SEHENSWÜRDIGKEITEN BEDEUTENDE ÖFFENTLICHE GEBÄUDE DIE HANDELSKAMMER
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Die Handelskammer

Im Gebäude befindet sich in der Gegenwart der Sitz einer Bank.
Für die Öffentlichkeit zugänglich (nach Öffnungszeiten)
Im Jahre 1899 als Amtsgebäude und Ausstellungshalle nach Plänen des Franzensbader Architekten G. Wiedermann im überladenen Pompstil der Gründerzeit errichtet. Typische Elemente sind der hochgezogene Eckturm und die eingesetzte Giebelfassade, wie wir sie gleichzeitig häufig an Münchner Wohn- und Amtsgebäuden finden. Außenbemalung von dem Franzensbader August Brömse mit Porträts Kaiser Maximilians, Albrecht Dürers, Peter Vischers und Adam Krafts; ein deutlicher Hinweis auf die traditionelle Handelsverbindung mit Nürnberg. Der Ausstellungssaal zeigt Symbole für Verkehr, Gewerbe, Bergbau, Industrie und Kurorte, sowie die Wappen von Städten und Gewerben.

(Katalog 1994,85)
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SLÁDKOVA 159/1

Historische Texte

Sturm 1952

Handels- und Gewerbekammer

Seit 1850 war Eger der Sitz einer Handels- und Gewerbekammer, die ihren Arbeitsbereich weit hinein in das nordwestliche Böhmen erstreckte und ein Gebiet von rund 7200 km² mit einer Bevölkerung von 982 188 Einwohnern nach dem Stand von 1930 erfaßte. Zum Egerer Kammersprengel gehörten zwanzig politische Bezirke, nämlich Asch, Brüx, Eger, Falkenau, Elbogen, Graslitz, St. Joachimsthal, Kaaden, Karlsbad, Komotau, Laun, Luditz, Marienbad, Neudek, Plan, Podersam, Preßnitz, Saaz, Tachau und Tepl.

Nach der im Mai 1930 durchgeführten Betriebszählung befanden sich in diesem Sprengel 78 871 landwirtschaftliche und 69 280 gewerbliche Betriebe, gegenüber 66 649 bzw. 45 776 Betrieben im Jahre 1902. Von den aufgeführten gewerblichen Betrieben entfielen im Jahre 1930 22 912 auf die Handelsbetriebe gegenüber 16 858 im Jahre 1902.

Das Bürohaus der Egerer Handels- und Gewerbekammer entstand kurz vor der Jahrhundertwende. Aus Anlaß des fünfzigjährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josefs im Jahre 1898 wurde der Beschluß gefaßt, ein Amtsgebäude, verbunden mit einer Ausstellungshalle, zu errichten. Den Baugrund stellte die Stadtverwaltung Eger in der Opitzstraße zur Verfügung. Anfangs war an die Überlassung des Baugrundes die Bedingung geknüpft, daß der Ausstellungssaal ausschließlich den Egerer Gewerbetreibenden vorbehalten bleibe, doch wurde davon zugunsten einer Verwendung für alle Gewerbetreibenden im Kammersprengel alsbald Abstand genommen. Ein eigens für die Vorbereitung des Neubaues gegründetes Komitee stellte fest, daß der von der Stadtverwaltung zu Verfügung gestellte Baugrund des ehemaligen Böhm’schen Hauses mit einem Stück des Zwingers nicht ausreichend sei, weshalb noch das anschließende Haus Nr. 158 angekauft und demoliert wurde. Mit den Bauarbeiten wurde noch im Laufe des Jahres 1899 begonnen.

Die Pläne entwarf der Franzensbader Baumeister und spätere Bürgermeister der Kurstadt Gustav Wiedermann, die Bauausführung lag in Händen des Egerer Baumeisters Franz Kraus. Wie das städtische Sparkassengebäude auf dem Marktplatz ist der Stil des neuen Ämterhauses – entsprechend der damaligen Geschmacksrichtung – in „neudeutscher Renaissance“ gehalten. Es ist unmittelbar an die Lücke, die durch Abbruch einiger Häuser in der vordem geschlossenen Häuserfront der Schulgasse gegenüber dem rückwärtigen Teil des neuen Rathauses gerissen wurde, als Eckgebäude mit der Hauptfront zur Opitzstraße dreistöckig erbaut.

Die Ecke ist durch einen Turmaufbau überhöht. Die schmälere Nebenfront in der Schulgasse betont ein stumpfer Giebel, der bis Dachfirsthöhe emporgezogen ist. Aus der Hauptfront springt unterhalb des Turmes ein schmaler Erker hervor, dem an dem unteren Abschlußfeld ein schmaler Balkon entspricht. Dazwischen liegt der Mittelteil mit dem Haupteingang, der durch Architekturstücke an der Wand und durch einen abermals bis zur Dachfirsthöhe emporgezogenen und mit kleinen Ziertürmchen besetzten Giebel besonders hervorgehoben wird. In die Giebelwand wurden farbig die Bildnisse des Kaisers Maximilian, des letzten Ritters und kunstsinnigen Monarchen, und von Albrecht Dürer, Hans Sachs, Peter Vischer und Adam Kraft eingesetzt. Die künstlerische Ausführung oblag dem damals noch jungen Franzensbader Maler August Brömse, dem späteren Professor an der Kunstakademie in Prag. Von ihm stammen auch die großen Dekorationsstücke im Innern des Baues, namentlich in der Ausstellungshalle. Hier wurden das Gewerbe, der Verkehr, der Bergbau, die Industrie und die Kurorte, also die wesentlichsten Strukturmerkmale des Sprengels der Egerer Handels- und Gewerbekammer, symbolisch dargestellt und durch Wappen der Städte und der einzelnen Gewerbe, die von A. Brömse geschaffen wurden, ergänzt.

Die Raumeinteilung sah im Erdgeschoß Wohneinheiten vor, im ersten Stockwerk die Kanzleien der Handels- und Gewerbekammer, im zweiten Stockwerk den großen Sitzungssaal und die Kanzlei der Bezirksvertretung, sowie eine Ausstellungshalle.

(Sturm 1952, 389)
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Kunst 1992

Die Handelskammer

Als zweiter prunkvoller Verwaltungsbau entstand 1898-1899 an der Ecke Schulgasse/Opitzstraße, gegen­über dem rückwärtigen Rathaus, die Handels- und Ge­werbekammer. Sie wurde von Baumeister Franz Kraus nach Plänen Gustav Wiedermanns im Stil der altdeut­schen Renaissance gebaut. Dieser Stil verband sich mit einer Epoche der Städtefreiheit und bürgerlichen Macht und galt so dem liberalen Bürgertum als Geltungsan­sporn. In diesem Sinne wurde er allgemein gern an Rat­häusern und anderen bürgerlichen Amtsgebäuden zitiert.

Die Handels- und Gewerbekammer umfasste mehrere Amtsräume und eine Ausstellungshalle. Das dreistöckige Gebäude besitzt zwei asymmetrisch ausgebildete Fron­ten, die den städtebaulich markanten Eckturm flankie­ren. Beide Fassaden sind in der Mitte durch ein Frontispiz akzentuiert. Bei der zur Opitzstraße hin gerichteten Front ist dieses als dreiachsiger Risalit leicht vorgezogen und durch Balkonbrüstungen betont, wodurch sich diese Front deutlich als Hauptfassade zu erkennen gibt, in der sich auch das Eingangsportal befindet. Deren Dominanz wird noch zusätzlich dadurch verstärkt, dass diese Fassade samt Turm aus Ziegeln gemauert ist, auf deren rotem Grund sich die architektonischen Gliederungselemente, wie Sockel, rustizierte Ecken und Lisenen, Gebälk, Ge­simse und Risalit, in hellem Haustein und Putz abheben. Dazu kommt als weiteres Repräsentationsmotiv ein Rechteckerker im ersten Turmgeschoß. Die Seitenfassade zur Schulgasse dagegen ist durch hellen Putz sowie ein einheitliches Dekor mit Betonung der Beletage abgestuft behandelt.

Dem Turm, der das Gebäude mit einem durch Rundbogenfenster auf toskanischen Säulen arkadenartig geöffneten Geschoss und einer Welschen Haube überragt, kommt die Aufgabe zu, die Straßenecke städtebaulich zu akzentuieren und gleichzeitig die unterschiedlichen For­menkanons der beiden Fronten optisch in sich zu verei­nen. Zudem steigern sich in ihm auch die allgemein ver­schwenderisch angebrachten plastischen Zierelemente, die voll inhaltlicher Bedeutsamkeit sind.

Über den Fen­stern verweisen allegorische Reliefs auf den Handel zu Wasser und auf der Straße. Über dem Portal waren als Hinweis auf die traditionelle Handelsverbindung mit Nürnberg die Porträts Kaiser Maximilians, Albrecht Dü­rers, Peter Vischers und Adam Krafts von dem Franzens­bader Künstler August Brömse gemalt. Sie haben sich nicht erhalten. Um den Eckturm verläuft ein Rankenfries mit den zehn Wappen der wichtigsten Städte im Egerer Kammersprengel. Das Egerer Wappen ziert als prächtige Kartusche die Ecke des Hauses.

Die Inneneinteilung des Gebäudes sah unten Wohnein­heiten vor, im ersten Stock die Kanzleien und im zweiten Stockwerk eine Ausstellungshalle, den Sitzungssaal und die Kanzlei der Bezirksvertretung. Die Ausstattung ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich die neuen Beamtenpaläste mit den traditionellen Repräsentations- und Dekorations­elementen der feudalen Architektur schmückten, wobei sich die Herme als figürliches Gliederungselement der Wände und die mit Grotesken bemalten Stichkappen in der Hohlkehle zur Decke besonderer Beliebtheit erfreu­ten. Der am reichsten geschmückte Raum war der Aus­stellungssaal mit symbolischen Darstellungen der wichtig­sten Strukturmerkmale im Egerer Kammersprengel -Ver­kehr, Gewerbe, Bergbau, Industrie und Kurbetrieb-und den Wappen von Städten und Gewerben. Der Künstler war hier A. Brömse.

(Kunst 1992,215)
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