PERSÖNLICHKEITEN
KONRAD HENLEIN
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Konrad Henlein
Geburtsdatum: 6. Kann 1898
Sterbedatum: 7. Kann 1945
Der sudetendeutsche Politiker Konrad Henlein wurde am 6.5.1898 in Maffersdorf (Vratislavice nad Nisou) in der Familie eines Fabrikbeamten und Geschäftsführers des Privatunternehmens Konrad Henlein und seiner Frau Hedwig, geb. Dvořáčková geboren. Die Mutter war eine Tochter des Buchhaltes in der Maffersdorfer Fabrik Ignaz Ginzkey, der tschechischer Nationalität war, und der Deutschen Augusta geb. Nöhring, welche sich – zusammen mit ihren Geschwistern – für die deutsche Volkszugehörigkeit entschied. Familie Henlein zog später ins nahe liegende Reichenau (Rychnov u Jablonce), wo Vater Konrad Henlein später Buchhalter und dann Leiter des hiesigen Sparkassen- und Vorschussvereins geworden war. Er war auch Mitglied des Stadtrates in Reichenau und in den Jahren 1914-1918 war er hier Bürgermeister.
Der junge Konrad studierte die Handelsakademie in Gablonz (Jablonec) mit mäßigem Schulabschluss, und nach dem 1. Weltkrieg – zu dem er sich freiwillig als Soldat gemeldet hatte und während dessen er ab November 1917 bis zur Beendigung des Konfliktes in italienischer Gefangenschaft war – wurde er anschließend Beamter des Finanzinstitutes „Kreditanstalt der Deutschen“ in Gablonz. Er war auch Mitglied des Deutschen Turnerverbands „DTV“ (gegr. 1919) in Reichenau, einer Organisation, die deutsche Turnverbände in der Tschechoslowakei betreute.
Im Jahre 1925 beendete er jedoch seine Berufstätigkeit als Bankbeamter und widmete sich – bis er im Oktober desselben Jahres die Stelle eines angestellten Turnlehrers im Turnverein in Asch bekam – nur noch der Körpererziehung.
Im Mai 1931 wurde er Führer des Vereinsrates des DTV, deren Mitglied er im Mai 1928 geworden war.
In Asch heiratete er die sechs Jahre jüngere Emma Luisa Geyer, Tochter des hiesigen Zuckerbäckers und Kaffeehaus besitzers. Kurz nach der Hochzeit wechselte er vom katholischen zum evangelischen Glauben.
Als den negativistischen Parteien „Deutsche nationalsozialistische Arbeitspartei“ (DNSAP) – einer faktischen Abzweigung der „Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei“ (NSDAP) und der „Deutschen Nationalpartei“ (DNP) – die im benachbarten Deutschland sehr eng mit der „Deutschnationalen Volkspartei“ (DNVP) von Dr. Alfred Hugenberg zusammenarbeitete, im Jahre 1933 von den tschechoslowakischen Behörden ein Tätigkeitsverbot drohte, (welches dann am 4.10.1933 auch tatsächlich durchgesetzt wurde,) vereinbarten ihre Vertreter mit Konrad Henlein, dass ihre Organisationen zur neu gegründeten „Sudetendeutschen Heimatfront“ (SHF), an deren Spitze Henlein stehen sollte, wechseln werde.
Diese wurde anfangs Oktober 1933 gegründet. Am 30.4.1935 wurde sie in die „Sudetendeutsche Partei“ (SdP) umbenannt und in den Maiwahlen entwickelte sie sich – was die Zahl der abgegebenen Stimmen betrifft – zur stärksten Partei in der Tschechoslowakischen Republik. Konrad Henlein führte diese Organisation bis zur ihrer Fusion mit der NSDAP am 5.11.1938. Auch dann blieb er aber an der Spitze seiner ehemaligen Parteimitglieder, denn Hitler ernannte ihn am 30.10.1938 zum Gauleiter des an diesem Tag neu geschaffenen „Sudetengaues“. Vorher – seit der Maiwahl 1935 bis zur Abtrennung der Grenzgebiete im Oktober 1938 – hatte Henlein die SdP als Abgeordneter in der Nationalversammlung der Tschechoslowakischen Republik vertreten.
Nach der Besetzung des tschechischen Grenzgebietes durch Deutschland wurde Henlein von Hitler außerdem zum Reichskommissar des Sudetengaus – und damit also auch Egers und des ganzen Egerlandes – ernannt, (in dieser Funktion arbeitete er nach der Beendigung der Militärverwaltung der okkupierten Gebiete vom 20.10.1938) und seit dem 1.5.1939 herrschte er – auf Grundlage des Gesetzes der Reichsregierung über den Verwaltungsaufbau in der „Ostmark“ – außerdem auch als Reichsstatthalter auf diesem Gebiet. Er wurde auch SS-Gruppenführer (ab 20.6.1943 Obergruppenführer) und am 4.12.1938 wurde er (in der Wahl durch eine Einheitsliste) zum Abgeordneten des Reichstags gewählt. Nach der Besetzung der „Resttschechei“ übernahm er für eine Übergangszeit die Funktion des Chefs der Zivilverwaltung der Besatzungstruppen bis zur Ablösung der Militärverwaltung durch ordnungsgemäße Protektoratsbehörden am 18.4.1939.
Mit seiner Ehefrau Emma Luisa hatte er insgesamt fünf Kinder, Gudrun (*1928), Ingrid (*1930), Horst (*1934) und die Zwillinge Gerhild und Ortrud (*1939).
Nach der Geburt der letztgenannten zwei Mädchen am 13.3.1939 stellte Adolf Hitler – auf Antrag von Ing. Friedrich Bürger, des ehemaligen SdP–Vertreters in Berlin – als finanzielle Unterstützung für K. Henlein zum Kauf einer Wohnung, die größer war als die arisierte Villa, die die Henleins im neuen Tätigkeitsort des Reichskommissars und späteren Reichsstatthaltes in der Hauptstadt des Sudetenlandes in Reichenberg (Liberec) bekamen, 100 000 Reichsmark frei. Er kehrte mit seiner Familie zurück ins Egerland und mit Hilfe dieses Betrags kaufte er vom Prager Architekten Ing. Dr. Milan Babuška den Großgrundbesitz Lehnhof (Manský Dvůr), nordwestlich von Untersandau (Dolní Žandov) zwischen Eger und Marienbad.
Die Rückkehr ins Egerland wurde ihm jedoch einige Jahre später zum Verhängnis. Henlein verließ Reichenberg am 7.5.1945 und fuhr mit der Absicht, hier mit den Amerikanern zu verhandeln, in Richtung Eger. Er wurde von der US-Militärpolizei festgenommen und nach Pilsen transportiert, wo er – nachdem er feststellte, dass keiner der verantwortlichen US-Funktionäre mit ihm verhandeln wollte und er als ein Kriegsverbrecher, der in die Tschechoslowakei ausgeliefert werden sollte, angesehen wurde – am 10.5. im dortigen Gefangenenlager Selbstmord begann, indem er sich die Adern an beiden Handgelenken mit Glassplittern von seiner Brille durchschnitt.
SOkA Cheb, Petr Cajs
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