SEHENSWÜRDIGKEITEN BEDEUTENDE ÖFFENTLICHE GEBÄUDE VORSCHUSSVEREIN
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Vorschussverein

Heute siedelt im Gebäude das Polizeirevier Cheb der tschechischen Polizei.
Öffentliches Gebiet
Ein erstes Gebäude im Stil der altdeutschen Renaissance von 1898, vermutlich von C. Haberzettl. 1928/1929 durch einen größeren Neubau ersetzt. Ein wuchtiges Eckgebäude in schmucklosem, funktionalem Stil, ohne historisierende Rücksichten. Das Außenbild ist bestimmt von kubischen und zylindrischen Formen, die so ineinanderkomponiert sind, daß ein kulissenartig gerundeter Trakt mit turmartigen Risaliten überschnitten wird von Bauteilen, die in den Obergeschossen schichtenweise zurücktreten. Der Gesamteindruck ist der eines Schiffsbuges, der durch einen polygonalen Eckerker akzentuiert wird. Die Einzelformen sind der Antike entlehnt, aber ins Funktionale uminterpretiert.

(Kunst 1992,609)
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VALDŠTEJNOVA 600/4

Historische Texte

Kunst 1992

Auch der Neubau des Spar- und Vorschussvereins stößt machtvoll in die Straße, doch hier weichen die Stock­werke an der Ecke schichtenweise nach hinten zurück, wo sie von einem sechsgeschossigen, kulissenartig gerunde­ten Trakt hinterfangen und abgeschlossen werden. Er tritt als Mittelrisalit in Erscheinung an beiden Fassaden, die, betont durch flache seitliche Wandpfeiler, senkrecht nach oben steigen und sich so fast turmartig von den Geschossweise zurückweichenden Gebäudeteilen an der Ecke und an den Flanken abheben. Dieser Turmcharakter wird noch verstärkt durch die vertikale Verbindung der drei obersten Risalitgeschosse durch schmale Lisenen, zwi­schen denen die funktionalen Rechteckfenster rahmenlos eingespannt sind. Der Risalit zum Goethering verbreitert sich nach unten zu und öffnet sich im Erdgeschoss zwi­schen verdoppelten Wandpfeilern zu einem großen, recht­eckigen Portal.

Auch hier sind Masse und Reihung tonangebend, doch das Stakkato geht nun nach oben, und die Dynamik stößt aus der Tiefe nach vorne, wobei wiederum das Bild des Ozeandampfers suggeriert wird. Dessen Bug wird hier von einem zweistöckigen, polygonalen Eckerker gebil­det, der mit einer Kante keilförmig zur Kreuzung gerich­tet ist. Mit ihm wird ein historistisches Zitat durch seine formale Einbindung in die Fassade mittels ungebrochen durchlaufender Gesimse und Fensterreihen im modernen Sinn uminterpretiert.

In ähnlicher Weise basieren auch an­dere Einzelformen auf historistischen, vor allem antiki­schen Vorbildern, die im Geiste einer modernen, funktio­nalen Architektur in völliger Schmucklosigkeit neu for­muliert sind. Das sind unter anderem die Risalite mit ihren Lisenen und Wandpfeilern und den das Portal flan­kierenden Doppelpfeilern sowie ein durchlaufendes Kranzgesims mit einer Attika über dem turmartigen Trakt, der die beiden Risalite in einem konkaven Halb­kreis verbindet.

(Kunst 1992,217)
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Boháč 1999

Egerländer Spar – und Vorschussverein
Im Herbst 1899 wurde an der Ecke der Wallenstein- und Ringstraße neben der evangelischen Schule ein neues Gebäude der egerländischen Kreditanstalt fertig gestellt. Über den Bau, der zusammen mit der neuen Brücke über die Eger bei der Bartholomäuskirche zu dem größten Bauereignis des letzten Jahres im vorigen Jahrhundert in Eger wurde, entschied der Vorstand der genossenschaftlichen Kreditanstalt auf der Hauptversammlung am 15. August 1898. Im Oktober des gleichen Jahres wurden die Bauarbeiten begonnen, die die Egerer Firma des Baumeisters Franz Krauses ausführte. Fast auf den Tag genau nach einem Jahr, allen Hindernissen zum Trotz, als große Quellen der unterirdischen Gewässer ständig den Bauverlauf gefährdeten und erst zu Weihnachten 1898 die Fundamente fertig gestellt werden konnten, wurde am 15. Oktober 1899 das neue Gebäude feierlich eröffnet.

Die Egerer Kreditanstalt, gegründet im Jahre 1873, gehörte in dieser Zeit neben der Egerer Sparkasse, die schon seit 1886 in einem neuen repräsentativen Gebäude am Marktplatz siedelte, zu den größten Finanzinstitutionen des Egerlandes. Gerade dieses historisierende Neurenaissancegebäude der Sparkasse (heutige Post in Eger) wurde auch für die Mitglieder des Kreditanstaltvorstandes ein Vorbild. Der damals bekannte Egerer Projektant und Baumeister Johann Siegl entwarf einen Bau, der den Ansprüchen der prunkhaften Repräsentierung der späten Gründerperiode entsprach. Nicht umsonst wurde im Herbst 1899 dieses Gebäude als Zierde der Ringstraße bezeichnet. Die freien, dekorativen Giebel über dem mittleren Risalit der beiden Hauptfassaden, durch einen turmartigen Erker in den Stockwerken an der Ecke in Richtung zur frequentierten Bahnhofstraße ergänzt, machten deutlich, dass im Gebäude eine ehrwürdige, finanziell starke Gesellschaft ihren Sitz hat.

Nicht anders war es im Interieur des heute nicht mehr existierenden Hauses. Durch ein freies doppelflügeliges Treppenhaus kam man in die Vorhalle, die im Egerer Stil eingerichtet war, und von hier aus trat man in drei Büroräume ein.

Diese Kassenräume und Büros waren nicht nur mit einer modernen Alarmanlage ausgestattet, aber auch das Interieur selbst das Holzverschalung und gläserne Zwischenwände kombinierte, unterstrich den Prunk der äußeren Gebäudegestaltung. Diesem Geist entsprach auch die Einrichtung des Sitzungsraumes und großen Saals des Aufsichtsrates.

Dieser historisierende Finanzpalast ging im Sommer 1929 zu Grunde.

Die Kreditanstalt in Eger, die zu dieser Zeit fast 4000 Mitglieder hatte und Einlagen in Höhe von 135 Millionen Kronen bewirtschaftete, ließ sich wieder durch die Konkurrenz inspirieren.

Die Eskomptbank ließ an der Egerer Hauptkreuzung in den Jahren 1928-29 ein neues, modernes Gebäude bauen. Der neue Typ undekorativer, funktioneller Architektur wurde zur Vorlage für den Umbau der Kreditantalt. Nach den Plänen des Architekten Franz Proschs aus Franzensbad, der das ganze Gebäude um drei Stockwerke erhöhte und den mittleren Teil des Hauses als mächtige Kubustürme zum Ausdruck brachte, baute der Egerer Baumeister Jaczik den ursprünglichen Neurenaissancebau in einen modernen Bunker der neuen Zeit um. Kein Wunder, dass dieses expressiv-robuste Gebäude als Bunker und Festung zum Hauptsitz der sozialistischen Polizei (SNB – „Korps der nationalen (Un)Sicherheit “ wurde.

Der beinahen Vollkommenheit, dem Inhalt und der Form des geistigen Horizonts dieses neuen Amtes angemessen, entsprachen auch die folgenten Umbauten und andere Verbesserungen dieses altneuen Egerer Hauses im Laufe der letzten 50 Jahre.

(Boháč 1999)
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