ergänzt durch eine kleinteilige florale Bemalung, die an romanische Fresken und an byzantinische Mosaiken erinnert. Dieses Ineinander von modernerTechnik und traditionellen Formen prägt in besonderer Weise auch die Vierung, der durch ein großes, rechteckiges Oberlicht in der eingezogenen Flachdecke ein ganz eigenwilliger Lichtakzent zukommt. Als Baumeister dieser Kapelle ist Karl Haberzettl gesichert. Im Inneren der anderen Gebäudetrakte, die nach außen hin einheitlich dem Historismus verpflichtet sind, wird im Laufe ihrer Entstehungszeit eine moderne Formensprache spürbar, hin zu wachsender Funktionalität und Sachlichkeit, so daß sich etwa in der um 1912 entstandenen Schulküche bereits Prinzipien der Sezession bemerkbar machen mit formschönen, aber funktionalen Möbeln und einem strengen Ornamentfries an den Wänden. Bereits 16 Jahre nach Fertigstellung des Baukomplexes waren den Schwestern die im wesentlichen vom Schulbetrieb eingenommenen Räumlichkeiten wieder zu eng geworden. Da eine nochmalige Erweiterung auf dem durch die Stadtmauer begrenzten Grund nicht mehr möglich war, entschloß sich der Orden 1930 zum Neubau einer großzügigen Klosteranlage auf dem freien Gelände der Neustadt in unmittelbarer Nähe des Allgemeinen Krankenhauses. Diese entspricht weitgehend dem rein funktionalen, dekorationsfeindlichen Stil der dreißiger Jahre. Nur die Kirche als geistiges und architektonisches Herz des Komplexes schmückt sich noch mit den ihr angemessenen historistischen Formen und repräsentiert sich weithin sichtbar durch einen viereckigen Glockenturm zu seiten des Chorschlusses. Sie wurde nach den Plänen des Architekten Anton Schneider vom Egerer Baumeister Karl Pascher im romanischen Stil mit niedrigen Fassadentürmen erbaut, im Inneren aber der frühchristlichen Basilika nachempfunden. Es ist ein dreischiffiger, querschiffloser Bau mit flacher Kassettendecke und stark eingezogener, halbkreisförmiger, durchlichteter Apsis. Das breite Mittelschiff öffnet sich in Arkadenbögen zweigeschossig zu Seitenschiffen und Emporenzone, so daß es sich als lichter Hauptweg zum Altar präsentiert, der durch den Wechsel zwischen Pfeilern mit Halbsäulen und Freisäulen rhythmisiert wird. Im Obergeschoß wurde dieser Rhythmus durch Blendbögen betont, die zwischen den Pfeilern jeweils zwei Arkaden übergreifen. Darüber verläuft eine relativ niedrige Fensterzone, die über der Apsis in einen auf perlmuttartigem Hintergrund gemalten Arkadenfries mit Heiligenfiguren im Stil byzantinischer Mosaiken übergeht. Die überaus reiche Ausstattung der Kirche ist das Werk der bekanntesten zeitgenössischen Künstler aus Eger und Franzensbad. So malte der Franzensbader Alexander Brömse die Halbkuppel der Apsis entsprechend den byzantinischen Vorbildern mit dem thronenden Weltenheiland aus. Die übrige Malerei stammt von Franz Dietl, das Hochaltarkreuz von Johann Adolf Mayerl, die drei Marmoraltäre sind von Andreas Lugert und die Tischlerarbeiten von Karl Scharnagel. Kunst 1992, 205-207.

Boháč 1999

Der letzte Orden, der sich in Eger niederliess und der bald durch seine Betonung der Sozialarbeit und des Schulwesens eine der wichtigsten Anstalten der Stadt wurde, war die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz. Im Jahre 1870 eröffneten sie in der Schanzstraße die ersten zwei Klassen einer Privatschule. In nur sechzig Jahren bauten hier die Ordensschwestern eine Erziehungs- und Bildungsanstalt, die im Jahre 1930 bereits von 1200 Schülerinnen besucht wurde und die 80 Lehrer hatte.

Zwischen 1869 und 1914 wurde also die Gestalt der gesamten westlichen Schanzstraße bis zur ehemaligen Stadtmauer völlig geändert, da anstatt kleiner eingeschossiger Häuser schrittweise das Klosterareal wuchs. Das vereinheitlichende Glied dieses 150 m langen Baukomplexes war die Front im damals beliebten historisierenden neogotischen Stil. Dennoch sind die einzelnen Zeitabschnitte des Baus durch die Bestimmung einzelner Objekte abzusehen. Der Hauptteil des Baukomplexes wurde als Schulgebäude benutzt, die querstehende Blockanbauten im Hof trennten die einzelnen Anlagen. Neben den Klosterzellen und dem Internat waren hier die Volksschule und die Bürgerschule, die Handelsschule, die Haushaltungsschule, Lehrwerkstätten und die Lehrerinnenbildungsanstalt untergebracht. Der geistliche Charakter der Einrichtung war eigentlich nur durch die Kapelle offenbar, die sich in den oberen Geschossen des ersten Hauses beim Zugang aus der Langengasse befand,. Hier weist der neugotische Giebel aus dem Jahre 1900 mit seinem dreiteiligen Fenster auf die ursprüngliche Bestimmung des Baus hin. Im Inneren dieser Kapelle verband der Baumeister Haberzettl durch Benutzung von Trägern und Gusseisen moderne Baumaterialien mit klassischen historisierenden Formen.

Der ständig kleiner gewordene Raum für die eigenen Bedürfnisse des Ordens, der seit 1878 einen Hauptteil der Krankenpflege und Sozialarbeit in Eger leistete und dessen mehr als 60 Mitglieder als Krankenschwestern arbeiteten, führte zur Entscheidung, ein neues Kloster in der Nähe des Krankenhauses zu bauen. Zwischen 1930 und 1932 wurde nach Entwürfen des Architekten Anton Schneider und des Baurates Karl Pascher ein großartiger, funktionalistisch gefasster Klosterkomplex mit einem architektonisch repräsentativen Kirchengebäude im romanischen Stil erbaut.

Das Innere der dreischiffigen Klosterkirche der Kreuzerhöhung versuchte die Formensprache der frühchristlicher Basiliken mit flächiger Kassettendecke und zweigeschossigen Arkaden zu den Seitenschiffen zu kopieren. Die reiche Innenausstattung war die Arbeit bekannter Egerer Künstler. Alexander Brömse aus Franzensbad und Franz Dietl aus Eger führten die Dekorationsmalerien (Heiligenfiguren und Altarraum) im Stil byzantinischer Vorbilder aus, das Altarkreuz war eine Arbeit des Bildhauers J. A. Mayerl. Drei Marmoraltäre wurden von Andreas Lugert gerfertigt und die Schnitzarbeiten kamen aus der Werkstatt Karl Scharnagels.

Am 5. Oktober 1950 wurden die Ordensschwestern aus der Stadt vertrieben. Aus dem Kloster, das vorübergehend seine neue Funktion als Internierungslager für die zum Transport bestimmten Deutschen erfüllte, wurde später eine Kaserne der Grenzwächter, die hier bis 1990 wachten. Trotz der schrecklichen Inneren Umbauten im Geiste der Militärästhetik und trotz der Umwandlung der Kirche in eine Turnhalle blieb der Grundstock des Baus bis 1991 in relativ gutem Zustand. Was mit dem Kirchen- und Klostermobiliar passierte, wissen wir nicht, was mit dem bisher unbeschädigten Bau geschah, sehen wir. Ein Teil des Westflügels wurde wiederhergestellt und wird als Studentenwohnheim der Ökonomischen Fakultät benutzt. Die meisten Klostergebäude, einschließlich der Kirche wurden in weniger als zehn Jahren der Verwaltung durch den für den Vermögensschutz berufenen Beamten des Oberkommandos der Polizei der Tschechischen Republik in Eger zu Ruinen.

Zusammenfassung der Daten:

1862 - der Orden der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz kommt nach Eger
1869 - der Orden erwirbt das erste Gebäude in der Schanzstraße
1870 - Eröffnung der ersten Schule
1878 - der Orden übernimmt die Krankenpflege
1897 - der Orden erweitert seine Pflege um Altersheime
1914 - Komplex der Schulgebäude in der Schanzstraße vollendet
1930-1932 - Ausbau der neue Kirche und des Kloster
1950 - die Schwestern werden aus Eger vertrieben
1951-1990 - Kaserne der Grenzwächter
1991-1999 - vandalische Vernichtung und Verwüstung der Kirche und des Klosters

(Boháč 1999,194-196)
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