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Gymnasium

Das Egerer Gymnasium war aus der alten, schon um 1300 urkundlich erwähnten Lateinschule hervorgegangen und stellte nun, um 1800, einen nicht unbedeutenden wirtschaftlichen Faktor für die Stadt dar, da viele auswärtige Schüler das Gymnasium besuchten und bei Egerer Bürgern Kost und Logis nahmen.

Die Lateinschule war anfangs mit der Niklaskirche eng verbunden gewesen, ihre Lehrer wurden vom Deutschritterorden und dem Domscholasticus der Regensburger Kirche angestellt. Aber bald, im 15. Jahrhundert, erhielt der Rat der Stadt ein Mitbestimmungsrecht bei der Aufnahme von Lehrkräften, das sich im Laufe der Zeit zum alleinigen Aufsichtsrecht über das Schulwesen wandelte.

Das alte Gebäude der Lateinschule wurde im Laufe der Zeit wiederholt umgebaut. 1821 nahm Goethe an der Schlussprüfung der Schüler teil und zeichnete die besten Schüler selbst aus. Das Schulhaus wurde 1822 abgerissen.

Die Lateinschule hatte im 16. Jahrhundert vier bis fünf Klassen mit insgesamt fünf Lehrkräften. 1628 wurde die Schule geschlossen und von der Reformationskommission die Entlassung der evangelischen Lehrer verfügt. 1629 durfte dann die Schule wieder eröffnet werden, zweiklassig und mit nur zwei Lehrern, unter Leitung der Jesuiten (bis 1773). Deren Ziel war die Aufstockung der Schule auf sechs Klassen, die auch wirklich schon 1641 erreicht war. Oberste Lernziele waren eine religiös-theologische Ausbildung und die Erlernung der lateinischen Sprache.

Nach der Auflösung des Jesuitenordens übernahmen die Piaristen die Aufsicht über die Egerer Lateinschule (1774) und erweiterten den Lehrplan um Geschichte, Geographie, Naturkunde, Mathematik und Griechisch. Die Unterrichtssprache war nun nicht mehr Lateinisch, sondern Deutsch. 1850 wurde das Gymnasium zu einer achtklassigen Lehranstalt erweitert, die im Laufe der Zeit immer mehr realistisch-technische Fächer einführte, im Grunde aber stets streng humanistisch ausgerichtet blieb.

(Katalog 1994,82)
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Historische Texte

Eger 1931

Das Staatsgymnasium.

Die große Bedeutung der Stadt Eger in früheren Zeiten erhellt unter anderen aus dem Umstande, dass sie als eine der ersten im deutschen Osten eine Lateinschule, also eine Schule mit höherem Bildungsgange erhielt. Schon aus dem Jahre 1300 berichtet eine Urkunde von einer Schule, deren Rektor von dem Komtur des deutschen Ritterordens als Pfarrer der Skt. Niklaskirche im Einvernehmen mit dem Domscholastikus des Regensburger Bistums bestellt wurde. Diese Schule hatte lateinische Unterrichtsprache und stand mit der Skt. Niklaskirche in engem Zusammenhange, indem Lehrer und Schüler den Chorgesang an dieser Kirche versahen. Sie hatte also die Aufgabe, den Schülern eine genaue Kenntnis der lateinischen Sprache beizubringen. Dadurch sollten sie auch zum höheren Studium, namentlich der Theologie, aber auch der Medizin und der Rechtswissenschaften befähigt werden. Durch die sieben freien Künste sollten sie bis zu einem gewissen Grade in das gesamte Wissen der Zeit eingeführt werden. Die Schule stand an dem gleichen Platze, an dem noch heute das Gymnasium sich befindet. Die Gasse, die an der Ostseite dieser Schule zum Kasernplatze hinabführt, heißt daher noch in unseren Tagen die Schulgasse, im Volksmund „hinter der Schul.“

Im Laufe der Zeiten hat das Egerer Gymnasium alle Wandlungen durchgemacht, denen das Schulwesen überhaupt unterworfen war. Anfänglich war es eine Schule mit einem Leiter, der zumeist auch als Kantor den Chordienst an der Pfarrkirche versah, und einem Gehilfen, also mit zwei Lehrpersonen, die nach Art der heutigen Dorfschulen mehrere Unterrichtsstufen in einer Klasse vereinigten. Die Aufsicht führte das Deutsche Ordenshaus, doch gewann der Rat der Stadt Eger besonders seit der Reformation und seit dem Ankaufe des Deutschen Hauses immer mehr Einfluß auf die Schule. In der Zeit der Reformation wirkten neben dem Leiter oder Magister bereits 4 – 5 Lehrkräfte, so daß also der Unterricht bereits in 4 – 5 Klassen aufgeteilt werden konnte. Als Eger im Jahre 1629 wieder katholisch wurde, kam die Egerer Lateinschule wie die meisten derartigen Schulen in Österreich unter die Leitung der Jesuiten, welche sie zu einem sechsklassigen Gymnasium ausbauten und streng an dem alten Ziele, der Erlernung der lateinischen Sprache, festhielten. Eine weitere Ausgestaltung erfuhr die Schule in der Zeit Maria Theresias nach den Grundsätzen der Piaristenschulen, in denen neben Religion und Latein als Hauptgegenständen auch Geschichte, Geographie Naturkunde, Mathematik und die griechische Sprache gelehrt wurden. Unterrichtsprache wurde jetzt die Deutsche außer für den Lateinunterricht in den höheren Klassen, das Klassenlehrersystem wurde vollständig ausgebaut, so dass in jeder Klasse ein Lehrer den gesamten Unterricht leitete. Besonders bemerkenswert ist, dass die Schule ganz dem politischen Organismus eingeordnet wurde, so dass der Kreishauptmann von Elbogen als Direktor, der Stadtdechant, später auch der Bürgermeister von Eger als Vizedirektor erscheint.

Im Jahre 1804 trat im Zusammenhange mit der allgemeinen Reform, welche in Österreich einsetzte, an Stelle des Klassenlehrers der Fachlehrer. Aber nach dem Wiener Kongresse erlangte die starre konservative Richtung die Oberhand und 1818 wurde das Klassenlehrersystem wieder eingeführt. So blieb es bis zum Jahre 1849. Erst die österreichische Revolution machte dem veralteten Mittelschulsystem ein Ende; der Klassenlehrer machte wieder dem Fachlehrer Platz und das Gymnasium wurde zu einer achtklassigen Lehranstalt erweitert. Dies geschah in Eger bereits in den Jahren 1849 und 1850, in denen die letzten zwei Klassen des Gymnasiums errichtet wurden. Bei dieser Neuordnung ist es im Allgemeinen geblieben, nur dass, dem realistisch-technischen Zuge der Zeit folgend, die realistischen Fächer neben den humanistischen immer mehr an Bedeutung und Umfang gewannen. Gleichwohl hat sich das Egerer Gymnasium als eine streng humanistische Anstalt bis auf den heutigen Tag behauptet und gewinnt gerade in den letzten Jahren wieder an Ansehen und Zulauf, wie die stark zunehmende Zahl der Einschreibungen in die erste Klasse zeigt. Die Gesamtzahl der Schüler hat sich in den letzten Jahrzehnten wenig verändert und im Allgemeinen zwischen 250 und 300 gehalten.

Das jetzige Gymnasialgebäude, das vor rund 100 Jahren an Stelle des früheren unscheinbaren Schulhauses erbaut und im Jahre 1830 bezogen wurde, reicht für die Bedürfnisse einer modernen Schule nicht mehr aus. Nicht nur die Zahl der Schüler ist seither gewachsen, auch der Lehrbetrieb ist umfangreicher geworden und verlangt einen größeren Raum. So spricht man schon seit längerer Zeit von einem Neubaue des Gymnasiums. Wenn die Absicht bis heute nicht verwirklicht wurde, so tragen die Schuld vor allem die Ereignisse der lezten Jahrzehnte, der Weltkrieg, der Umsturz und die jetzige Geldknappheit. Aber so sehr man auch die Notwendigkeit eines Neubaues zugestehen muß, so wird man noch wieder mit Bedauern diese Schule von ihrer alten Stätte am Kirchenplatze scheiden sehen, an der sie mehr als 600 Jahre lang so segensreich gewirkt und eine so bedeutsame wissenschaftliche und erzieherische Tätigkeitentfaltet hat.

(Eger 1931,92-3)
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Sturm 1952

Das Gymnasium

Die Lateinschule, aus der sich das bis in die Gegenwart bestandene humanistische Gymnasium entwickelte, ist urkundlich erstmals zum Ausklang des 13. Jahrhunderts bezeugt. Sie stand in unmittelbarer Beziehung zur Hauptpfarre St. Niklas, deren Patronat seit 1258 dem Deutschen Ritterorden übertragen war. Die Bestallung der Lehrkräfte erfolgte zunächst durch den Egerer Hauskomtur des Deutschen Ritterordens im Einvernehmen mit dem für das Schulwesen zuständigen Domherrn beim Regensburger Ordinariat. Durch eine Urkunde vom 26. August 1300 anläßlich eines Kompetenzstreites wegen der Bestellung eines Schulmeisters an der Egerer Lateinschule wurde festgestellt, daß der jeweilige Komtur den von ihm ausersehenen Schulmeister dem Regensburger Domherrn (scholasticus) zur Prüfung vorzuschlagen habe (examinandum debeat presentare) und dieser genehmigte die Anstellung (si ydoneum nos et successores nostri invenerismus, tenemur admittere). Allein schon dadurch, daß der Schulmeister und seine Gehilfen zugleich Bürger der Stadt waren, nahm der Rat frühzeitig gewisse Rechte für sich in Anspruch und erreichte spätestens im 15. Jahrhundert ein Mitbestimmungsrecht bei der Anstellung der Lehrkräfte. Allmählich und dann namentlich seit der Einführung der Reformation (1564) ging das Aufsichtsrecht immer mehr und zuletzt ausschließlich auf den Rat der Stadt über. Im 16. Jahrhundert war die Lateinschule bei fünf Lehrkräften vier- bis fünfklassig. Nachdem durch die Gegenreformation im Jahre 1628 die Entwicklung der Schule eine kurze Unterbrechung erfahren hatte, entfaltete sich diese Lehranstalt allmählich zu einem humanistischen Gymnasium, als welches sie sich bis zur Gegenwart behauptete. Das Egerer Gymnasium übte vor allem im letzten Jahrhundert seines Bestandes eine bemerkenswerte Anziehungskraft für das ganze nordwestliche Böhmen aus.

Das alte Gebäude der Lateinschule, ein Giebelhaus in Fachwerkbau, das im Laufe der Zeit wiederholt umgebaut, erweitert und aufgestockt wurde, stand vom Kirchenplatz aus am Anfang der Schulgasse. Der zweiundsiebzigjährige Goethe hat hier noch im Jahre 1821 einer Schlußprüfung beigewohnt und die Prämienverteilung an die Besten selbst vorgenommen. Im Jahre 1822 wurde das alte Schulhaus niedergerissen und durch Ankauf zweier daran angrenzender Bürgerhäuser für den Neubau des heute noch stehenden Gymnasialgebäudes der entsprechend große Bauplatz gewonnen. Am 1. Mai 1828 konnte der Grundstein hiefür gelegt und im Oktober 1830 das neue Schulgebäude, das in nüchternem klassizistischem Stil gehalten ist, bezogen werden.

Eine bedeutende erzieherische und kulturelle Tätigkeit hat das segensreiche Wirken dieser Anstalt durch viele Jahrhunderte zu entfalten vermocht. Dies beweist die große Zahl hervorragender Männer, die an dieser Schule unterrichteten oder aus ihr hervorgegangen sind. Nur wenige Namen können hier für viele andere genannt werden: Kaspar Brusch, der gekrönte Dichter, Historiker und Topograph war Schüler der Egerer Lateinschule oder Clemens Stephani, der begabte Spielbuchdichter, dessen Jedermannspiel „Die geistliche Aktion“ (1568), weit über seine Zeit hinaus wirkte, war Kantor an der Lateinschule oder Daniel Birkner, der Großvater Sigmunds von Birken, unterrichtete hier und schuf sich als Verfasser von Schuldramen einen geachteten Namen. In neuerer Zeit zählte Josef Sebastian Grüner in den Jahren 1792 bis 1797 zu den Schülern der Anstalt, bevor er – inzwischen Egerer Magistratsrat geworden – in freundschaftlich enge Beziehungen zu Goethe trat. Der Schöpfer der ersten Egerländer Heimatromans, Hans Nikolaus Krauß, der Historiker Adolf Bachmann, der Dichter und Philosoph Erwin Guido Kolbenheyer und viele andere Persönlichkeiten des geistigen Lebens waren Schüler des Egerer Gymnasiums.

(Sturm 1952, 270).
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Kunst 1992

Gymnasium

Vermutlich stand bereits seit 1300 ein Schulhaus an dieser Stelle, die alte Lateinschule.

1427 erhält der alte Bau ein gezimmertes Stockwerk,

1470 umgebaut und

1581 und 1587 erweitert. Es war ein schlichtes, einstöckiges, gemauertes Haus mit Fachwerk­giebel und Dachreiter.

1824 Wegen Baufälligkeit abgerissen.

1828-1830 Neubau eines Gymnasiums auf erweitertem Grund, der sich nördlich bis zur Kreuzung Schulgasse erstreckt. Bauleiter V. Prökl und W. Prachensky, Baumeister A. Jäger aus Asch.

Ein qualitätvoller, aber schlichter klassizistischer Bau von zwei Stockwerken mit hohem Souterrain zur Schulgasse. Zum Kir­chenplatz hin ein vierjochiger Risalit mit Frontispiz, der durch strenge, basenlose Kolossalpilaster mit dorischen Kapitellen her­vorgehoben wird. Sie gehen übergangslos aus dem breiten Sockel­gesims hervor, das das gebänderte Erdgeschoß abschließt, mit dem es durch die betonten Scheitelsteine der rahmenlosen Fen­ster verbunden ist.

Zum Kasernplatz hin wird die Fassadenmittelachse durch einen dreijochigen Zwerchgiebel betont.

1944 Beschädigung durch Brandbomben, Verlust des Dachreiters.

(Kunst 1992, 586)
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