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Alte Kaserne

Das Objekt existiert nicht mehr
Ein weiterer klassizistischer Bau entstand 1835-1839 unterhalb der Niklaskirche auf dem aufgelassenen Areal des 1773 säkularisierten Jesuitenkollegs mit einem gewal­tigen Kasernengebäude nach den Plänen von J. Fischer, das nach seiner Beschädigung im Zweiten Welt­krieg abgerissen wurde. Der U-förmig nach Norden ge­öffnete Komplex erstreckte sich mit seinem Mitteltrakt über die gesamte Länge der Pfarrkirche und ragte mit vier Geschossen bis zu den Fenstern vor ihr auf, so daß er das der mittelalterlichen Welt entwachsene Gefüge von mäch­tigem Kirchenbau und kleinteiliger Platzwand sprengte und der Kirche die Vormachtstellung nahm. Die Fassaden waren nach allen Seiten schmucklos, nur durch Gesimse und eine Bänderung horizontal gegliedert, und das Erd­geschoß der zum Kasernplatz hin gerichteten Fassade durch Stich- und Sturzbögen akzentuiert, die rustiziert aus dem Mauerwerk hervortraten. V Prökl beklagt, daß der Bau gegen alle Kenntnisse geschulter Baumeister bis ins letzte Stockwerk in Haustein errichtet worden und deshalb von Anfang an feucht gewesen sei. Da die Kaserne nur den südlichenTeil des ehemaligen Klostergeländes der Jesuiten einnahm, verblieb nach dem Abriß der hohen Klostermauer zur Schiffgasse hin ein geräumiger Platz, der jedoch seit dem Abbruch der Kaserne und dem Neubau eintöniger Betonhäuser an sei­ner Ostseite in unproportionierter Größe vor dem mittler­weile leicht angeböschten Kirchhügel aufklafft, überragt von der Niklaskirche, die jetzt wie auf ein künstliches Po­dest gestellt erscheint.

(Kunst 1992,186)
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            alte kaserne
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KASÁRNÍ NÁMĚSTÍ

Historische Texte

Prokl 1877

Seit der Erhebung der Stadt Eger zu einer Festung ist eine Militärkaserne Bedürfnis geworden. Anfangs mussten die Bürger die Militärmannschaften in ihren Häusern bequartieren, nebstdem die Stadtgemeinde in Bürgerhäusern 10, 20, endlich 56 Quasikasernen auf Stadtkosten miethen. Nicht weniger blieb das Egerland von der drückenden Militärlast verschont. Stadt und Land davon zu befreien, war die Sorge des Magistrats und der Bürgerschaft. Langjährige Verhandlungen, vielseitige Projekte scheiterten, bis endlich der Bürgermeister Abraham Totzauer am 7. November 1814 und 22. März 1815 die Egerer Bürgerschaft und die Hofbesitzer vom Lande zu Protokoll vernahm und durch deren bündige Erklärung einen Kasernbaufond gründete.

Die Landbewohner erklärten, einen der einjährigen Steuer gleichkommenden Geldbetrag einzuzahlen, nebstdem so viel Fuhren in natura zu leisten, als ein einjähriger Steuerbetrag aufwiegt. Letztere Fuhrenleistung äquivalirte sich später auf die Bezahlung einer halbjährigen Steuerquote. Es wurde in dieser Unternehmung von keiner Seite ein wahrer Ernst gezeigt, unter Harren und Hoffen, Wünschen und gehaltloser Schreiberei verflossen viel und viele Jahre, und der Bürger und Landmann, sowie die Stadtgemeinde mussten ihr Schicksal ertragen. Endlich erschien am 30. Jänner 1834 der Elbogner Kreishauptmann, Freiherr Karg von Bebenburg, in Eger, ließ die Bürgerschaft und die Vertreter des Egerlandes auf das Rathaus vorladen und machte sie mit dem Zweck und denen bereits vorliegenden Erklärungen bekannt. Die meisten Hofbesitzer erklärten sich bereitwillig, die im Jahre 1814 zugesicherte anderthalbjährige Steuer einzuzahlen, wenn sie ferner von jeder Militäreinquartierung befreit würden; die Dorfschaften Gasnitz, Scheibenreut, Oberlosau, Grün, Lapitzfeld, Kötschwitz, Honnersdorf, Dirnbach und Hartessenreuth aber verweigerten jeden Beitrag.

Der Magistrat und die Anwaltschaft erklärte sich am 17. März 1734, alles zum Kasernbau nöthige Bauholz aus den Gemeindewaldungen gratis zu verabfolgen und den Ueberschuß des Bierkreuzerfondes nach Abzug von 3000 fl. auf Gehaltsaufbesserung an den Kassernbaufond abzugeben; dabei wurde aber festgesetzt, dass die Kaserne nur die gemeine Militärmannschaft aufnehme, die Offiziere aber in den Bürgerhäusern einquartiert werden sollen. Übrigens haben sich auch die Dominien Liebenstein, St. Klara, Schossenreuth, Vogtei Stein und Altenteich erklärt, einen einjährigen Steuerbeitrag in 3jährigem Termin zu geben, um gleichfalls ihrer Militärbequartierung frei zu werden. Die h. Hofstelle genehmigte diese Anträge mit Reskript vom 2. Mai 1835. Hierauf wurde der Plan zum Bau einer Kaserne auf 1000 Mann und zu einem Militärspitale auf 100 Kranke vom k. Kreisingenieur verfasst.

Man benützte hiezu das alte Kaserngebäude (ehedem deutsches Haus, Jesuitenkollegium) und schon im Mai 1835 konnte der Kasernbau, ein Jahr später der Militärspitalbau angefangen, ersterer 1839, letzterer 1841 vollendet werden. Jene 16 Dorfschaften verweigerten noch weiters hartnäckig jeden Beitrag, viele andere hielten die Zahlungstermine nicht ein. Es kamen Zwangsmaßregeln in Anwendung, sie ließen es auf´s Aeußerste ankommen. Mit Militärassistenz hat man endlich Vieh gepfändet, nach Eger gebracht, verkauft und den anderthalbjährigen Steuerbetrag hiedurch hereingebracht. Das k. k. Aerar hat 6000 fl. zu diesem Baue gewidmet; 150 fl. zahlten die Hausbesitzer in der Schiffgasse für die hinweggenommene alte Garteneinfassungsmauer; die Stadtgemeinde lieferte 2 218 Stämme starkes Bauholz und 44 Bretthölzer, und nahezu 17.000 fl. steuerte der Vieraufschlagkreuzerfond bei. Alle Baukosten haben 163.645 fl. betragen.

Die Kaserne mit der Hauptfront gegen Westen hat sehr viele feuchte Zimmer, weil sämmtliche Mauern bis hinauf zum Dache ganz unpraktisch von schlechten Mauersteinen, die sich wegen ihrer hitroskopischen Eigenschaft gar nicht zum Bau von Wohnungen eignen, auch von keinem Bauunternehmer in Eger zum Bau von Wohnungslokalitäten verwendet werden, – erbaut wurden. Viele hierwegen schon abgehaltene Kommissionen führten zu keinem Resultate. Tausende sind auf Verbesserungen schon fruchtlos verschwendet worden. Das Gebäude hat über dem Erdgeschosse noch 3 Stockwerke, bietet übrigens einen schönen Prospekt und entspricht die innere Eintheilung allen Anforderungen.

(Prökl 1877,514-6
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EJ 1914

Die alte Kaserne in Eger

Der Plan zum Baue einer Kaserne in Eger wurde im Jahre 1835 vom kaiserlichen Kreisingenieur verfasst. Vorgesehen waren darin Ubikationen für 1000 Mann und ein Militärspital für 100 Kranke. Man benützte dazu das alte Kaserngebäude (ehedem Deutschritterordenshaus, später Jesuitenkollegium). Im Mai 1835 wurde mit dem Baue der Kaserne, ein Jahr später mit dem Baue des Militärspitals begonnen. Erstere wurde 1839, letzteres 1841 fertig.

Die Baukosten betrugen zusammen 163 645 Gulden. das k. k. Aerar widmete 6000 Gulden zu diesem Zwecke, 150 Gulden zahlten die Hausbesitzer in der Schiffgasse für die hinweggenommene alte Garteneinfassungsmauer. Die Stadtgemeinde lieferte 2218 Stämme starkes Bauholz und 44 Bretthölzer. Nahezu 17 000 Gulden steuerte der Bieraufschlagskreuzerfond bei. Auch von Auswärts, von den Dörfern und Dominien, lief viel Geld für diesen Zwecke. 16 Dörfer aber verweigerten rundweg jede Beitragsleistung, andere wieder hielten die Zahlungstermine nicht ein. Es mussten Zwangsmaßregeln in Anwendung gebracht werden. Mit Militärassistenz pfändete man den Bauern das Vieh, brachte es nach Eger und verkaufte es hier. Aus dem Erlöse wurden die Rückstände gedeckt. Es mag wohl so die bittere Not gewesen sein, welche die Bauern damals so starrköpfig und unklug handeln ließ.

Die Kaserne aber stand fertig da. Das Gebäude hatte über dem Erdgeschosse noch drei Stockwerke und konnte zu jener Zeit zu den stattlichsten und respektabelsten Bauten Egers gezählt werden. Ebenso das Militärspital, das zwei Stockwerke hoch war und dessen nördlicher Teil von einem geräumigen Garten umschlossen. Das Gebäude stand ringsum frei, mitten in einer Gartenanlage vor dem Schifftore, auf trockenliegendem Rostholz, weshalb das ganze Gebäude sehr bald viele Risse zeigte.

Aber auch über die Kaserne hatte man bald zu klagen. Schon Prökl schreibt im Jahre 1877: „Die Kaserne hat sehr viel feuchte Zimmer, weil sämtliche Mauern bis hinauf zum Dache ganz unpraktisch von schlechten Mauerstein, die sich wegen ihrer hygroskopischen Eigenschaft gar nicht zum Bau von Wohnungen eignen, auch von keinem Bauunternehmer in Eger zum Bau von Wohnunglokalitäten verwendet werden, erbaut wurden. Viele hierwegen schon abgehaltene Kommissionen föhrten zu keinem Resultate. Tausende sind auf Besserung schon fruchtlos verschwendet worden.“

Und Tausende wurden auch in der Folge noch fruchtlos verschwendet. Die Klagen über die nassen Wände wollten nicht verstummen. Der Grund dieser Übelstände war aber wohl nicht allein in dem ungeeigneten Baumateriale, sondern wohl mehr noch in dem Umstande zu suchen, dass das Gebäude so ungünstig an einer Berglehne situiert war, von welcher beständig Feuchtigkeit in die Mauern drang. Man erkannte den auch seitens der Stadtvertretung bald, dass man diesen unhaltbaren Zuständen ein Ende machen müsse und schon vor etwa 15 Jahren warf der damalige Bürgermeister Herr Dr. Gustav Gschier die Frage der Erbauung einer neuen Infanteriekaserne auf.

Es wurden auch mehrmals Kommissionen diesbezüglich abgehalten, aber die Militärbehörde konnte sich zur Erbauung einer neuen Kaserne in Gemäßheit der Bestimmungen des Einquartierungsgesetzes lange nicht entschließen. Erst im Jahre 1909 wurde die Angelegenheit plötzlich spruchreif, da sich ergab, dass der Bauzustand der Kaserne geradezu sicherheitsgefährlich für die Bewohner derselben war. Mehrere Decken waren bereits eingestürzt, andere waren nahe daran, dasselbe Schicksal zu teilen. Ganze Kompagnien mussten ausquartiert und in der Obertorvorstadt errichteten städtischen Militärbaracken untergebracht werden. Nun sah auch die Militärbehörde ein, dass diesen unhaltbaren Zuständen ein Ende gemacht werden muss.

(EJ 1914,267-8)
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