SEHENSWÜRDIGKEITEN BEDEUTENDE ÖFFENTLICHE GEBÄUDE DER SCHLACHTHOF
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Der Schlachthof

Das Objekt existiert nicht mehr
Als eine der ersten deutschböhmischen Städte errichtete die Stadt Eger 1895 an der Prager Straße beim Viadukt der Reichsbahn einen Schlachthof, welcher damals als der modernste Böhmens galt. Außer der Erbauung der Kühlanlage und einiger Nebengebäude wurden seither keine nennenswerten Änderungen vorgenommen. Der Schlachthof ist auf einem Grundstück von 1 ha Ausmaß errichtet. Die verbaute Fläche beträgt 2870 m2 (Schlachthalle 970 m2, Kühlhaus 960 m2, Nebengebäude 940 m2).

Eger 1931,78)
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PRAŽSKÁ

Historische Texte

Eger 1931

Als eine der ersten deutschböhmischen Städte errichtete die Stadt Eger 1895 an der Prager Straße beim Viadukt der Reichsbahn einen Schlachthof, welcher damals als der modernste Böhmens galt. Außer der Erbauung der Kühlanlage und einiger Nebengebäude wurden seither keine nennenswerten Änderungen vorgenommen.

Der Schlachthof ist auf einem Grundstück von 1 ha Ausmaß errichtet. Die verbaute Fläche beträgt 2870 m2 (Schlachthalle 970 m2, Kühlhaus 960 m2, Nebengebäude 940 m2). Zwischen den an der Südseite gelegenen Schlachtviehstallungen und dem Kühlhaus an der Nordseite liegt das 60 m lange Schlachthallengebäude von der Verkehrsstraße umgeben. Der Ostflügel des Gebäudes birgt die Schweinehalle, eingerichtet nach dem Hackenrahmensystem mit 1 Brühbottich, 2 Hebe-, 4 Laufkranen und der Darmwäsche für Schweine, anschließend an die Halle die Wartebuchten für Schweine. Im mittleren Teile befindet sich die Kaldaunenwäsche, Häuteübernahmsstelle, Salzlager, Hallenmeisterzimmer, im ersten Stock Meister- und Gesellenzimmer.

Im Westtrakt ist im gemeinsamen Raum die Rinderschlachthalle mit vier beweglichen Schlachtständen samt Abhängevorrichtung und die Stechviehhalle untergebracht. Anschließend befinden sich noch Rinder- und Stechviehstallungen und das Heumagazin. Im Ostflügel des Kühlhauses liegt der Vorkühlraum von 105 m2 und der Kühlraum von 230 m2 Ausmaß mit 47 Zellen. Im Westflügel befindet sich das Kesselhaus mit zwei Kornwalflammrohrkesseln von je 60 m2 Heizfläche, welche auch die Schlachthallen mit Frischdampf versorgen. Die 55 PS starke Dampfmaschine ist mit einem Kohlensäuerzwillingskompressor, System Linde, für 55.000 kal./stund. direkt gekuppelt, während die Gleichstromlichtanlage, Pumpen, Rührwerke, Ventilator usw. durch Transmissionen von derselben angetrieben werden.

Die Kältemaschine arbeitet durch indirekte Naßluftkühlung, Soleberieselung und Berieselungskondensator. Der Eisgenerator erzeugt täglich bis zu 2500 kg Eis. Im Turm des Kühlhauses liegen die Kalt- und Warmwasserspeicher von 12 – 14 m3 Inhalt. Das Heißwasser kann durch Frisch- und Abdampf bereitet werden.

Außer einer Schlosserwerkstatt und dem Angestelltenbad im Maschinenhaus ist noch hinter dem Kesselhaus eine Verbrennungsanstalt für die anfallenden Konfiskate mit einem Heiß-Niessen-Apparat untergebracht. An Nebengebäuden sei erwähnt das Verwaltungsgebäude mit Wohnungen für den leitenden Tierarzt und den Hallenmeister, ferner noch Schlacht-, Ausspann- und Hundestallungen, Wagenremise und ein Beschaulokal für eingeführtes Fleisch. Im etwas tiefer liegenden Sanitätsschlachthofe findet man das Düngerhaus, die Freibank, das Pferde- und Seuchenschlachthaus, beide mit Stallungen.

Am stärksten dürfte die außergewöhnliche Zahl der Rinderschlachtungen 1917 auffallen. Während des Krieges wurden am Egerer Schlachthofe für die Armee im Felde über 80.000 Rinder durch eine Wiener Großschlächterei geschlachtet. Die Schweineschlachtungen haben sich seit dem Bestande verdoppelt, während die Rinder- und Kälberschlachtungen nur um 26% bzw. um 6% stiegen. Die Erklärung hierfür ist in der fortgeschrittenen Zucht und Mast zu suchen, denn das Durchschnittschlachtgewicht für Rinder und Kälber liegt fast um 50% höher als vor 40 Jahren.

Aus diesen knappen Ausführungen geht klar hervor, dass der Schlachthof, der schon bei der Eröffnung knapp bemessen war, den heutigen Erfordernissen nicht mehr genügt. Das Anwachsen der Einwohnerzahl, die sich entwickelnde Fleischversorgung der Umgebung und die geänderten gewerblichen Verhältnisse der Nachkriegszeit, verlangen dringend eine Vergrößerung der Anlage. Der Zahn der Zeit und insbesondere die außerordentliche Beanspruchung der Einrichtung durch die Großschlächterei im Kriege bedingten die vollständige Abnützung derselben und fordern nun, sich die Fortschritte der Technik für eine vollständige Rekonstruktion der maschinellen Einrichtung zu Nutze zu machen.

An einen Neubau ist trotz der Unmöglichkeit eines Geleisanschlusses nicht zu denken, zumal der Schlachthof noch in begrenztem Umfange erweiterungsfähig ist. Die Stadt entschloss sich daher zum Ausbau der bestehenden Anlage. In stetem Gedankenaustausch mit dem Stadtbauamte wurde von der Schlachthofdirektion ein Bauplan ausgearbeitet, welcher eine restlose Lösung aller Fragen verspricht und noch im Laufe des Jahres 1931 verwirklicht werden soll. Die Baukosten werden verhältnismäßig nicht zu hoch sein, da dem Bauprogramme nur Zweckmäßigkeit, Rationalisierung und Hygiene zu Grunde gelegt worden ist.

(Eger 1931,78-80)
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