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Die Turnhalle

Das Objekt existiert nicht mehr
Der Bau schloss den Schillerpark zur Opitzstraße hin ab. 1870 als Synagoge begonnen, nach deren mutwilliger Entweihung 1871 als Turnhalle fertiggestellt, die nach 1945 abgerissen wurde. Ein klassizistischer Bau, geprägt von sakralen und antikischen Hoheitsformen, der stilistisch dem Rudolfinum angeglichen war. Der saalförmige Innenraum von Emporen auf toskanischen Säu­Ien bestimmt. Baumeister möglicherweise G. Corompay.

(Kunst 1992, 594)
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            die turnhalle
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SLÁDKOVA

Historische Texte

Eger 1931

Der Turnverein

Nach Prökls Chronik wurde unter väterlicher Fürsorge des Bezirkshauptmannes Herget mit größtmöglichster Unterstützung wohlgesinnter Stadtväter im Frühling 1850 von etwa 30 Schülern der Mittel- und Volksschulen sowie von einer stattlichen Anzahl Beamter und Professoren die Turnerei in Eger betrieben. Vielen äußeren Anfeindungen ausgesetzt, deren Ursache in der völligen Verkennung des hohen Wertes der Turnerei lag, musste die turnerische Betätigung schon nach zwei Jahren wieder eingestellt werden. Dafür vollzog Professor Eduard Khittl mit einigen begeisterten Jüngern am 29. Heuerts 1863 die Gründung des Egerer Turnvereines.

Trotz vieler bitterer Nöte nahm die gute Sache gedeihlichen Fortgang. In werktätiger Förderung überließ die damalige Stadtvertretung dem jungen Verein als Turnplatz den jetzigen städt. Wirtschaftshof und stellte auch geldliche Mittel zur Anstellung eines geschulten Turnlehrers bei. Um die Früchte des Turnens in erkenntlicher Weise für die Allgemeinheit, insbesondere aber für städtische Dienste zu verwerten, wurde im Verein eine Turnfeuerwehrriege ins Leben gerufen, die bei vielen und großen Bränden wackere Arbeit leistete. Im Frühling 1865 wurde die Einführung des Turnens für Mädchen beschlossen und im selben Jahre eine Vereinsfahne angeschafft, die bis auf den heutigen Tag in Ehren getragen wird.

Im Jahre 1867 wurde ein neuer Turnplatz in der Brucktoranlage errichtet und ein Steigerhaus zur Ausbildung der Turnerfeuerwehr ausgeführt. Viele Misserfolge zur Turnhallenbaufrage führten dazu, zur Selbsthilfe zu greifen und bei der Egerer Sparkasse wegen einer angemessenen Unterstützung selbst vorstellig zu werden, die auch einen Betrag von 2000 fl., aus den Überschüssen des Jahres 1868, zur Erbauung einer Turnhalle in Eger widmete und die baldige Durchführung dieses Baues dem Übereinkommen des Stadtrates und des Turnvereines Eger überließ. Der Bau der Turnhalle wurde auch im November 1871 vollendet und am 4. Dezember 1871 dem Turnverein Eger zur Benützung übergeben.

Von der Erkenntnis durchdrungen, dass sich der körperlich gekräftigte Turner auch geistig fortentwickeln muss, errichtete der Turnverein eine Vereinsbücherei, die heute weit über 2000 Bände aufweist. Im Jahre 1878 fand bereits das Gauturnfest des Ober-Egerer Gauverbandes in Eger statt, das viele hunderte auswärtige Turner besuchten. Im Verlaufe der folgenden Jahre ist der Turnverein zu solcher Entfaltung gelangt, dass es notwendig war, im März 1880 die Turnerfeuerwehr zu einem selbständigen Feuerwehrverein umzubilden. Einem dringenden Bedürfnisse Rechnung tragend, erwarb der Verein im Jahre 1896 einen Sommerturnplatz. Ein neuer größerer Turnplatz wurde in der Barbarossa-Jahnstraße errichtet. Im Jahre 1913 wurde das große Bundesturnfest in Eger abgehalten und zum dauernden Gedächtnis des Altmeisters Jahn auf lichter Bergeshöhe im schattigen Eichenhaine ein Jahnmalhügel errichtet.

(Eger 1931,156)
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Kunst 1992

Die städtische Turnhalle wurde 1875 direkt nach der Fertigstellung des Rudolfinums als frei stehendes Gebäude über den Grundmauern des entweihten Synagogenneubaus aus dem Jahre 1870 auf dem stark abschüssigen Gelände der ehemaligen Steinhauerbastei errichtet. Der Bau, der 1945 schwer zerstört und später abgerissen wurde, stand mit der Längsseite zur Opitzstraße schräg gegenüber dem Rudolfinum.

Für den Umbau zur Turnhalle wurden im Rahmen eines öffentlichen Concourses mehrere Entwürfe eingereicht, die verschiedene historistische Stilrichtungen vertraten, von einer neugotischen Konzeption eines unbekannten Architekten bis zu der etwas grotesken, malerischen Version Vinzenz Prökls im volkstümlichen Heimatstil mit Egerländer Fachwerk, verspielten Fachwerktürmchen an den Ecken und einem Mittelrisalit mit ländlich-bäuerlichem Giebel. Zur Ausführung kam dann ein spätklassizistischer Entwurf, der dem Rudolfinum stilmäßig angepaßt war und möglicherweise wie dieses von Gustav Corompay stammt.

Es war ein über sieben Achsen breit hingelagerter Bau von zwei Geschossen über einem Sockel, der das Geländegefälle ausglich. Die Längsfassaden zur Opitzstraße beziehungsweise zum Schillerpark wurden klar gegliedert durch zwei Eckrisalite und Kolossalpilaster mit dorischen Kapitellen, die sich über einem vorspringenden Sockelgesims bis zum breiten, schmucklosen Gebälk erhoben, im Souterrain aber bereits in Sockeln angelegt waren. Sie entsprachen in ihrer strengen Form mit einer halben Kannelierung, die sich auf den Bereich des Obergeschosses beschränkte, genau den Pilastern des Rudolfinums. Durch ihr paarweises Auftreten an den Risaliten wurden die Seiten besonders akzentuiert.

Der Haupteingang befand sich auf der zum Rudolfinum hin gerichteten Schmalseite, die somit als Hauptfassade ausgebildet war. Ein mächtiger Triumphbogen erhob sich nahezu auf Bodenebene und zog sich ungebrochen über den hier geschoßhohen Sockel bis hinauf zum Gebälk, das von dem akzentuierten Scheitelstein nur knapp verfehlt wurde. Auch hier flankierten kolossale Doppelpilaster, wie wir sie schon von den Eckrisaliten kennen, die große Öffnung im Stil antiker Triumphbögen. Diesem Vorbild war der Entwurf durch eine Stockwerksteilung der Seiten und deren Gestaltung mittels Nischenfiguren in Ädikulae noch stärker verpflichtet. In der Ausführung unterblieb sie zugunsten von monumentalen, ungegliederten Wandflächen.

Der hohe Sockel wurde durch eine flach ansteigende Treppe überwunden, an deren Ende sich, tief in der Bogenhöhe liegend, das rechteckige Portal unter einem großen Oberlicht auftat. Leider ist uns das Innere der Turnhalle bildlich nicht überliefert, es soll sich aber, laut Vinzenz Prökl, um einen dreischiffigen Raum gehandelt haben mit Seitenemporen und glatten toskanischen Säulen an den Kopfseiten, die, wie auch schon der Außenbau, die Tradition von Sport.

(Kunst 1992,209)
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