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Die Volksbücherei

Für die Öffentlichkeit zugänglich (nach Öffnungszeiten) 360° Ansicht
Errichtet 1909 – 1910 von dem Teplitzer Architekten von Loos. Sie sollte neben dem Stadttheater einen weiteren kulturellen Mittelpunkt Egers bilden, mit großem Lesesaal und einem Vortragsraum für 300 Zuhörer. Das Gebäude ist nach drei Seiten mit reichgeschwungenen Trauf- und Giebelabschlüssen zu Schafassaden ausgebildet, die durch phantasievolle Jugendstilornamentik in verschiedenen Materialien ausgeschmückt sind.

(Katalog 1994,84)
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Historische Texte

EJ 1912

Die Dominik Kreuzinger´sche Volksbibliothek

Am 21. April 1903 starb in Arco, fern seiner geliebten Heimatstadt Eger, Herr Dominik Kreuzinger, beh. aut. Maschinenbauer in Eger. Herr Kreuzinger war ein ideal veranlagter, wissenschaftlich gebildeter und tüchtiger Mann und ein edler Charakter. Das bewies er schon bei Lebzeiten durch seine ganze private und geschäftliche Betätigung. Den besten Beweis aber erhielt die Oeffentlichkeit von dieser Tatsache nach dem Tode dieses wackeren Mannes durch das hinterlassene Testament desselben vom 15. September 1902, in welchem ein Legat von 400 000 K zur Errichtung einer Volksbibliothek in Eger bestimmt wurde. Dadurch wurde es endlich möglich, einen schon längst von allen Gebildeten und Bildungsbeflissenen der Stadt Eger gehegten Wunsch zu erfüllen.

Herr Kreuzinger hatte in seinem Testamente bestimmt, dass sein Schwager Herr Adolf Niklas, Oberingenieur in Teplitz und sein Freund Herr JUDr. Eduard Lederer, Rechtsanwalt in Eger, der Stiftungsbehörde alle auf die Errichtung der Volksbibliothek gerichteten Vorschläge zu unterbreiten haben. Die beiden genannten Herren nahmen sich der Sache wärmstens an und nach gründlichem Vorstudium der Angelegenheit wurde in einem der schönsten und gesündesten Teile der Stadt Eger, in unmittelbarer Nähe des Theaterplatzes und im Zuge der Gschierstraße, durch das Entgegenkommen des Egerer Bürgermeisters Herrn Dr. Gustav Gschier ein schöner Bauplatz erworben und der Wettbewerb für das Gebäude ausgeschrieben, der 38 Entwürfe einbrachte. Drei davon wurden mit Preisen ausgezeichnet und zwei mit Anerkennungen. Nachdem zu dem ersten, als besten für den Bau geeigneten Entwurf erst die Detailpläne, u. zw. unter Zugrundelegung des Bauplatzes ausgearbeitet werden mussten, wurde mit der Ausarbeitung derselben Herr Architekt v. Loos in Teplitz betraut, welcher diese Arbeit um den Pauschalbetrag von 2000 K lieferte. Das Detailprojekt wurde unter Intervention des Herrn Oberingenieurs Adolf Niklas ausgearbeitet und bildete die Grundlage für die Bauausschreibung und Bauvergebung.

Unter 14 Angeboten befand sich auch das des Herrn Baumeisters Franz Kraus in Eger, welches als Generaloffert mit 7 Prozent Nachlass am besten entsprach und zu dem Übereinkommen führte, dass genannter Baumeister den größten Teil des Baues ausführte und nur einzelne Arbeitsgruppen direkt vergeben wurden.

Dies war im August 1908; der Bau begann am 17. August. Die eigentliche Durchführung desselben wurde im Jahre 1909 vorgenomen, währen das Jahr 1910 zur Herstellung der inneren Einrichtung der Bibliothek gewidmet war. Nun galt es, die zukünftige Verwaltung in die Hände eines tüchtigen Mannes zu geben und war Herr Karl Kreuzinger eifrigst bemüht, einen solchen Mann in der Person des Herrn Direktors Schönecker zu finden, ebenso, wie es gelang, auch eine strebsame Bibliothekarin in Fräulein Laubner zu engagieren, die sich mit Eifer in den Dienst der Sache stellte, um mit Sachkenntnis alle Einrichtungen zu treffen, die umfangreiche Katalogisierung vorzunehmen und alle Vorbereitungen zu treffen, um die Bibliothek in Gang zu bringen und den Betrieb zu eröffnen.

Diese Eröffnung erfolgte am 12. Feber 1911 um 11 Uhr vormittags. Das große Interesse für die neue Institution dokumentierte sich vor allem in der starken Teilnahme an der Feier seitens der Egerer Bevölkerung. Der Vortragssaal, in dem die Feier stattfand, war dicht besetzt. Kurz nach 11 Uhr fand sich auch das Kuratorium ein, worauf der Testamentsvollstrecker und Freund des Verstorbenen, Herr Dr. Lederer, das Podium betrat, mit einigen kurzen Worten die Anwesenden begrüßte und dem Herrn Oberbezirksarzt Dr. Quirsfeld, Mitglied des Kuratoriums und Obmann des Wissenschaftlichen Vereines in Eger das Wort zu einer großzügig gehaltenen, mit großem Beifalle aufgenommenen Festrede das Wort erteilte. Der Redner hob die Bedeutung der Volksbibliothek im Allgemeinen und der Egerer Volksbibliothek im Besonderen hervor und fand für die schöne Tat des edlen Stifters begeisterte Worte der Anerkennung. Sodan gab Herr Oberingenieur Niklas ein Bild des Werdeganges der Volksbibliothek, sprach allen Mitarbeitern am Werke den wärmsten Dank aus und erklärte die Bibliothek für eröffnet. Das Wort ergriff hierauf nochmals Herr Dr. Lederer. Er ergänzte die Ausführungen des Herrn Niklas insofern, als er dessen großen Verdienste um die Bibliothek in das richtige Licht setzte und auch weiterer Zuwendungen seitens mehrerer Mitglieder der Familie des Stifters gedachte, die namentlich zu nennen er aber nicht das Recht habe. Er dankte sodann allen Erschienenen für ihre Anteilnahme und bat, nunmehr unter Führung des Herrn Direktors die übrigen Räume der Bücherei in Augenschein zu nehmen.

Damit war die Feier beendet und die Teilnehmer an derselben begaben sich in die im Erdgeschosse liegenden Lesesäle und Bibliotheksräumlichkeiten, um dieselben zu besichtigen. Alle Besucher waren von dem Gesehenen hoch befriedigt und verließen das Gebäude der Volksbibliothek mit dem Bewusstsein, dass dasselbe ein würdiges Heim geworden ist für Bildung und Gesittung, im Sinne des edlen Stifters und zum Nutzen und Segen für die ganze Bevölkerung seiner Vaterstadt Eger.

Es erübrigt uns somit nur noch, das Gebäude und seine Einrichtung in kurzen Worten zu beschreiben. Wir folgen dabei der fachmännischen Schilderung des Erbauers der neuen Volksbücherei, des Herrn Baumeisters Franz Kraus in Eger, welche wir durch einige gelungene photographische Aufnahmen illustrieren wollen.

Das Gebäude der Dominik Kreuzinger´schen Volksbücherei wahrt in seiner ruhigen und vornehmen Architektur schon äußerlich den Charakter eines den öffentlichen Wohlfahrtsinteressen dienenden Objektes. Die glückliche Wahl des ruhigen, außer dem Stadtgetriebe liegenden Bauplatzes ermöglichte es dem Architekten, das Gebäude derart zu situieren, dass auch den rigorosesten Anforderungen nach Licht und Luft entsprochen werden konnte und tatsächlich präsentiert sich der prächtige Bau von drei Seiten frei und unverdeckt dem Beschauer.

Von der Straße abgerückt und von dieser durch vorgelagerte Gartenanlagen getrennt, ragt das Gebäude aus den grünen Rasenflächen auf kräftigem Quadersockel ruhend, in mächtiger, doch ruhig wirkender Architektur, schon in der Silhouette wirksam empor. Die Außenarchitektur des Gebäudes ist barock gehalten, in dezentester Weise an die Moderne anklingend.

Der gegen Osten gekehrten Eingangsseite ist eine geräumige Vorhalle mit einem mächtigen Rundbogenfenster vorgelagert, zu der eine breite Freitreppe mit Steinbalustrade emporführet.

Die gegen Süden gerichtete Hauptfront gibt dem Beschauer Aufschluss über den Zweck des Gebäudes. Ein breiter Seitenrisalit mit Giebelkrönung trägt die Aufschrift in stilvoller Umrahmung und an der Rücklage stellt ein großes Relief in meisterhaft künstlerischer Ausführung die Verteilung der unsterblichen Werke unserer Dichterheroen an alle Berufsstände in allegorischen, lebensgroßen Figuren dar.

Die gegen die Gschierstraße gerichtete Fassade ist in ihrer ganzen Frontbreite von einem groß ausladenden Giebel bekrönt, dessen schöne Linie sich wirkungsvoll gegen das mächtige, dunkle Mansardendach abhebt. Ein mit einer Steinbalustrade gekrönter Erker ist dieser Front vorgelagert.

Ebenso wirkungsvoll und dem Charakter der Stiftung angepasst, wie das Äußere, ebenso zweckmäßig und übersichtlich ist die innere Einstellung des Gebäudes, die es jedem Besucher leicht ermöglicht, sich sofort zu orientieren.

Ein breiter Windfang trennt die Vorhalle von dem prächtigen Vestibule, dessen ungemein ansprechende, geschmackvolle Ausschmückung den besten freundlichsten Eindruck gewinnen lässt. Rechter Hand führt eine breite Marmortreppe zu dem Obergeschoß, während links vom Eingang das Bronzebildnis des edlen Stifters oberhalb des Marmorkamins den Besucher begrüßt. Geradeaus gelangt der Besucher in die Bücherausgabe, von welcher sowohl der Büchersaal, wie der Lesesaal zugänglich erscheinen.

In dem geräumigen Büchersaal von 120 m2 Bodenfläche finden in übersichtlicher Anordnung die Bücherregale Ausstelung, während eine breite, ringsumlaufende Galerie zur Aufnahme weiterer Bücherrepositorien dient.

Der überaus gut belichtete Lesesaal wird durch seine Größe auch den weitestgehenden Anforderungen Rechnung tragen können. Die geschmackvolle Einrichtung desselben steht in vollem Einklang mit dem hellen freundlichen Saal. Die zweckmäßige Anordnung der Lesetische und der Trennungswände ermöglichen es jedem Leser, sich ein stilles, ungestörtes Plätzchen zu sichern.

Im ersten Stockwerke befindet sich nebst der Wohnung für den Kustos und einem Sitzungszimmer ein großer Vortragssaal, mit dessen Schaffung einem wesentlichen Bedürfnis unserer Stadt abgeholfen wurde. Auch dieser Saal ist räumlich vollkommen ausreichend; er bietet vielen Besuchern Raum und wird infolge seiner vortrefflichen Akustik gerne und vielfach von Vortragenden, wie Publikum benutz werden.

Im Souterrain, das dank der vortrefflichen Bauanlage in allen Räumlichkeiten vollkommen trocken und bestens belichtet ist, befinden sich noch Reserveräume für Büchervorräte, die mit dem eigentlichen Büchersaal in unmittelbarer Verbindung stehen. Auch die Hausbesorgerwohnung und die Zentralheizungsanlage und alle für Volksbücherei und Wohnungen erforderlichen Nebenräume sind daselbst untergebracht.

So bietet das Gebäude der Dominik Kreuzinger´schen Stiftung in allen seinen Teilen nur das Zweckmäßigste und Beste. Möge das neue Institut, das mit einem reichen und auserlesenen Büchermateriale ausgestattet ist und für dessen Weiterbestand durch den Stifter selbst gesorgt ist, seinen Zweck, Bildung und Wissen ins Volk zu tragen, voll erfüllen. Der Stifter aber hat sich durch dieses stolze Geschenk an seine Vaterstadt selber ein unvergängliches Denkmal gesetzt.

(EJ 1912,229-34)
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Eger 1931

Kreuzingrische Volksbücherei

Von größter Bedeutung ist seit langem die Dominik Kreuzinger´sche Volksbücherei. Sie ist eine Vorkriegsgründung und verdankt ihre Entstehung einer letztwilligen Verfügung des im Jahre 1903 verstorbenen Egerer Fabrikbesitzers Ing. Dominik Kreuzinger. Nach dem Willen des Stifters sollte die Volksbücherei eine selbständige deutsche Bildungsstätte sein, an der allen Kreisen der Bevölkerung Egers gediegener Lesestoff und Vorträge geboten werden. Darnach wurde das in den Jahren 1908/09 aufgeführte eigene Volksbüchereigebäude eingerichtet. Es enthält einen geräumigen Lesesaal, einen großen Bücherraum mit Schalterhalle, einen 300 Zuhörer fassenden Vortragssaal mit eigenem Bildwerfer sowie die notwendigen Nebenräumlichkeiten.

Die Dominik Kreuzinger´sche Volksbücherei wurde am 12. Hornungs des Jahres 1911 eröffnet. In dem geschmackvoll und zweckdienlich eingerichteten Leseraum der Volksbücherei liegen 44 Zeitungen aller Parteirichtungen und 56 Zeitschriften auf, außerdem steht den Lesern noch eine Handbücherei zur Verfügung. Der Leseraum ist täglich geöffnet und wird, namentlich in den Wintermonaten, sehr stark benützt.

Die Bücherei enthält gegenwärtig 15.380 Bände aus dem Gebiete des schönen Schrifttums und aus allen Wissensgebieten, auch musikalische Werke. Die Bücher sind nach amerikanischem Dezimalsystem katalogisiert. Gegen Lösung einer billigen Lesekarte können alle Bewohner der Stadt Bücher an den täglich geöffneten Ausleihschaltern entlehnen. Die Zahl der eingeschriebenen Leser betrug in den letzten Jahren durchschnittlich 2500, die Zahl der ausgeliehenen Bände 72.000.

(Eger 1931, 103)
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Sturm 1952

Kreuzingersche Volksbücherei

Im kulturellen Leben Egers nahm die Dominik-Kreuzingersche-Volksbücherei eine besondere und sehr beachtliche Stellung ein; sie war für viele volksbildnerische Bestrebungen der schöpferische Mittelpunkt und geistige Anreger. Ihre Entstehung verdankt diese Bücherei einer letztwilligen Verfügung des im Jahre 1903 verstorbenen Egerer Fabrikanten Ing. Dominik Kreuzinger, eines kulturell vielseitig aufgeschlossenen Mannes. Nach dem Willen des Stifters sollte die Volksbücherei eine für alle Kreise der Egerer Bevölkerung bestimmte und selbständige Bildungsstätte sein.

Das Gebäude wurde aus dem Stiftungsvermögen in den Jahren 1909/10 errichtet; es enthält einen geräumigen Lesesaal, einen Vortragsraum für ungefähr dreihundert Zuhörer und die erforderlichen Büchermagazine mit Schalterhalle für die Buchausleihe, außerdem ein Besprechungszimmer und andere Nebenräumlichkeiten. Eröffnet wurde die Bücherei zu Beginn des Jahres 1911 (12. Feber). Hier konnten im täglich geöffneten Lesesaal die zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften – zu Beginn der dreißiger Jahre lagen hier 44 Zeitungen und 56 Zeitschriften auf – eingesehen und zu den täglichen Ausleihstunden Bücher aus den Gebieten des schönen Schrifttums und aller Wissenszweige, auch musikalische Werke entliehen werden. Der ständige Leserstamm betrug 1930 über 2 500, die Zahl der ausgeliehenen Werke belief sich auf 72 000.

Durch einen Vertrag des Kuratoriums der Kreuzingerschen Volksbücherei mit der Stadt Eger übernahm die Bücherei die durch das staatliche Volksbüchereigesetz vom Jahre 1919 vorgeschriebenen Aufgaben einer Gemeindebücherei. Nach diesem Gemeindebüchereigesetz stellte die Stadt zur Anschaffung und Erhaltung des Bücherbestandes alljährlich einen bestimmten, aus der Kopfzahl der deutschen Bevölkerung errechneten Betrag zur Verfügung. Die Bücherauswahl bei Neuanschaffung lag im Aufgabengebiet des städtischen Büchereirates, der sich aus Verteretern der politischen Parteien, der Leserschaft und des Kuratoriums der Kreutzingerschen Volksbücherei zusammensetzte. Die Wünsche der Leser wurden hiebei weitgehend berücksichtigt.

Neben der ureigensten Aufgabe als Volksbücherei war dieses Institut im Sinne seines Stifters auch um die Pflege eines geregelten Vortragswesens eifrig bemüht. Während vieler Jahre wurden so im Vortragssaal dieses Gebäudes zahlreiche Vorträge aus den verschiedensten Gebieten der Wissenschaft, der Heimatforschung und Heimatpflege und der Kunst, sowie sehr häufig Dichterlesungen veranstaltet. Die Auswahl der Vortragsthemen und der Vortragenden oblag einem eigenen Ausschuß, in welchem das Büchereikuratorium und der Bezirksbildungsausschuß vertreten waren. Besonders war man bemüht, in inhaltlich abwechslungsreichen Vorträgen und Vortragszyklen namhafte Vertreter der entsprechenden Wissensgebiete und für künstlerische Darbietungen gute Fachkräfte zu gewinnen. Diese Volksbildungsvorträge, die regelmäßig an einem bestimmten Tag der Woche abgehalten wurden, sind zu einer ständigen und in der Bevölkerung beliebten Einrichtung geworden. Außer solchen Vorträgen und Dichterlesungen wurden in der Volksbücherei in regelmäßigen Programmen auch wertvolle musikalische (Kammermusik) und gesangliche Veranstaltungen geboten. Dergestalt bildete die Volksbücherei neben dem Stadttheater einen der wichtigsten Stützpunkte des kulturellen Lebens in Eger.

Die Seele des gesamten Volksbildungswesens, wie es sich hier in dem Wirken eines Institutes widerspiegelt, war der Gymnasialprofessor Anton Krauß, ein von tiefer Heimatliebe und echtem humanistischem Geist durchdrungener Idealist. In ihm hatte Eger und das weite Egerland auch einen kenntnisreichen und aufopfernden Verfechter vor allem der bodenständigen kulturellen Tradition, die er als Herausgeber der Zeitschrift „Unser Egerland“ (seit 1920) unermüdlich zu wahren und zu vertiefen bestrebt war.

(Sturm 1952,405)
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Kunst 1992

Volksbücherei

Ein weiterer kultureller Glanzpunkt im Spektrum des Egerer Bildungsbaus ist die Dominik-Kreuzingersche Volksbücherei an der Ecke Gschierstraße/Goethering. Sie wurde 1908-1910 aus dem Stiftungsvermögen des Maschinenbaufabrikanten Dominik Kreuzinger nach den in einem Wettbewerb ausgewählten Plänen des Teplitzer Architekten vorn Loos durch den Egerer Baumeister Franz Kraus errichtet. Am 12. Februar 1911 wurde sie fei­erlich eröffnet.

Der Bau steht auf einem begrünten Areal nach allen Seiten frei, was des optimalen Lichteinfalls wegen beab­sichtigt war. Interessanterweise fehlen am Außenbau die traditionellen Würdeformen; jede Systematik und Sym­metrie ist tunlichst vermieden. Nur an einem Runderker in der Mitte der Westwand und am pavillonartig vorgezo­genen Eingangsraum im Osten ist das Würdemotiv der Säule ohne struktive Funktion zitatartig eingebracht. Wir glauben, vor einem phantasievoll und heiter bewegten Villenbau des Jugendstils zu stehen: In pulsierendem Rhythmus schwingt sich die Fassadensilhouette über Längswände und Giebel, die sich entweder ausladend über eine ganze Front erstrecken oder einen seitlich her­ausgezogenen Risalit bekrönen. Das Ornament, das sich hier frei über die Fläche und rahmend um Fenster, Portale und Säulenschäfte rankt, ist noch weitgehend histori­stisch dem Rokoko entlehnt. Nur in einem großen Relief an der Südfassade, das die Verteilung der Werke der Dichtkunst an die verschiedenen Berufsstände darstellt, klingen bereits Pathos und Härte des für die dreißiger Jahre so typischen „Bildhauerstils“ an. Das Innere ist sachlich und funktional eingerichtet, wenngleich auch hier noch historistische Formen Pate standen, wie etwa bei den der Renaissance nachempfundenen Türrahmen. Neben dem Bibliotheksraum umfasst das Gebäude noch einen großen Vortragsraum für 300 Zuhörer.

(Kunst 1992,212)
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