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Das Theater

Das Theater (Westböhmisches Theater Cheb) hat hier bis heute seinen Sitz. Das hiesige Berufstheaterensemble überrascht mit einem umfangreichen Repertoire. Es werden auch mehrere Theatervorstellungen verschiedenster Genres wöchentlich geboten.
Für die Öffentlichkeit zugänglich (nach Öffnungszeiten) 360° Ansicht
Erbaut 1873 –1874 nach Plänen des Egerer Architekten Vinzenz Prökl von Karl Haberzettel im Stil der Neurenaissance. Baugrund war ein Theil der alten Stadtbefestigung im Westen der Altstadt, die Jungfernschanze, die nun zu einem repräsentativen Theaterplatz ausgestaltet wurde. Der ursprüngliche Bau war ein streng kubischer Block, der sich nach vorne in zwei Stufen als ein tiefer Risalit abhebt. Ein vorgelagerter Säulenprotikus und der Giebel über strengen Pilastern lassen an die Würde griechischer Tempel denken. Die stenge Reihung rundbogiger Fenster gibt eine klassische Ruhe, die nur gestört scheint durch die Kombination der etwas dünnen Freisäulen mit hohen Rechtecksockeln. Vorbild scheint das Münchner Gärtnerplatz – Theater (1864 – 1865) von F. M. Reifenstuel gewesen zu sein. Hieraus würden sich auch die hohen Sockel erklären. In München geht nämlich eine Freitreppe auf, deren Höhe, um die Proportionen zu wahren, hier durch die Sockel ausgeglichen ist. Die Innenausstattung wurde von dem Darmstädter Hofdekorationsmeister Lehnert und dem Franzensbader Dekorationsmaler Karl Johann Brömse geschaffen, wobei die Ausstattungsstücke weitgehend importiert wurden. Der ursprünglich rein kubische Baukörper wurde nachträglich mit zwei Seitenflügeln versehen.

(Katalog 1994,84-5)
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DIVADELNÍ NÁMĚSTÍ 556/10, 350 02 CHEB

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Historische Texte

Eger 1931

Das Egerer Theaterwesen.

Vom stadträtlichen Theaterreferenten Prof. Nikolaus Stingl.

Die Geschichte des Egerer Theaterwesens lässt sich urkundlich bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts, also bis auf die Zeit des geistlichen Volksschauspieles zurückführen. Von dieser Zeit an können wir alle Entwicklungsformen des Dramas – die Fastnachtsspiele, Schuldramen und Jesuitenspiele, das weltliche Drama bis auf die Gegenwart – durch Quellen aus unserem Stadtarchive belegen und verfolgen. 1)

Über die älteste dramatische Aufführung in Eger, das „Egerer Fronleichnamspiel,“ berichtet ausführlich Josef Trötscher im „Egerer Jahrbuch 1886.“ Das „Egerer Fronleichnamsspiel,“ das die Handlung von der Erschaffung der Engel bis zur Auferstehung Christi führt und auf 3 Tage berechnet ist, wird bereits im Jahre 1442 erwähnt. 2)

Das „Egerer Fronleichnamspiel“ wurde im Jahre 1881 von Gustav Milchsack im 156. Bande der „Bibliothek des literarischen Vereines in Stuttgart“ vollinhaltlich und mit zahlreichen kritischen Bemerkungen versehen veröffentlicht.

Das reichhaltige Quellenmaterial unseres Egerer Stadtarchives bietet unseren Literarhistorikern noch ein weites offenes Betätigungsfeld, die lange und vielfältige Entwicklungsgeschichte des Dramas vor der Bildung eines eigentlichen Schauspielerstandes und die Pflege der dramatischen Vorführungen durch das Egerer Bürgertum zu behandeln.

Das Auftreten der Berufsschauspieler hatte wie in anderen Städten auch in Eger die Schaffung besonderer Theaterräume zur Folge. Das erste Auftreten einer Berufsschauspielertruppe in Eger fand im Jahre 1755 statt, und zwar war es die Hoftheatergesellschaft aus Sachsen-Hildburgshausen unter der Direktion einer Frau Schütz. Die erste Vorstellung einer Schauspielertruppe fand im sogenannten Redoutensaale statt, welcher sich im rückwärtigen Trakte des ehemaligen alten Rathauses aus dem Marktplatze befand.

Fünf Jahre später, also 1760, wurde der erste ständige Theatersaal in dem alten Geschlechtshause der Familie Vetterle, dem sogenannten „Türkenkopf“ eingerichtet.*** In diesem ersten ständigen Theatersaale besuchte auch Kaiser Josef II. Am 2. Oktober 1779 eine Aufführung der Theatergesellschaft des Direktors von Mörisch, welcher vom Kaiser eine Ehrengabe von 24 Dukaten erhielt.

In diesem Theatersaale wurde bis 1787 gespielt. Vom Herbst dieses Jahres bis 1850 wurde dann wieder im Redoutensaale gespielt. Aus dieser Zeit, und zwar von 1810 bis 1846, besitzt das Stadtarchiv eine vollständige Sammlung von gedruckten Theaterzetteln, zirka 2000 Stück umfassend. (Der erste gedruckte Egerer Theaterzettel überhaupt stammt aus dem Jahre 1787). Aus diesen Zetteln geht hervor, dass neben dem Volksstücke insbesondere das klassische Drama und die klassische Musik sorgfältigst gepflegt wurden. Insbesonders muss hervorgehoben werden, dass Ankündigungen von Stücken, welche auf einen zotigen oder schlüpfrigen Inhalt hindeuten würden, vollständig fehlen – ein Umstand, welcher unserem damaligen Theaterpublikum nur zur Ehre gereicht.

In den Jahren 1850/51 wurde ein bombenfester Torbogen des äußeren Festungstores beim Obertor, dort wo heute die Villa Theaterplatz Nr. 1 steht, als Theater eingerichtet. Die Kosten dieser Einrichtung wurden durch Ausgabe von 200 Aktien à 5 fl. bestritten und es bekundet die Theaterfreundlichkeit der damaligen Bevölkerung, dass diese Aktien in zwei Tagen glatt verkauft waren.

Die erste Vorstellung in diesem Theater fand am 18. Jänner 1851 unter der Schauspielertruppe Kotzky statt. Dieses „alte Theater“ war bereits gegen die Bühne zu schräg nach abwärts verlaufend angelegt, hatte drei nummerierte Platzgruppen, an den Seiten ein „Stehparterre“ und weiteres eine Galerie. In diesem „alten Theater“ wurde von 1851 – 1872 gespielt.

In den Jahren 1871 – 1872 wurde der Wunsch nach einem neuen Theater laut. Der Gedanke eines Neubaues wurde durch das Mitglied des königlichen Prager Landestheaters Edmund Sauer gelegentlich eines Gastspieles in Eger geweckt, durch den damaligen Bürgermeister Dr. Anton Julius Gschier angebahnt und das Werk unter der Bürgermeisterschaft seines Nachfolgers Adolf Tachezy vollendet. Bürgermeister Dr. Gschier, welcher sich den Bau eines neuen Theaters besonders angelegen sein ließ, leitete eine Sammlung ein, welche bis Ende 1872 einen Baufond von 68.151 fl. ergab. In der Gemeindeausschußsitzung am 2. September 1872 wurden die vom Architekten Vinzenz Prökl entworfenen Pläne und der Gesamtaufwand einschließlich der inneren Einrichtung mit 73.632 fl. genehmigt und der Rohbau dem Baumeister Karl Haberzettl übertragen.

Im Sommer 1873 wurde der Bau in Angriff genommen, im Dezember 1873 bereits der Dachstuhl aufgesetzt und im Sommer 1874 die innere Einrichtung durchgeführt. Der Neubau des Theaters erforderte jedoch einschließlich der Einrichtung nach seiner Fertigstellung einen Gesamtaufwand von 115.901 fl., also eine mehr als 57%ige Überschreitung gegenüber dem Voranschlage.

Die Eröffnung des neuen Theaters bildete damals das alleinige Tagesgespräch, ja sogar derart, dass selbst der Bau unseres „majestätischen Schulhauses“ (Rudolfinum) – wie der Chronist verzeichnet – ganz in Vergessenheit geriet.

Am 3. Oktober 1874, am Vorabend des Namenstages des Kaisers wurde das neue Theater unter der Direktion des Franzensbader Kurkapellmeisters Theodor Tomaschek feierlich eröffnet.

Das jetzige Egerer Stadttheater zählt daher mit dem Pilsner deutschen Theater zu den ältesten deutschen Provinztheatern Böhmens.

*) Archivdirektor Regierungsrat Dr. Karl Siegl führt in seiner Abhandlung „Zur Geschichte des Egerer Theaterwesens bis zur Eröffnung des gegenwärtigen Stadttheaters“ („Unser Egerland“, 28. Jahrhang, 8./9. Heft) eine Reihe von Forschern an, welche bereits schätzenswerte Beiträge in dieser Hinsicht veröffentlichten so Heinrich Gradl in mehreren Fortsetzungen im 33. Jahrgange der „Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen“, S. 121, 217 und 315, Georg Schmidt im 3. Bande der „Egerwellen“ (Eger 1885, S. 110, „Egerer Jesuitendramen“), Alois John in seiner Schrift „Im Gau der Narisken (Eger 1888, Kap. XIV, „Fastnachts- und Jesuitenspiele“) Dr. Alfred Herr über eine „Genoveva-Aufführung“ (58. Jahrgang der obernannten „Mitteilungen“) u. a. m.

**) Die umfangreiche Handschrift mit 8312 Versen befand sich ehedem im Egerer Stadtarchive und wurde um die Mitte des vorigen Jahrhunderts von dem damaligen Egerer Finanzbeamter Niklas Urban von Urbanstädt dem Egerer Archive eigenmächtig entzogen und dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg geschenkt. Durch diese Eigenmächtigkeit kam unsere Stadt – wie in so vielen anderen Fällen – um einen wertvollen Besitz und unser Archiv um einen seiner kostbarsten Schätze aus dem 15. Jahrhundert. Die Rückerwerbung dieser Handschrift wurde schon des öfteren betrieben, in jüngster Zeit auch durch den Stadtrat, leider jedoch ohne Erfolg.

* ) An der Stelle des Türkenkopfes und des anstoßenden, im Jahre 1883 durch Brand zerstörten Gasthauses „Zur goldenen Sonne“ – Goethes Absteigequartier – steht heute das Gebäude der Egerer Sparkasse.

(Eger 1931,107-9)
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Sturm 1952

Zu Beginn der siebziger Jahre wurde der Wunsch nach einem neuen Theater immer allgemeiner; insbesondere setzte sich der damalige Bürgermeister Dr. Anton Julius Gschier für den Gedanken eines Neubaues ein. Als Baugrund konnte aus öffentlicher Hand ein Teil der alten „Jungfernschanze“ am Rande der westlichen Altstadt erworben werden, Spenden der Egerer Sparkassa, des Kammerfelderfondes, der Gasanstalt und privater Gönner bildeten einen ersten finanziellen Grundstock, die Ziegeleien der Umgebung verpflichteten sich zu Ziegellieferungen und die Stadtgemeinde zur Lieferung des Bauholzes. Außerdem brachten eine Theaterbaulotterie, Bälle und Theaterveranstaltungen, die im Hotel „Kronprinz Rudolf“, dem späteren „Continental“ stattfanden, in verhältnismäßig kurzer Zeit soviel Geld zusammen, dass der errechnete Kostenaufwand eines Theaterneubaues sogar überzeichnet war. Nachdem der Neubau von der Gemeindeausschußsitzung im Mai 1872 grundsätzlich beschlossen und die Bauausführungen im einzelnen im September 1872 genehmigt waren, wurde im Sommer 1873 mit dem Bau begonnen. Den Plan hiezu entwarf Vinzenz Prökl, die Ausführung wurde Karl Haberzettel übertragen. Am 3. Oktober 1874 öffnete das neue Theater mit einer festlichen, von der Franzensbader Kurkapelle umrahmten Aufführung von Schillers „Wallensteins Lager“ und „Wallensteins Tod “ seine Tore.

Das Egerer Theater, das mit dem Pilsener deutschen Theater zu den ältesten Provinztheatern Böhmens zählt, hat einen normalen Fassungsraum von 842 Plätzen; die Stehplatzgruppen eingerechnet, vermag das Haus an die tausend Besucher zu fassen. Das Orchester bietet Raum für vierzig bis fünfzig Musiker. Die technische Bühneneinrichtung wurde im Laufe der Zeit fortschreitend modernisiert, so daß sie den Anforderungen einer Provinzbühne für alle drei Spielarten gewachsen blieb.

Die kulturelle Entwicklung des Egerer Stadttheaters zeitigte im Verlaufe ihrer wechselvollen Geschichte, die nicht immer frei war von finanziellen Sorgen um die Ausgestaltung und den Bestand des Theaters, zwei über den Bereich der örtlichen Bedeutung weit hinausragende Höhepunkte. Die Spielzeit in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts unter der Direktion von Galotzky und insbesondere Heissiger, als das Egerer Theater ein ständiges Opernensemble mit Doppelbesetzung in den ersten Fächern unterhielt, wodurch erstklassige Aufführungen von Mozart-, Beethoven-, Weber- und Wagner-Opern in einer solchen Vorzüglichkeit ermöglicht wurden, wie sie dann niemals mehr in Eger erreicht worden sind. Und dann die Spielzeit kurz nach dem ersten Weltkrieg bis gegen Ende der zwanziger Jahre unter den Direktionen Fred Hennig und Anton Kohl, in welcher vor allem das gute Schauspiel gepflegt wurde. Nicht allein dass die Klassikervorstellungen jeweils vor sehr gut besetzten, zum Teil ausverkauften Häusern gegeben werden konnten, wurden auch beispielsweise allein im Spielabschnitt 1926/27 insgesamt 23 Erstaufführungen, darunter 17 Sprechstücke und 6 Operetten, inszeniert, oder Ibsens Peer Gynt fand siebenmal ein vollständig gefülltes Haus.

Um die Bevölkerung Egers und die Theaterfreunde der weiteren Umgebung enger mit den kulturellen und volksbildenden Bestrebungen des Stadttheaters zu verbinden, aber auch um in den wirtschaftlichen Krisenjahren nach dem ersten Weltkrieg die Existenz dieses Kulturinstitutes zu sichern wurde als selbständiger Verein eine „Egerer Theatergemeinde“ gegründet, die durch Zeichnung von Stammieten sowohl eine vorausgesicherte Einnahme garantierte, als auch einen Einfluss in der Mitbestimmung der Spielplangestaltung auszuüben in der Lage war. Außerdem wurde seit der Mitte der zwanziger Jahre – damals eine Neuerung im sudetendeutschen Gebiet – eine eigene „Egerer Theaterzeitung“ herausgegeben. Sehr fruchtbar war in der Folgezeit auch der Austausch mit den benachbarten Theatern der Egerländer Kurstädte, vor allem mit Franzensbad und Karlsbad.

(Sturm 1952, 397)
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Kunst 1992

Stadttheater

1873-1874: Nach Plänen V. Prökls von K. Haberzettl im neuklas­sizistischen Stil erbaut.

1926: Erweiterung durch ebenerdige Seitenflügel und Erhöhung des Bühnenturms durch Stadtbaurat Pascher.

Ein kubischer Baukörper mit ausgeschiedenem Bühnenraum, tie­fem Risalit mit Frontispiz und einem Portikus, dessen vier schlanke Säulen mit extrem hohen Rechtecksockeln eine Veranda tragen. Über gebändertem Sockelgeschoß erhebt sich das streng durch Pilaster und Rundbogenfenster gegliederte Obergeschoß, das durch eine Attika über hohem Kranzgesims so abgeschlossen wird, daß das flache Dach verdeckt ist.

Zuschauerraum mit großen, amphitheatralisch angeordneten Ga­lerien.

Innenausstattung von dem Darmstädter Hofdekorationsmei­ster Lehnert und dem Franzensbader Dekorationsmaler K. J. Brömse.

(Kunst 1992, 586)
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